Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Ich bin dein Partner. Was auch immer Brad in den letzten Monaten angestellt haben mag, es fällt auf mich zurück. Wir sind beide tot, wenn wir nicht herausfinden, was hinter alldem steckt.«
Karla gab einen Moment lang nach und legte den Kopf an seine gesunde Schulter. Es fühlte sich gut an.
»Warum sollten sie das tun?«, fragte Raoul unvermittelt.
Karla löste sich aus seiner Umarmung und sah ihn fragend an.
»Vorausgesetzt, sie sind wirklich dazu in der Lage – warum sollten Drachen so etwas wie eine Weltuntergangsstimmung erzeugen wollen?«, präzisierte er. »Das ist doch in jeder Hinsicht schlecht für ihre Geschäfte.«
Karla kehrte zum Tisch zurück und blickte auf die verstreuten Notizen herab. »Und wenn …«, begann sie, unterbrach sich und winkte ab. »Dummer Gedanke. Vergiss es.«
Er lehnte sich gegen das Fensterbrett. »Sprich ihn aus.«
»Wenn sie wirklich versuchen, die Welt zu zerstören?«
Raoul wollte etwas erwidern, aber die Türklingel unterbrach ihn. Er hob die Brauen.
»Geh nicht hin«, sagte Karla. »Wer weiß …«
Raoul griff nach seinem Stab und ging zur Tür. Karla folgte ihm. Sie hörte, wie er »Hallo?« sagte, und dann eine aufgeregte Männerstimme. Der Hausflur sei eine einzige Schweinerei, und die Löcher in der Haustür! Er frage sich, ob er in einem schlechten Film gelandet sei. Ob Raoul schon die Polizei gerufen habe. Er gehöre doch quasi zu den Ordnungskräften dieser Stadt. Was er gedenke …
»Lieber Herr Grundy«, unterbrach Raoul das Lamento, »es ist bereits alles gemeldet und untersucht worden. Meine Haushälterin wird sich um den Hausflur kümmern. Beruhigen Sie sich. Es besteht kein Grund zur Besorgnis.«
Er komplimentierte den anderen wieder zur Tür hinaus und drehte sich mit einer Grimasse um. »Was habt ihr mit Magdalena gemacht?«
»Sie kommt nur einmal in der Woche fürs Gröbste«, sagte Karla. »Brad hat ihr gesagt, er könne momentan keine Störung brauchen.«
Raoul nickte resigniert. »Sie wird denken, dass ich gerade den schlimmsten Absturz zelebriert habe, den sie je miterleben durfte. Na, meinetwegen. Magdalena wird gut bezahlt und hält dafür den Mund.« Er nahm das Telefon von der Ablage und wählte.
»Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte Raoul, als er nach seinem Telefonat ins Arbeitszimmer trat.
Karla sah auf ihren Terminkalender und ihre Uhr und schüttelte den Kopf. »Wenn es dir nichts ausmacht, dann werde ich heute Abend ins Hotchpotch gehen. Und vorher könnten wir deinem Drachen unsere Aufwartung machen.« Sie blickte auf. »Wen hast du gestern eigentlich vom ›Pagliacci‹ aus angerufen?«
Raoul sah sie verständnislos an. »Wieso? Niemanden.«
Karla öffnete den Mund, um zu widersprechen, dann schüttelte sie den Kopf. »Sorry. Geht mich ja wirklich nichts an.« Sie stand auf und schob den Terminkalender und ihr Handy in den Rucksack. »Was ist? Überfallen wir den Drachen ohne Vorankündigung?«
Raoul, der grübelnd auf die Tischplatte gestarrt hatte, lachte kurz auf. »Das wäre nicht ratsam. Wir kommen an seinem Butler nicht vorbei.« Er hielt inne. »Habt ihr eigentlich diesen Felsenstein besucht?«
Karla brauchte einen Moment, um den Namen in die richtige Schublade zu stecken. »Nein. Mein Chef – mein ehemaliger Chef wollte sich darum kümmern. Aber vorher bin ich suspendiert worden, wie du dich erinnerst.«
Raoul verzog das Gesicht. »Na gut, dann muss ich doch Quass darum bitten. Er wird mich verfluchen.« Er nahm das Telefon und wählte.
12. 19. 19. 10. 18.
Quass reagierte erstaunlich gelassen auf Raouls Anruf. »Du weilst also wieder unter uns«, sagte er nur. »Schön. Wann kommst du vorbei?«
Raoul war nicht gekränkt. Von Karla wusste er, dass Quass mehrmals angerufen und sich nach ihm erkundigt hatte – das war schon erstaunlich genug für einen Drachen.
»Ich dachte, gleich«, erwiderte er. »Wenn es dir passt. Wir brauchen deinen Rat.«
»Wir?« Der Drache klang halb amüsiert, halb auf der Hut.
»Karla van Zomeren. Meine Partnerin. Du hast mit ihr gesprochen.«
»Ah.«
Raoul seufzte unhörbar. »Ich würde sie gerne mitbringen.«
Der Drache knurrte leise. »Frauen deiner Spezies langweilen mich. Aber wenn dir daran liegt – bitte. Ich muss zugeben, sie klang so, als hätte sie ein Gehirn zwischen den Ohren. Obwohl dagegen spricht, dass sie mit deinem Daimon vög…«
»Quass!«, rief Raoul.
»Was denn?« Der Drache klang erstaunt. »Nennt ihr Menschen diesen seltsamen
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