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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Raouls langes Gesicht zeigte Verblüffung. Er gluckste.
»Liebe Karla, soll ich Ihnen sagen, was ich von Omnipedia halte?«
    Sie hob die Hand. »Danke, Raoul, das ist nicht nötig. Ich weiß um
die Begrenzungen unseres Netzwerks.« Die rieb der Schwarze Zweig ihnen ja
ständig unter die Nase. Was Informationsbeschaffung und -speicherung anging,
waren Daimonen nach wie vor unersetzlich.
    Â»Woher haben Sie die Informationen über die Morde?«, fragte sie
skeptisch.
    Â»Von Tora-san«, erwiderte er.
    Â»Oh.« Das war eine Hausnummer – die ehrenwerte Tora-san, die beinahe
schon legendäre Chefmagierin des Schwarzen Zweiges. Anscheinend war diese
Angelegenheit wirklich von größerer Bedeutung, als es auf den ersten Blick den
Anschein hatte.
    Â»Auf einmal so nachdenklich?«
    Karla sah auf und schluckte ihren bissigen Kommentar hinunter. »Ja«,
erwiderte sie stattdessen. »Ich frage mich, ob die MID überhaupt von diesen Morden wusste.«
    Er verstand schnell, das war gut. Sein Gesicht verfinsterte sich,
kaum dass sie ausgesprochen hatte. »Sie wollen andeuten, dass die ZMA versucht hat, die Morde zu vertuschen?«
    Karla lehnte sich zurück und sah zur Decke. Wo lag der Fehler?
    Â»Wenn jemand vom Schwarzen Zweig die Finger im Spiel hat«, überlegte
sie laut, »und Tora-san davon Wind bekommen hat und das Ganze
missbilligt …« Sie senkte das Kinn und musterte ihn. »Sie vertrauen ihr.«
    Â»Ganz und gar.« Er verzog das Gesicht. »Ich vertraue ihr in manchen
Dingen sogar mehr als mir selbst.«
    Â»Kann ich nachvollziehen«, murmelte Karla. »Also, wäre das eine
Möglichkeit?«
    Er dachte darüber nach. »Es ergibt keinen Sinn«, sagte er dann.
»Wenn Tora von irgendwelchen Machenschaften Wind bekommen hätte, dann stünde
jetzt in der ZMA kein Stein mehr auf dem anderen.«
    Â»Machtspielchen? Eine Intrige? Eine Palastrevolution?«
    Er lachte. »Der Schwarze Zweig ist für so etwas zu straff organisiert.«
Er beugte sich vor. »Wer aus Ihrer Truppe hätte Interesse daran, diese Bücher
zu stehlen und zu welchem Zweck?«
    Karla verschränkte die Arme vor der Brust. »Niemand«, sagte sie
schroff. »Das sind keine hermetischen Werke, sondern öffentlich zugängliche
Literatur.«
    Â»Aber Ihre Leute glauben an diesen morphischen Feldquatsch«, hielt
Raoul dagegen. »Ist es nicht so, dass die Originale eine viel stärkere
Aufladung besitzen müssten als Reproduktionen?«
    Das war ein Argument. Karla seufzte. Dann drehte sie sich zum
Bücherregal neben der Tür und musterte es. Auf den ersten Blick war alles
normal. Aber an den Rändern ihrer Wahrnehmung glaubte sie die ersten
Verzerrungen zu erkennen, und um die Chaosmagie-Bücher glühte eine schwache
Halo. Karla lächelte. »Sehen Sie?«
    Der Dunkelmagier kniff die Augen zusammen. »Was genau?«
    Karla stellte sich hinter ihn und legte ihre Hände an seine
Schläfen. So fing man es mit Kindern an, wenn sie lernten, die Feldverzerrungen
zu erkennen. »Augen zu!«, befahl sie. »Ich muss Ihnen ein wenig auf die Sprünge
helfen.«
    Er war nicht zurückgewichen, und auch jetzt spürte sie keinerlei
Widerstand. Interessant. Er schien es gewohnt zu sein, mit einem anderen
Menschen in Rapport zu gehen.
    Karla nahm ein wenig von der Substanz, die sich um das Bücherregal
anzusammeln begann, und ließ sie sehr vorsichtig in sein Bewusstsein tropfen.
Als sie das mit Fokko zum ersten Mal gemacht hatte, war er ihr beinahe
kollabiert. Dunkelmagie unterschied sich gewaltig von der Magie der hellen
Seite.
    Raoul zuckte zusammen, aber er sagte nichts. Karla nahm etwas mehr
Energie auf und ließ das Tröpfeln zu einem steten, dünnen Rinnsal anwachsen.
Feldspannung. Reine Sheldrake-Energie. In diesem Raum war inzwischen genug
davon angesammelt, um die Luft zum Summen zu bringen.
    Â»Genug«, sagte Raoul mit gepresster Stimme. »Hören Sie auf, mir
platzt der Schädel.«
    Karla löste ihre Hände und trat zurück. »Öffnen Sie die Augen«,
sagte sie. »Ich werde die Ordnung jetzt wieder zerstören, damit sich nicht noch
mehr Feldstärke ansammelt. Haben Sie etwas, wofür ich die Energie benutzen
könnte? Sonst muss ich sie ableiten oder deponieren.«
    Raoul antwortete nicht sofort. Sein Blick hing an den schillernden
Erscheinungen, die sein Bücherregal

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