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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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erstickt. »Sie sind entzückend, wenn Sie sich echauffieren. Ich könnte Sie küssen.«
    »Unterstehen Sie sich!« Karla begann wider Willen zu grinsen. »Brad?«
    Er wandte ihr kurz den Kopf zu, und sie blickte in seine amüsiert funkelnden Augen. Es war zweifellos Raoul, ganz und gar ohne Einmischung seines Daimons.
    »Warum finden Sie das so amüsant?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, irgendwer ist daran interessiert, die Ermittlungsbehörde an der Nase herumzuführen. Tora-san hat Wind davon bekommen und ihren Hund von der Leine gelassen – mich. Ich könnte versuchen, sie zu den Hintergründen zu befragen, aber ich weiß, was sie antworten würde.« Er schwieg kurz und suchte die Häuserzeile ab. »Dort drüben ist die Bibliothek.«
    »Was würde Tora-san sagen?«
    »Raoul, mein Junge, wenn du endlich einmal lernst, dein eigenes Gehirn zu benutzen, sind wir einen großen Schritt weiter.« Er imitierte sehr gekonnt eine raue, dunkle Frauenstimme.
    Karla lachte. »Woher kennen Sie die Großmeisterin so gut?«
    »Sie war meine Lehrerin.« Hinter der Toreinfahrt öffnete sich ein großer, von Fensterfronten eingefasster Innenhof. Die Parkgelegenheiten lagen auf der linken Seite. Raoul steuerte den Jaguar in eine freie Lücke, stellte den Motor ab, öffnete seine Tür und setzte hinzu: »Und sie hat mich großgezogen.«
    Karla blieb verblüfft noch eine Sekunde länger im Wagen sitzen. Als sie ausstieg, war Raoul schon auf dem Weg zu der Treppe, die zum Haupteingang hinaufführte.

 

    12. 19. 19. 04. 01.
     
    Während Raoul die Treppe hinaufging, dachte er über ihre Worte nach. Es überraschte ihn ein wenig, dass er nicht überrascht war. Die Unlogik dieses Gedankens amüsierte ihn. Er lächelte, als er die Glastür aufzog und für Karla aufhielt.
    Er spürte, wie Brad sich träge regte. Da will uns wohl jemand aufs Kreuz legen.
    Raoul schüttelte unwillkürlich den Kopf. Das ergab keinen Sinn. Er ging auf den Empfangsschalter zu und beugte sich ein wenig vor, um der winzigen Kobold-Frau, die dahinter saß, ins Gesicht zu sehen. »Winter und van Zomeren«, sagte er und wies auf Karla, die ein Stück hinter ihm stehen geblieben war. »Behörde für Magische Belange. Wir haben einen Termin mit Herrn Dr. Meyring.«
    »Nehmen Sie bitte einen Moment Platz«, sagte die Empfangsdame mit piepsiger Stimme und griff zum Telefon.
    Raoul sah sich um. Dort standen ein paar unbequem aussehende Metallstühle neben einer verkümmerten Topfpalme. In der Erde steckten Zigarettenkippen.
    Raoul sah, wie Karla angewidert das Gesicht verzog. Nach dem gemeinsamen Abendessen hatte er das Gefühl gehabt, sie wäre ihm gegenüber ein wenig aufgetaut und hätte etwas von ihrer Distanziertheit und ihrem Misstrauen verloren. Aber heute erschien sie so zugeknöpft und unzugänglich wie bei ihrer ersten Begegnung. Lag es an dem, was dieser Vollidiot Loyal erzählt hatte? Raoul ballte unwillkürlich die Faust. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was der Großinquisitor über ihn gesagt hatte. Ihr letztes Zusammentreffen war alles andere als harmonisch verlaufen. Raoul erinnerte sich an eine explodierende Teekanne und eins von Loyals geliebten Zitronentörtchen, das dem Großinquisitor über der linken Augenbraue geklebt hatte.
    »Woran denken Sie gerade?«, fragte Karla.
    Raoul riss seine Gedanken von dem gelb-weißen Desaster in Loyals Gesicht los – und von dem Rausschmiss, der auf dem Fuße gefolgt war (nur seine enge Verbindung zur Großmeisterin war es, die ihn vor Schlimmerem bewahrt hatte), und zwang sich angesichts ihrer finsteren Miene zu einem Lächeln. »Was ist Ihnen über die Leber gelaufen?«, fragte er. »Haben Sie sich mit Ihrem Freund gestritten?« Sie hatte doch einen Partner erwähnt, oder hatte er etwas falsch verstanden? Dass dies genau der falsche Ansatz war, um sie ein wenig aufzumuntern, sah man sofort. Ihre Augen schleuderten kleine Blitze, und Raoul wich ihnen hastig aus. Es roch nach verschmortem Plastik. »Sorry«, sagte er. »Anscheinend habe ich einen wunden Punkt getroffen.«
    Karla murmelte etwas und zog das silber-schwarze Medaillon aus dem Ausschnitt. Sie warf einen schnellen Blick darauf und stöhnte.
    »Was ist das?«, fragte Raoul und beugte sich interessiert vor. Für ein Schmuckstück war es zu schlicht, es sah eher aus wie ein … »Ein Messgerät?«
    Karla ließ das Medaillon wieder verschwinden und nickte resigniert.
    Mit einem Winken unterbrach die Empfangsdame sie.

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