Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Perfido?«
Er verzog den Mund und kratzte sich nachdenklich die Wange. »Das sind Fragen«, murmelte er. »Gefährliche Fragen. Wieso stellt so ein hübsches Ding so gefährliche Fragen, frage ich mich. He?« Die dritte Zigarette fand ihren Weg in seinen Mund.
»Ich kann auf mich aufpassen«, erwiderte Karla. »Mein Buch beschäftigt sich mit verschiedenen Spielarten illegaler Geschäfte. Ein Kapitel behandelt Blutschwarzhandel und Blutwäsche.« Karla trank aus ihrer Tasse. Sie leckte sich den Milchschaum von der Lippe und erwiderte Sonofabiˇcs lüsternen Blick mit einem drohenden: »Na!«
Er grinste und lehnte sich zurück. Der gepolsterte Stuhl knarrte. »Sie reden wie eine Hexe. Aber sie riechen nicht so. Sie riechen … Sie riechen nach …« Seine Nase zitterte, und er sog Luft durch die Zähne.
»Wonach soll ich riechen?« Karla schob ihm hastig die Zigaretten hin. »Nun schießen Sie schon los.«
»Nicht hier. Zu öffentlich.«
Karla musste an sich halten. »Wo dann?«
Er schob seinen Stuhl zurück und krallte sich die Zigarettenpackung. »Kennen Sie das Hotchpotch?«
Es gab sicher keinen Magister in der Stadt, dem dieser Laden nicht bekannt war. Karla nickte resigniert.
»Wir sehen uns da. Morgen Abend. Dann habe ich Ihre Informationen.« Er schob sich seitwärts aus dem Stuhl. Im Stehen war er nicht viel größer als im Sitzen, denn die Beine, die unter seinem speckigen Mantel hervorschauten, waren kurz und krumm. Karla sah, dass er sich wie auf ein drittes Bein auf einen räudig aussehenden Schwanz stützte, der hinten aus dem Gehschlitz des Mantels ragte.
Sonofabiˇc folgte ihrem Blick und bleckte die Zähne. »Sie wissen nicht viel, hm?« Er beugte sich vor und schnüffelte. »Keine Hexe, aber immerhin Hexenaroma.« Er verzog das Gesicht, schüttelte den Kopf. Dann streckte er die Hand aus, und Karla begriff erst nach einer Weile, was er wollte. Sie überwand ihren Widerwillen und gab ihm ihre Hand.
Sein Griff war fest, trocken und rau. Er nickte. »Gutes Mädchen. Über meinen Preis reden wir morgen Abend, he?«
»Warum nicht jetzt?«
»Weil ich jetzt noch nicht weiß, wie viel von meiner Haut ich für Sie riskieren muss.« Er grinste. »Danke für die Fluppen.«
Karla widerstand dem Impuls, ihre Hand abzuwischen, und sah ihm nach. Sie hörte, wie die Serviererin rief: »Deine Rechnung, Sonny!«
Wenig später stand sie an Karlas Tisch. »Sonny sagt, Sie bezahlen für ihn?« Karla lachte und beglich die Rechnung.
Sie verspürte wenig Lust, in dem vollen Café zu warten, und ging hinaus. Auf der kniehohen Mauer, die Promenade und Flussufer trennte, saßen Menschen und genossen die schon erstaunlich warmen Sonnenstrahlen. Das Licht glitzerte hell auf dem Wasser, über dem Möwen ihre Kreise zogen.
Karla suchte sich einen ungestörten Platz auf dem Mäuerchen. Sie blickte über das Wasser. Der Brief, den ihre Schwester ihr geschickt hatte, machte ihr Kopfzerbrechen. Helene war keine ängstliche Frau. Wenn sie anfing, »Gespenster zu sehen«, wie sie es selbstironisch nannte, dann war etwas faul. Helene hatte sie immer belächelt, wenn Karla ihr Weltuntergangsalbum erwähnte. Und jetzt schickte sie ihr sogar Ausschnitte aus einer Fachzeitschrift für Nuklearmagie.
Karla schrak zusammen. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie ein junger Mann herankam. Er stand vor ihr, die Augen hinter einer dunklen Brille verborgen.
Karla erwiderte den unsichtbaren Blick fragend. Der junge Mann, ein blasser, unscheinbarer Typ, nahm das als Einladung. Er blieb dicht neben ihr stehen, räusperte sich und fragte leise: »In nomine misericordiae, familiaris – haben Sie noch eine Gabe für einen darbenden Exsanguiniker übrig?«
Karla sah ihn verständnislos an. »Wie bitte?«
Er hob erschreckt die Hand. »Ich wollte nicht aufdringlich … Verzeihen Sie.« Er rannte beinahe davon.
Karla sah ihm nach. »Was war das denn?«, fragte sie halblaut.
»Dhampir, würde ich sagen«, sagte Raoul, der plötzlich neben ihr stand. Er sah dem jungen Mann mit zusammengekniffenen Augen hinterher. »Was wollte er von Ihnen?«
»Er hat mich um eine Gabe für einen darbenden Exsanguiniker gebeten.«
»Was?« Sie hatte Raoul noch nie so verblüfft gesehen wie in diesem Moment. Er ließ sich neben sie sinken. »Er hat was ?«
Karla schnaubte. »Erst dieser Skratti, dann das. Ich beginne an mir zu zweifeln. Rieche ich irgendwie artfremd?«
Raoul schnüffelte an ihrer Schulter. »Sie riechen
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