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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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umfasste seine Taille und brachte ihn erneut zu
Fall. Sie kniete sich auf ihn und hielt seine Arme fest. »Raoul. Raoul! Ganz
ruhig, Langer. Ich bin es. Karla.«
    Jetzt schien sie zu ihm durchgedrungen zu sein. Der Ausdruck
schierer Panik wich dem der Verblüffung und Sorge. Raoul hörte auf, sich gegen
sie zu wehren, und sah sie an. »Karla«, sagte er. »Wieso – du bist irgendwo in
Asien.«
    Â»Ich bin auf dem schnellsten Weg zurückgekommen«, erwiderte Karla
und stieg von ihm herunter. »Wenn ich gewusst hätte, wie herzlich du mich
empfängst, hätte ich mir das vielleicht noch mal überlegt.« Sie half ihm, sich
aufzusetzen. »Ich habe dich verletzt«, sagte sie. »Was ist es, der Arm? Die
Schulter?« Sie knöpfte sein Hemd auf und betastete seinen Arm.
    Raoul verzog das Gesicht. »Wo kommst du her?«, fragte er benommen.
    Â»Das ist jetzt unwichtig. Was hast du dir dabei gedacht, mir hinter
der Tür aufzulauern? Ich hätte dich ernsthaft verletzen können!« Sie legte ihre
Hände um das ausgerenkte Gelenk und ließ Essentia hindurchfließen, bis das
Energiefeld unter ihren Fingern wieder im gleichmäßigen Rhythmus pulsierte.
»Besser?«
    Er bewegte vorsichtig die Schulter und nickte. »Wo kommst du her?«,
wiederholte er.
    Sie reichte ihm die Hand und zog ihn auf die Beine. »Singapur. Jetzt
lass das. Was ist los. Bericht, Winter.«
    Er nickte matt. Sie sah einige scharfe Falten in seinem Gesicht, die
noch vor ein paar Monaten nicht existiert hatten, und sein Blick hatte etwas
Gehetztes. Karla milderte ihren Ton, der allein ihrer Besorgnis entsprang, und
sagte: »Komm, Raoul. Ich koche uns einen Tee, und dann erzählst du mir, warum
dich jemand umbringen will.«
    Er ließ sich von ihr an den Küchentisch setzen und mit einem Becher
Tee versorgen. Im hellen Licht der Küchenbeleuchtung sah er sogar noch
schlimmer aus. Ein Tic ließ sein linkes Auge zucken, seine Hände blieben keine
Sekunde ruhig, sondern fuhren unablässig über seine Kleider, den Tisch, nahmen
den Zuckerlöffel auf, legten ihn wieder hin, drehten die Tasse, stellten sie
wieder ab, fuhren zum Mund und über die Haare …
    Karla setzte sich ihm gegenüber und nahm seine Hände. Sie schickte
einen gleichmäßigen kleinen Strom Essentia in sein System, um ihm Ruhe zu
geben, und sagte leise: »Erzähl.«
    Er stieß den Atem aus und senkte den Kopf. »Ich werde auf Schritt
und Tritt beobachtet und verfolgt. Zweimal ist auf mich geschossen worden, und
nur Brads Aufmerksamkeit hat mich gerettet. Und dann diese seltsamen Geräusche
vom Dachboden. Ich bin mit den Nerven völlig am Ende, Karla.«
    Sie hielt den Zustrom an Lebensenergie weiter aufrecht, denn es
schien ihn zu beruhigen. Ihre Gedanken rasten. »Was ist mit Quass?«, fragte sie
schließlich.
    Raoul blickte mit alarmierter Miene zur Tür. »Ist da jemand?«, flüsterte
er und zog seine Hände aus Karlas Griff. Er schob den Stuhl zurück und ging zur
Tür, um vorsichtig hinauszusehen.
    Karla beobachtete ihn, wie er geduckt am Türrahmen stand. Seine
Furcht, sein Misstrauen waren beinahe greifbar. Sie legte das Gesicht in die
Hände und ordnete ihre Gedanken. Es war ganz offensichtlich vollkommen
unmöglich, ein klares Wort aus Raoul herauszubekommen. Zu allem Überfluss waren
die Schwingungen des morphischen Feldes so stark, dass sie Kopfschmerzen davon
bekam. Wo kam diese übermäßig starke Sheldrake-Energie her?
    Karla ignorierte ihren dröhnenden Schädel und sah fassungslos zu,
wie Raoul ein Messer aus der Schublade nahm und ins Wohnzimmer schlich. Sie
seufzte und stand auf. »Brad«, sagte sie laut. »Könntest du übernehmen? Ich
muss mit dir reden!«
    Sie folgte Raoul ins Wohnzimmer. Er stand an der Tür zur Diele und
blickte auf das Messer in seiner Hand. Dann hob er den Kopf und grinste Karla
an. »Sorry«, sagte er. »Wenn ich ihn nur mal kurz aus den Augen lasse, dreht er
vollkommen durch. Hat er dich sehr erschreckt?«
    Karla stieß den Atem aus und nickte erschöpft. »Was ist los, Brad?
Seit wann benimmt er sich so?«
    Der Daimon ließ achtlos das Messer fallen, das sich mit einem
sirrenden Laut und einem dumpfen Schlag ins Parkett bohrte. Er setzte sich in
den bequemsten Sessel und schlug die Beine übereinander. »Ich fürchte, das ist
der ganz normale Verfall«,

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