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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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etwas
komplizierter, aber ja – im Prinzip schon. Kein Mitglied einer Gens würde einem
Dürstenden diese Bitte ausschlagen, wenn es wie deine Freundin Überschuss
produziert.«
    Karla stand auf. »Signora Clemente, ich danke Ihnen. Ich muss jetzt
jemanden aufsuchen und ihn einen Kopf kürzer machen.«
    Faustina beugte sich vor und nahm Karlas Hand. »Meine Liebe, wenn
ihr Delicatus jung und unerfahren ist, dann weiß er womöglich nicht, was er
angerichtet hat. Seien Sie nachsichtig mit ihm. Ich würde Ihnen in diesem Fall
aber jemanden mit Erfahrung empfehlen, der Sie sauber einstellen kann.«
    Karla sah sie ungläubig an. »Einen Vampirarzt oder so was?«
    Die Vampirin hielt ihrem Blick stand. »Mein Princeps«, sagte sie.
»Das Oberhaupt meiner Gens – meiner Familie.« Sie presste die Lippen zusammen
und warf Raoul einen schnellen Blick zu. »Ich flehe dich an, Raoul, im Namen
unserer Freundschaft. Halte den Mund darüber. Das alles geht Taggeborene nichts
an.«
    Karla lachte auf. »Für das, was Sie mir gerade so nebenbei erzählt
haben, werde ich morgen einen Haufen Geld hinlegen müssen.« Sie schüttelte den
Kopf. »Mieser kleiner Dreckskerl.«
    Raoul war froh, sie wieder lachen zu sehen. Der erste Schock war
wohl vorüber.
    Â»Falls der Verursacher dieses Desasters ein erfahrener
Nachtgeborener ist, könnte er das selbst tun?«, hörte er sie nun fragen.
    Faustina nickte mit skeptischer Miene. »Aber einem besonnenen Mann
passiert so etwas nicht.«
    Â»Besonnen war er auch nicht.« Karla wandte sich Raoul zu. »Ich gehe
jetzt zur MID und erledige meinen Papierkram. Heute
Abend bin ich notgedrungen privat beschäftigt. Sehen wir uns morgen Vormittag?«
    Â»Ich fahre Sie«, erwiderte Raoul und nickte Faustina zu. »Grüß Nevio
von mir. Und danke.«
    Sie erwiderte das Nicken mit ernster Miene. Raoul schob Karla in die
Türschleuse und hielt einen Augenblick ihre Hand fest. »Wenn ich etwas für Sie
tun kann …?«, sagte er leise.
    Er hörte ihren leisen Atem. »Nein«, sagte sie dann. »Danke. Das ist
nett von Ihnen. Aber ich komme alleine klar.«
    Die äußere Tür öffnete sich. Karla schob sie auf und ging zum
Ausgang. Raoul folgte ihr langsam. Was für eine seltsame Verwicklung. Die kühle
Magistra hatte einen Vampirliebhaber? Das hätte er nie zu denken gewagt.
    Du nicht , sagte Brad und kicherte. Du vielleicht nicht, Schäfchen.
    Vor seinem Auto wartete Karla. Ihr Blick war verschattet und hatte
jeden Anschein von Zorn verloren. Sie sah nur noch müde und ein wenig traurig
aus. Er hätte sie am liebsten in den Arm genommen und getröstet, aber stattdessen
öffnete er ihr die Wagentür und ließ sie einsteigen.
    Feigling.

 

    12. 19. 19. 04. 02.
    Mick war nicht an ihrem Platz, was Karla ganz lieb war.
Sie riss die Schublade auf, holte ihr aktuelles Weltuntergangsalbum heraus, zog
die Ausschnitte, die Helene ihr geschickt hatte, unter der
Schreibtischunterlage hervor und überflog sie noch einmal. Sie notierte zu
jedem das Datum und gab dann dem ersten, der von einem Störfall in einem
schwedischen Kernkraftwerk berichtete, eine »3«; dem zweiten (eine gerade noch
abgewendete Beinahe-Katastrophe auf einem Atom-U-Boot) eine »2«, die sie nach
kurzem Zögern in eine »2+« verwandelte, und den letzten, der von unerklärlichen
Quantenaktivitäten in einer Reihe von Kühlreaktoren berichtete, markierte sie
mit einer »1–«. Sie nagte an ihrer Lippe und blätterte zurück. In den letzten
Wochen schienen sich die Einser- und Zweierkategorien zu häufen. Was auch immer
vor sich ging, es konzentrierte sich derzeit auf die Kernkraftwerke. Sie musste
Helene warnen.
    Das interne Telefon klingelte. »Van Zomeren, gut, dass Sie noch da
sind«, schallte ihr die Stimme ihres Chefs ins Ohr. »Kommen Sie zu mir, es hat
einen weiteren Einbruch gegeben.«
    Â»Das Spurensicherungs-Team ist gerade am Tatort«, empfing sie
Korngold. »Ein Antiquariat in der Nähe der Kunsthalle. Alarmgesichert, die
zuständige Wache hat uns sofort angerufen. Der Besitzer ist auf dem Weg zu
seinem Geschäft, er wird Ihnen sagen können, was fehlt.«
    Karla griff nach der Adresse und den Notizen, die der Obermagister
ihr reichte. »Ich bin unterwegs.« Sie zögerte. »Personenschäden?«
    Korngold

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