Last days on Earth: Thriller (German Edition)
zum Anbeißen angenehm, Magistra van Zomeren.«
Karla gab ihm amüsiert einen Knuff gegen die Schulter. »Und Sie entwickeln erstaunlich alberne Züge, dunkler Magus. Lassen Sie das, es schadet Ihrem schlechten Ruf.«
Raoul hielt sein Gesicht in die Sonne. »Ich kann verstehen, dass Sie lieber hier draußen sitzen. Wie war Ihr Termin?«
»Unergiebig.« Karla klappte ihr Notizbuch auf. »Was hat der Mitarbeiter des schmierigen Meyring Ihnen erzählt?«
Es war wie bei dem anderen Einbruch. Es gab keinerlei Spuren, und niemand hatte eine Erklärung. Die Bücher waren aus einem Safe entwendet worden. Sie waren gerade von einem Restaurator zurückgekommen und sollten am nächsten Tag wieder an ihren Platz in einem der Untergeschosse gebracht werden. Und der Tresor war ohne einen Kratzer geöffnet worden.
»Jemand hat die Kombination gewusst. Wahrscheinlich steckt ein Mitarbeiter der Bibliothek mit in der Sache.«
»Und im Museum ebenso?« Raoul schüttelte den Kopf.
Karla stützte das Kinn in die Hand. »Wer hatte Zugang zu diesem Raum? Und wer kennt die Kombination des Tresors?«
Raoul streckte die Beine aus. »Der Safe ist magisch gesichert«, sagte er düster. »Durch ein Sigillenschloss.«
Karla pfiff durch die Zähne. »Also war der Einbrecher jemand, der sich mit Chaosmagie beschäftigt?«
»Ein Sigillenschloss ist nicht ohne Weiteres zu knacken«, gab er zurück. »Sie müssten die Sigille lange genug im Voraus in ihrem Bewusstsein verankert haben.«
»Wo ist das Problem? Wenn derjenige Schlüssel hatte und jemanden, der ihm die Sigille verraten hat, dann kann er doch …«
»Die Sigille wird wöchentlich gewechselt«, sagte Raoul. »Bei jedem Wechsel ist ein anderer Mitarbeiter für das Öffnen der Tresortür zuständig. Der Wechsel geschieht zufällig, niemand außer dem Leiter des Museums weiß, welcher der Angestellten wann mit seiner Sigille zum Zug kommt. Und der Leiter wiederum kennt keine dieser Sigillen. Es ist ein absolut idiotensicheres System.«
»Also könnte jemand die Tür nur öffnen, indem er alle Mitarbeiter mit ihren Sigillen im Raum versammelt und sie probieren lässt, welche davon passt?« Karla seufzte.
Sie saßen eine Weile nebeneinander und blickten schweigend auf das Wasser. Ein Ausflugsdampfer tuckerte gemächlich den Fluss hinauf, Fetzen von Tanzmusik wehten herüber.
Karla stieß einen erbitterten Laut aus. »Sie müssen mir einen Schnellkurs in Chaosmagie geben, Raoul. Irgendwo darin muss die Lösung stecken, aber ich verstehe nicht genug von dieser Form der Magie, um sie zu erkennen.«
Der auffrischende Wind riss Haare aus Raouls Pferdeschwanz und ließ sie in sein Gesicht tanzen. Er schüttelte sie mit einer ungeduldigen Bewegung fort. »Ich verstehe genug davon, um sagen zu können, dass da nichts zu erkennen ist.«
»Seien Sie kein Idiot.« Karla drehte das Gesicht aus dem Wind. »Auch wenn keine Spuren hinterlassen wurden, war jemand da und hat all das verbrochen, und zwar mit Mitteln der Magie!« Sie erwiderte seinen düsteren Blick nicht minder finster. »Und ob es Ihnen nun passt oder nicht: Der Täter war ein Dunkelmagus!«
»Oder ein Versatiler«, wandte er ein. »Chaosmagie ist keine Domäne des Schwarzen Zweiges. Ich kenne sogar einige Hexen, die sie anwenden.«
Karla seufzte. Er hatte recht. Obermagister Korngold arbeitete mit Sigillen. Eine der Technikerinnen in der Spurensicherung war eine versierte Chaosmagierin. Der Einsatz von Chaosmagie engte die Auswahl nicht im Mindesten ein.
»Beginnen wir mit dem Motiv. Warum stiehlt jemand Bücher?«
»Warum stiehlt jemand ganz gezielt diese Bücher?«
Karla und Raoul sahen sich an. »Das Motiv ist nicht Geldgier, oder?«, fragte Karla.
»Warum hätte der Einbrecher dann mindestens genauso wertvolle oder noch wertvollere Exemplare stehen lassen?«
»Er stiehlt auf Bestellung.« Karla starrte auf ihr Notizbuch. »Für einen Sammler, der seine Sammlung komplettieren will.«
»Auftragsdiebstahl.« Raoul nickte. »Dafür spricht die Raffinesse der Vorgehensweise. Keine Spuren, keine Beschädigungen, aber zwei Morde.«
»Von denen einer augenscheinlich keiner war.« Karla streckte sich. »Ich verhungere. Jetzt und hier. Los, fangen Sie mir eine Möwe.«
Raoul stand auf und reichte ihr die Hand. »Ich weiß etwas Besseres. Außerdem muss ich mich noch für den Besuch bei Ihrem Chinesen räch…, revanchieren.«
12. 19. 19. 04. 01.
Karla musste zugeben, dass das italienische Restaurant, in das
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