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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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diesen Worten verschwand sie im Lift.
    Raoul grinste hinter ihr her und lehnte sich wieder an die Wand.

 

    12. 19. 19. 04. 01.
     
    Das Café war rappelvoll, die Luft dick, und der gewaltige Lärmpegel ließ sie beim Eintreten zögern. Karla hatte vermutet, dass montagmittags nicht so viel los sein würde, aber es sah so aus, als wäre jeder Tisch besetzt. Sie war zehn Minuten zu spät. Sonofabiˇc hatte sicherlich nicht auf sie gewartet.
    Sie zog trotzdem noch schnell ein Päckchen Zigaretten aus dem Automaten – den Tipp hatte ihr V-Kobold gegeben – und arbeitete sich zum Durchgang vor, der ins »Gemischte Zimmer« führte. Zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Gästen hatte sich eine stillschweigende Übereinkunft etabliert: Die Menschen, die lieber unter sich blieben, nutzten den vorderen, kleineren Teil des Cafés, alle anderen gingen ins »Gemischte Zimmer«, das überdies den schöneren Blick auf den Fluss und eine Sonnenterrasse zu bieten hatte.
    Karla kniff die Augen zusammen, denn das durch die großen Glasfenster einfallende Licht blendete sie. Auch der hintere Raum war voll besetzt – nicht alles Menschen, aber beinahe alles weibliche Vertreter der jeweiligen Spezies. In einer der Nischen saß ein einzelner Mann und stierte trübsinnig in seine Tasse.
    Karla stieß erleichtert den Atem aus und steuerte den Tisch an. »Herr Sonofabiˇc?«
    Der Mann hob den Kopf und musterte sie aus trüben, gelblichen Augen. »Hm«, machte er. »Wer will das wissen?«
    Misstrauisch wie die Hölle. Karla ließ sich auf die gepolsterte Bank ihm gegenüber sinken und legte ihren Rucksack so neben sich, dass das Päckchen Zigaretten herausfiel.
    Sonofabiˇcs Blick wurde davon angezogen. Er leckte sich unwillkürlich über die Lippen. Sein stoppelbärtiges Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die wahrscheinlich ein Lächeln darstellen sollte. Er hatte lange, bräunlich gelbe Zähne.
    Karla erwiderte das Lächeln so herzlich, wie es ihr möglich war. »Karla van Zomeren«, stellte sie sich vor. »Wir haben miteinander telefoniert.«
    Er nickte ungeduldig. »Jaja. Kann ich – darf ich …«
    Karla schob seinen flatternden Fingern die Zigaretten hin. Er riss das Päckchen auf, grunzte und schob eine Zigarette in seinen Mund.
    Während er darauf herumkaute, nahm Karla, die Mühe hatte, ihren Blick von seinen mahlenden Zähnen abzuwenden, ihr Notizbuch heraus und legte den Kugelschreiber darauf. Die Serviererin brachte ihren Cappuccino und sah Sonofabiˇc fragend an. Der schüttelte den Kopf und schluckte. Tabaksaft lief aus seinem Mundwinkel, den er mit einer grauen Zunge ableckte. »Was wollen Sie von mir wissen?«
    Karla streute Zucker auf den Milchschaum und sah zu, wie er langsam versank. »Ich habe gehört, dass Sie besser als jeder andere in der Stadt über bestimmte Dinge informiert sind, die – hm – nennen wir es einmal so: die sich am Rande der allgemein anerkannten Regeln bewegen.«
    Sonofabiˇc fischte mit seinen krallenähnlichen Fingernägeln eine zweite Zigarette aus dem Päckchen. Sie verschwand wie die erste zwischen seinen Zähnen. »Nett formuliert«, sagte er undeutlich. »Man merkt, dass Sie Bücher schreiben. He?«
    Er grinste sie an. Karla hielt seinem Blick stand. »Herr Sonofabiˇc …«
    »Sonny«, erwiderte er. »Niemand nennt mich ›Herr‹.«
    »Sonny«, wiederholte Karla, »ich bin auf der Suche nach ganz speziellen Informationen. Kennen Sie sich auch mit Nachtgeborenen aus?«
    Sonofabiˇc hörte auf zu kauen und starrte ihr in die Augen. »Beißer? Blutsauger? Die Sorte Nachtgeborene?«
    »Die Sorte.« Was mochte er für ein Wesen sein? Ihr Informant hatte sich da einigermaßen unklar ausgedrückt. Dass er kein Mensch war, war deutlich zu sehen. Aber er schien auch nicht der Werwolf zu sein, mit dem sie gerechnet hatte. Eine der selteneren Gestaltwandlerformen? Ein Ghulmischling? Ein Troll? Aber dafür war er zu klein …
    Er grinste. »Sie überlegen, was ich wohl bin, he? Skratti.«
    »Bitte?«
    »Skratti. Das ist meine Art. Ihr Menschen nennt uns Schrat.« Er nahm seine Tasse und leerte sie schlürfend.
    »Ah. Ich dachte, Ihr Volk verlässt seine Wälder nie.«
    Er verzog das Gesicht. »Ich bin anders.«
    Das hätte Karla unterschrieben, ohne jemals einen anderen Schrat gesehen zu haben. »Also, zurück zu den Vampiren. Ich brauche alles, was Sie über ihre interne Organisation wissen. Was ist eine ›Gens‹, was bedeutet ›Princeps‹, was wissen Sie über

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