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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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bei seinem ersten Besuch auf ihn gewirkt hatten, und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Entspann dich«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Er frisst keine Menschen.«
    Sie folgten Horace, der in straffer Haltung voranging, durch eine Flucht von Räumen, bis er ihnen mit einer stummen kleinen Verbeugung die Tür zur Bibliothek öffnete. Raoul liebte diesen Raum. Auch hier gab es ein großes Kaminfeuer, dessen sanftes Licht auf goldgeprägten Buchrücken spielte, altes Leder schimmern ließ, Reflexe auf dunklem, polierten Holz hervorrief und sich am entferntesten Ende des Raumes in den dichten weinroten Samtvorhängen des Fensters verlor. Es roch anheimelnd nach alten Büchern und Tabak.
    »Schön«, murmelte Karla. Ihr Blick glitt über die Bücherwände und fiel dann auf den Hausherrn, der reglos vor dem Kamin kauerte. Die Flammen des Feuers spiegelten sich in seinen violetten Augen und fanden ein Echo in der düsteren Glut, die in seinen Nüstern glomm.
    Raoul spürte, wie sich ihre Schulter unter seinem Griff kurz verspannte und dann wieder lockerte. »Guten Tag«, sagte sie. »Danke, dass ich mitkommen durfte. Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen.«
    Der Drache fixierte sie. Einen Sekundenbruchteil bevor sein Schweigen unhöflich geworden wäre, erwiderte er: »Das Vergnügen ist auf meiner Seite. Nehmen Sie Platz, Frau van Zomeren.«
    Karla ließ sich in dem angebotenen Sessel nieder. Es war ihr anzusehen, dass sie noch nie zuvor so nahe an einen Vertreter dieser Spezies herangekommen war. Drachen mischten sich nicht unters gemeine Volk. Raoul war sich recht sicher, dass sie Menschen verachteten, wenn nicht sogar verabscheuten. Aber man musste seine Opfer schließlich nicht lieben, um sie ausnehmen zu können.
    Die kugeligen Drachenaugen richteten sich auf Raoul. »Du siehst erbärmlich aus«, sagte Quass. »Sie hätten besser auf ihn achten sollen, junge Frau.«
    »Ich bin gestern angeschossen worden«, erwiderte Raoul schnell, denn er sah, wie der Zorn in Karlas Augen aufblühte. »Wir wissen nicht, ob sie uns umbringen oder nur einschüchtern sollten.«
    Quass stützte das lange Kinn auf eine Klaue. Die andere spielte mit einem Collier aus Smaragden und Brillanten. »Was wollt ihr trinken?«, fragte er.
    Raoul hörte, wie Karla nach Luft schnappte. Die scheinbare Gleichgültigkeit des Drachen schien sie zu empören. Raoul warf ihr einen Blick zu, schüttelte sacht den Kopf. »Ich hätte gerne einen Tee«, sagte er.
    »Das dürfte passen«, erwiderte Quass. »Wie ich Horace kenne …«
    Die Tür schwang auf, und ein Teewagen voller Gurkensandwiches, frisch gebackener Scones, Sahne sowie Kannen mit Earl Grey und Assam-Tee klingelte herein.
    Nachdem sie sich gestärkt hatten, stopfte Quass sich mit erstaunlichem Geschick eine Pfeife, die er dann mit einem gezielten Schnaufer in Brand setzte.
    »Ein rauchender Drache hat so etwas … Überflüssiges«, sagte Raoul und grinste. »Warum stopfst du dir den Tabak nicht gleich in die Nase?«
    »Habe ich probiert«, erwiderte Quass würdevoll. »Von der Asche muss ich niesen.« Er stieß ein Rauchwölkchen aus. »Also, du bist angeschossen worden. Es war aber allem Anschein nach nicht gerade ein Volltreffer.«
    »Doch«, erwiderte Raoul. »Schulter. Steckschuss. Ich habe eine Menge Blut verloren.«
    »Du machst Witze.« Quass lenkte seinen intensiven Blick auf Karla.
    »Ich hatte Angst um ihn«, sagte sie. »Es sind schon Menschen an geringfügigeren Verletzungen gestorben. Blutverlust, Schock …«
    Quass knurrte. »Zeig mir die Wunde«, befahl er.
    Raoul lächelte schwach. Gelegentlich ging die Drachennatur mit seinem sonst so kultivierten Freund durch. Er knöpfte das Hemd auf und schlüpfte aus dem Ärmel. Der Drache beugte sich vor und berührte vorsichtig mit einer scharfen Kralle die frische Narbe. »Gestern?«
    Raoul lehnte sich zurück und schloss die Knöpfe wieder. »Kurz nach Mitternacht.«
    »Wer?«
    »Ein Mensch, ein Wurdelak und ein nicht identifizierter Untoter oder Nichtmensch mit Maschinengewehr.«
    »Wurdelak?« Quass legte die Pfeife behutsam auf die Kamineinfassung und griff nach der Teekanne. »Wer in dieser Stadt hat einen Wurdelak in seinen Diensten?«
    »Ich dachte, dass du uns da vielleicht weiterhelfen kannst.« Raoul streckte die Beine aus. »Und dann brauche ich noch deine Hilfe in Sachen Felsenstein.«
    Quass hob abwehrend eine Klaue. Mit der anderen balancierte er seine zarte Teetasse. »Keine Chance. Ich habe vorgefühlt, aber er

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