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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hängenden Armen da. Seine Finger bewegten sich
unruhig. »Nein«, sagte er. »Die Drachenfluglinien haben alle den Verkehr eingestellt.
Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt einen Flug nach Europa für dich
reservieren konnte.«
    Karla starrte Kit ungläubig an. »Die Drachen fliegen nicht mehr?«
    Er schüttelte den Kopf und hob die Zeitung auf. »Hier«, sagte er und
deutete auf einen Artikel auf der ersten Seite.
    Karla überflog ihn mit gerunzelter Stirn. Sie hatte in den letzten
Wochen keine Zeitungen gelesen und Kit gebeten, sie mit schlechten Neuigkeiten
zu verschonen. Aber allein die erste Seite der Singapore Evening Post trieb ihr
eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken.
    Sie sah auf und schüttelte den Kopf. »Seit wann ist es so schlimm?«
    Kit ließ sich in einen Sessel fallen und faltete die Hände. »Etwa
seit drei Wochen. Es fing an mit den zwei Vulkanausbrüchen in Island und Süditalien.
Dann folgte das südamerikanische Erdbeben, ein Hurrikan im mittleren Westen und
die dritte Flutwelle im Pazifik. Hast du wirklich nichts davon mitbekommen?«
    Karla schüttelte den Kopf. Sie hatte es bewusst vermieden, sich
Zeitungsschlagzeilen anzusehen oder den Fernseher einzuschalten. Und da auch
Kit nicht zu den Informationsjunkies gehörte, hatte das ganz gut geklappt,
nicht zuletzt, weil sie in der letzten Zeit das Hotelzimmer nur zu den
Mahlzeiten verlassen hatte.
    Â»Die Flugzeugabstürze«, sagte sie und blätterte die Zeitung durch.
»Welche Fluglinien sind vor allem betroffen?«
    Â»So gut wie alle, die Europa anfliegen«, erwiderte Kit unbehaglich.
»Ich an deiner Stelle würde hierbleiben. Dieser Teil Asiens ist bisher
einigermaßen verschont geblieben.«
    Karla legte das Gesicht in die Hände und dachte nach. Das Betreten
eines Flugzeugs hatte im Moment anscheinend den Beigeschmack von Russischem
Roulette. Irgendwelche atmosphärischen Störungen sorgten seit zehn Tagen
regelmäßig dafür, dass Instrumente ausfielen und die Blechkisten einfach vom
Himmel fielen.
    Â»Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, Kit, aber das riskiere
ich nicht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Gut. Wenn du Anstalten gemacht hättest, zum
Flughafen zu fahren, hätte ich dich gefesselt, geknebelt und ins Hotelzimmer
gesperrt«, sagte er mit einem schwachen Lächeln. »Auch auf die Gefahr hin, dass
du mich dann wieder hättest umbringen wollen.«
    Karla lachte trotz ihrer Anspannung. »Du hast also in Wirklichkeit
gar keine Reservierung für mich gemacht? Gut, dann müssen wir auch nichts
stornieren.« Karla stand auf und starrte ihren Koffer an. »Das schaffe ich
nicht«, sagte sie. »Kit, du bleibst doch sicher hier.«
    Er nickte vorsichtig.
    Â»Dann vertraue ich dir meinen Koffer an.« Sie kniete sich hin und
sortierte mit schnellen Handgriffen etwas Wäsche und ein paar Sachen zum
Wechseln aus, die sie in ihren Rucksack stopfte. Sie sah sich um und wog den
Rucksack in der Hand. »Das ist alles«, murmelte sie. »Hilf mir mal, ich brauche
eine ebene Fläche, auf der ich einen Kreis ziehen kann. Verdammter
Teppichboden.«
    Kit deutete wortlos auf den Balkon. Karla tippte sich gegen die
Stirn, lachte und kramte aus ihrer Tasche ein Stück Kreide. »Du kannst mir
helfen«, sagte sie, während sie einen Kreis auf dem Boden zog. Sie ließ eine
fußbreite Öffnung unvollendet und sah zu Kit auf. »Ich brauche Salz zur
Reinigung, ein Pfund wenigstens. Und vielleicht ein paar Kerzen.«
    Kit nickte schweigend und ging zum Telefon.

 

    12. 19. 19. 17. 17.
    Karla saß auf dem warmen Betonboden des Balkons und
lauschte ihrem Herzschlag. Was sie gleich tun würde, bedeutete eine Verletzung
des Gleichgewichtes, wie sie es noch nie erlebt und schon gar nicht selbst
erzeugt hatte. Dass sie so etwas überhaupt in Betracht zog, zeigte ihr, wie
weit sie sich inzwischen von ihrem alten Leben entfernt hatte.
    Kit kehrte zurück und brachte ihr Salz und ein Bündel weißer Kerzen.
Er setzte sich still auf einen der Balkonstühle und sah ihr zu, wie sie das
Salz verstreute. Karla klopfte ihre Hände ab und lächelte Kit an. »Ich rufe
dich an, sobald ich mir einen Überblick verschafft habe.«
    Â»Was denkst du, was los ist?« Seine Hände lagen still auf seinen
Knien, und sein Gesicht war das des Dichters, nicht das des

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