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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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»Ich
habe in zwanzig Minuten einen Termin. Sollen wir es verschieben?«
    Karla beugte sich vor und stützte die Hände auf den Tisch. »Nein«,
sagte sie ruhig. »Ich habe gesagt, wir gehen getrennter Wege, wenn du mir nicht
ein paar Dinge erklärst. Das habe ich so gemeint, Kit.«
    Seine Lider zuckten. »Gut«, erwiderte er nicht weniger ruhig. »Was
willst du wissen?«
    Â»Perfido.«
    Kit stand auf und ging zum Fenster. Er legte die Hand auf den
dichten Vorhang, als wollte er ihn aufziehen. Aber er strich nur sacht darüber,
als befühlte er das Sonnenlicht, das den Stoff wärmte.
    Â»Kit«, sagte sie sanft, »ich möchte dich nicht quälen. Aber mit der
Beziehung zu dir bewege ich mich auf sehr dünnem Eis. Wenn du geschäftlich oder
anderweitig mit Perfido verbandelt bist, muss ich das wissen, um abschätzen zu
können, was auf mich zukommt, wenn meine Verbindung zu dir publik wird. Kit, du
musst doch auch meine Lage verstehen!«
    Â»Ich verstehe dich ja«, erwiderte er. »Aber bitte hab auch du
Verständnis. Es verstößt gegen jede Regel, wenn ich dich einweihe. Du bist eine
Taggeborene, eine Lichtwandlerin. Du bist keine von uns!« Mit einer heftigen
Bewegung wandte er sich ab und stand da, die Arme verschränkt und den Kopf
gesenkt.
    Karla seufzte. »Dann war es das?« Als er nichts darauf erwiderte und
sich nicht bewegte, steckte sie ihr Notizbuch in die Tasche und nahm ihre
Jacke. Sie wartete einen Moment, ob Kit noch etwas sagen oder tun würde, aber
als er sich nicht regte, nickte sie resigniert und ging zur Tür.
    Â»Karla.«
    Sie blieb stehen, die Hand auf der Klinke. »Kit?«
    Â»Ich muss darüber nachdenken.« Er holte Luft. »Ich müsste mir die
Erlaubnis meines Princeps einholen, mit einer Taggeborenen über Dinge zu
sprechen, die zu den Interna meiner Gens gehören.«
    Â»Deiner Gens?«
    Â»Mein… meiner Familie. Meines Volkes.« Er klang verzweifelt, aber
die Härte, die in seiner Stimme lag, ließ Karla erkennen, dass es in dieser
Sache keinen Verhandlungsspielraum gab.
    Â»Das heißt, du wirst Vittore Perfido um die Erlaubnis bitten, mit
mir zu reden. Richtig?«
    Er schwieg.
    Â»Leb wohl, Kit.« Sie öffnete die Tür und ging.
    Erst als sie in ihr Auto stieg, leistete sie sich den Luxus
eines ausgeklügelten und wirkungsvollen Fluches, der ein Abfallhäufchen im
Rinnstein in Brand setzte. Mit einer wütenden Handbewegung löschte sie den
Schwelbrand und blieb eine Weile hinter dem Steuer sitzen, hin- und hergerissen
zwischen ohnmächtigem Zorn und einem Schmerz, dessen Intensität sie selbst überraschte.
Sie hätte nie gedacht, dass Kit sie so eiskalt abservieren würde. Natürlich war
ihr immer bewusst gewesen, dass ihre Beziehung ein zerbrechliches Konstrukt
war. Aber dass er so leicht und anscheinend so ungerührt das Ende in Kauf nahm,
traf sie bis ins Mark. Welche Macht musste Perfido über ihn besitzen?
    Sie legte mit einem wütenden Ruck den Gang ein.

 

    12. 19. 19. 04. 01.
    Karla fand Obermagister Korngold in einem der
Æther-Labors, wo er mit Kveta Hegerova, der Forschungsleiterin, in eine heftige
Diskussion verwickelt war. Karla blieb an der rot lackierten Tür mit dem
warnenden gelb-schwarzen Æther-Zeichen stehen.
    Korngold kam durch die Tür gestürmt und rannte Karla fast über den
Haufen. »Van Zomeren«, bellte er. Sein Gesicht, das dunkel war vor Zorn,
verfinsterte sich um eine weitere Schattierung. »Was treiben Sie hier? Warum
sind Sie nicht an Ihrem Platz und tun was für Ihr Gehalt?«
    Â»Ich muss mit Ihnen sprechen«, erwiderte Karla, ohne sich durch
seinen Unmut erschüttern zu lassen. »Es haben sich einige neue Entwicklungen in
der Raubsache ergeben.«
    Er nickte knapp und wandte sich zum Lift. Karla folgte ihm,
betrachtete die steife Linie, die seine Schultern bildeten, und die abgehackten
Bewegungen, mit denen er seine Absätze auf den unschuldigen Boden rammte, und
seufzte unhörbar. Sie hatte einen schlechten Zeitpunkt gewählt, um die kitzlige
Frage nach den unterschlagenen Morden anzusprechen.
    Korngold riss die Tür zu seinem Büro auf, dass sie gegen die Wand
knallte, knurrte: »Kaffee?«, und deutete mit einer wütenden Handbewegung auf
die Maschine, die auf dem Aktenschrank stand. Mit einem erschreckten Rülpser
begann das Wasser zu

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