Last days on Earth: Thriller (German Edition)
passen die anderen Diebstähle dann hinein? Warum hat er den Wachmann getötet? Und wieso hat er keinen echten Einbruch simuliert? Es passt und passt wieder doch nicht. Aber ich muss zugeben, dass ebendas der erste Gedanke war, der mir auch gekommen ist.«
Karla klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter ein und grub in ihrer Jacke nach Stift und Notizbuch. Sie schrieb »Felsenstein«, »Schlüssel?« und »Versicherung!«. Während sie schrieb, sagte sie: »Als Nächstes kümmern wir uns um die Staatliche Bibliothek. Und Sie hängen sich noch mal an diese Kuratorin. Sagen Sie Brad, er soll seinen Charme bis zum Anschlag aufdrehen. Die Kuh verschweigt uns etwas!«
Raoul lachte so laut, dass es im Hörer schepperte. »Sind Sie sicher, dass Sie eine Hexe sind? Das war tiefschwarz, Kollegin van Zomeren.«
Karla grinste. »Bis morgen, Kollege Winter.« Sie legte auf und streckte sich. Heute an ihrem freien Tag hatte sie die Unterlagen über die Diebstähle noch mal durchgehen wollen, um nach Verbindungen zu suchen. Und natürlich wartete noch die Zeitungslektüre, die immer eine Menge Zeit schluckte. Sie sah sehnsüchtig zu dem einladend aufgebauschten Deckenberg hinüber. Es wäre so schön, jetzt einfach wieder darunterzuschlüpfen, sich an Kit zu kuscheln und noch eine Stunde zu schlafen. Wie es sich wohl angefühlt hätte, wenn er sie gestern infiziert hätte?
Sie erinnerte sich, was Kit ihr einmal, in einem seltenen Moment der völligen Entspannung, darüber erzählt hatte. Ein Vampir entstand nicht per Zufall. Der menschliche Partner musste bereit sein, dem Vampir so viel von seinem Blut zu geben, bis er an der Schwelle des Todes stand. Nur das betäubende Gift bewahrte ihn davor, endgültig zu sterben. Und dann musste der Mensch das Blut des Vampirs trinken. Auch eine Art der Blutwäsche, dachte Karla und schüttelte sich. Kit hatte ihr das sicherlich erzählt, um ihr die Möglichkeit zu zeigen, die ihr offenstand. Aber sie war nicht bereit dazu und glaubte auch nicht, dass sie es jemals sein würde.
Kurz entschlossen stopfte sie Telefon und Notizbuch in ihre Jacke zurück und kroch wieder zu Kit unter die Decken. Sein ruhiger Atem wiegte sie in den Schlaf.
Es stand bereits ein Frühstück auf dem kleinen Tisch am Fenster, als sie aus dem Bad kam. Karla rubbelte sich die Haare trocken und warf das Handtuch über die Stuhllehne.
Kit lächelte sie über seine Zeitung hinweg an und hob die Kaffeetasse an die Lippen.
Während sie frühstückte, blätterte sie in ihren Notizen. Morgen früh musste sie zuerst mit Obermagister Korngold sprechen. Er würde ohnehin wissen wollen, wie der Stand ihrer Ermittlungen aussah. Dann würde sie mit Winter entweder die Staatliche Bibliothek aufsuchen oder Dr. Oberholz, falls sie ihn erreichten. Die Kuratorin konnte warten.
Sie blickte auf und sah in Kits Augen. Er schien sie schon eine ganze Weile zu beobachten. Karla schlug ihr Notizbuch zu und erwiderte den Blick. »Reden wir«, sagte sie.
Kit warf einen Blick auf die Uhr und zuckte mit den Achseln. »Ich habe in zwanzig Minuten einen Termin. Sollen wir es verschieben?«
Karla beugte sich vor und stützte die Hände auf den Tisch. »Nein«, sagte sie ruhig. »Ich habe gesagt, wir gehen getrennter Wege, wenn du mir nicht ein paar Dinge erklärst. Das habe ich so gemeint, Kit.«
Seine Lider zuckten. »Gut«, erwiderte er nicht weniger ruhig. »Was willst du wissen?«
»Perfido.«
Kit stand auf und ging zum Fenster. Er legte die Hand auf den dichten Vorhang, als wollte er ihn aufziehen. Aber er strich nur sacht darüber, als befühlte er das Sonnenlicht, das den Stoff wärmte.
»Kit«, sagte sie sanft, »ich möchte dich nicht quälen. Aber mit der Beziehung zu dir bewege ich mich auf sehr dünnem Eis. Wenn du geschäftlich oder anderweitig mit Perfido verbandelt bist, muss ich das wissen, um abschätzen zu können, was auf mich zukommt, wenn meine Verbindung zu dir publik wird. Kit, du musst doch auch meine Lage verstehen!«
»Ich verstehe dich ja«, erwiderte er. »Aber bitte hab auch du Verständnis. Es verstößt gegen jede Regel, wenn ich dich einweihe. Du bist eine Taggeborene, eine Lichtwandlerin. Du bist keine von uns!« Mit einer heftigen Bewegung wandte er sich ab und stand da, die Arme verschränkt und den Kopf gesenkt.
Karla seufzte. »Dann war es das?« Als er nichts darauf erwiderte und sich nicht bewegte, steckte sie ihr Notizbuch in die Tasche und nahm ihre Jacke. Sie wartete einen Moment, ob Kit
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