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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hochgewachsene Silhouette
erkennen, die einer großen Frau zu gehören schien – oder einem jungen Mann mit
nicht allzu breiten Schultern.
    Dann war der Eindringling im Arbeitszimmer und hantierte dort herum.
Raoul packte seinen Stab fester und schlich hinter dem Fremden her.
    Als er das Zimmer betrat, verschwand der Fremde gerade im
Schlafzimmer. Raoul lief schnell und lautlos hinter ihm her. Die kleine
Stehlampe neben der Tür brannte noch, und in ihrem Licht sah er, wie der
Eindringling seine Jacke auszog und aufs Bett warf. Das warme Licht der Lampe
schimmerte auf blondem Haar und beleuchtete ein beinahe durchsichtig blasses
Gesicht mit spröden Linien, einem zornigen Mund und müden grauen Augen.
    Â»Karla!«, sagte Raoul verblüfft. »Wie …«
    Sie fuhr herum, fauchte: »Du hast wieder ein solches Chaos im
Arbeitszimmer gemacht, es ist zum Kotzen!«, und war mit zwei langen Schritten
im Badezimmer verschwunden.
    Raoul schüttelte sich kurz wie eine Katze, die einen Wassertropfen
abbekommen hat, und ging hinter ihr her. »Wo kommst du …?«
    Seine Frage wurde von einer Hand unterbrochen, die seine Schulter
ergriff und ihn heranzog, einer zweiten, die sein Kinn packte, und schließlich
endgültig von einem Mund erstickt, der seine Lippen mit einem energischen,
wütenden Kuss schloss. Raoul wollte zurückzucken, aber sein Verstand wurde von
seinem Körper überstimmt, der erstaunlich gelassen und routiniert auf das
seltsame Ereignis reagierte. Seine Hände machten sich selbstständig auf den Weg
und legten sich um ihre Hüften. Während sein Verstand Salti schlug, erwiderten
seine Lippen den Kuss, als hätten sie das schon tausendmal getan.
    Â»Verdammt«, murmelte er in den Kuss hinein. »Wie lange?«
    Sie ließ ihn los, schob ihn von sich fort, musterte ihn aus
zusammengekniffenen Augen. Der harte, angespannte Ausdruck machte einer
seltsamen Mischung aus Erleichterung und Verlegenheit Platz. »Raoul?«, fragte
sie. »Hat er dich wirklich endlich …?« Sie sprach nicht weiter, denn
anscheinend entdeckte sie etwas in seiner Erscheinung, das ihre Frage
beantwortete. Sie stieß einen Laut aus, der zwischen Stöhnen und Lachen lag und
zog Raoul in eine feste Umarmung. »Er hat dich endlich freigelassen«, raunte
ihre Stimme in sein Ohr. Sie roch nach Kaffee und Kräutershampoo, und ihr
kühler, kantiger Körper lag vertraut und fremd zugleich in seinen Armen. »Ich habe
schon nicht mehr damit gerechnet. Raoul, er ist so ein Scheißkerl.«
    Â»Du hast mit Brad geschlafen«, sagte er. In seinem Kopf drehte sich
alles. »Wie konntest du nur … Wie … wie lange?«
    Sie entließ ihn aus der Umarmung und wischte sich kurz und ärgerlich
über die Augen. »Vier Monate.«
    Raoul ließ sich auf die Badewannenkante sinken. »Vier …«
    Â»Und zwei Wochen.« Karla hockte sich vor ihn und nahm seine Hand.
»Ich habe dafür gesorgt, dass er dich nicht vollkommen runterarbeitet. Er hat
regelmäßig gegessen, sich gewaschen, und ich habe mir alle Mühe gegeben, ihn
vom Saufen abzuhalten.« Sie verzog das Gesicht. »Was er außer Alkohol alles so
zu sich nimmt, ist beinahe noch schlimmer. Raoul, dein Daimon ist ein
Breitband-Junkie.«
    Â»Das sind sie alle«, sagte er automatisch. »Wir haben Sommer.« Er
versuchte, seinen Verstand davon abzuhalten, zu kreischen und gegen Wände zu
laufen. Und dann begann er zu zittern. »Scheißangst«, keuchte er, bevor seine
Muskeln sich verkrampften und die Zähne sich so fest aufeinanderpressten, dass
es schmerzte. Sein Blickfeld verengte sich, bis er wie durch einen
Tunnelausgang nur noch Karlas besorgtes Gesicht sah. »Klapp mir nicht
zusammen«, hörte er sie sagen.
    Sein Herz raste. Eine solche Panikattacke hatte er schon einmal
erlebt, aber damals war Tora an seiner Seite gewesen und hatte ihn mit ruhiger
Stimme hindurchgeleitet. Es hatte paradoxerweise geholfen, dass sie dabei eine
Waffe auf ihn gerichtet hielt, deren Mündung genau auf seine Stirn zielte.
    Karla verschwand, er hörte durch das laute Summen in seinen Ohren
Wasser rauschen. Dann schlug ihm ein eiskalter, nasser Lappen ins Genick. Er
keuchte, kippte nach vorne. Arme fingen ihn auf, und er fand sich an Karlas
Brust gelehnt auf dem Boden wieder. Das Licht kehrte zurück, das Zittern ließ
nach. »Sommer«, ächzte

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