Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
Vom Netzwerk:
rief Leticia Jones einen Kellner heran und bestellte einen Gin Martini. Auf Milos Blick hin bemerkte sie: »Ich bleibe nicht die ganze Nacht auf, wenn ich nicht mindestens einen Drink kriege.«
    »Ich hab nichts gesagt«, entgegnete Milo.

    Sofort winkte auch Klein nach einem Kellner. »Dann trinke ich ein Bier.«
    Milo gab seinem Verlangen nicht nach, auch wenn er voller Neid auf Jones’ Glas starrte. Um sieben stand er auf, um die Rechnung zu begleichen, dann forderte er sie auf zu verschwinden.
    Jones berührte ihn am Arm, als sie aufbrach. »Ganz ruhig, Baby. Mommy und Daddy schaukeln das schon.«
    Tänzelnd bahnte sie sich einen Weg durch die Tische und erntete überall bewundernde männliche Blicke.
     
    Drummond beendete seine Arbeit früher, um den Acela Express an der Penn Station zu erwischen, mit dem er um sieben in Washington eintraf. Der Zug war überfüllt, und schwitzend von der Wärme so vieler Menschen wünschte er sich immer wieder, den Jaguar genommen zu haben. Doch auch bei leichtem Verkehr und mit zahlreichen Tempoüberschreitungen hätte er mindestens vier Stunden für die Strecke gebraucht. Und heute war nicht der Tag, an dem man eine Verspätung riskieren konnte. Also stand er die Fahrt durch und wartete in der Schlange auf ein Taxi zum Thomas Circle, um sich im Washington Plaza unter seinem eigenen Namen anzumelden. Auf dem Weg hinauf rief er Irwin an. »Zimmer 620.«
    Der Senator klang gehetzt und beunruhigt. »Wollen Sie mir nicht wenigstens einen Tipp geben, Alan?«
    »Gleich wissen Sie mehr.«
    »Ich hoffe, dass sich diese Unannehmlichkeiten für mich lohnen.«
    Im Zimmer nahm Drummond einen winzigen Scotch aus dem Kühlschrank und schraubte ihn auf. Im selben Augenblick läutete das Telefon. Milo war dran. »Wo?«
    »Sechs zwanzig.«

    Sofort war die Leitung tot.
    Drummond kippte den Scotch, bevor er seine Aktentasche auspackte. Mehrere Mappen und darunter, in ein graues Handtuch gewickelt, seine Pistole.
    Es war eine M9, die Dienstwaffe von den Marines. Sie hatten Ende der achtziger Jahre auf dieses Modell umgestellt, um sich an die NATO anzugleichen. Eine gute Waffe, die nie klemmte, auch wenn ihn der geriffelte Metallgriff anfangs gestört hatte. Doch nach einem Monat hatte er sich daran gewöhnt, und als er sie jetzt aufhob, fühlte sich das so normal an, als würde er die Hände zum Beten falten.
    Nachdem er zum wiederholten Mal das Magazin und den Verschluss geprüft hatte, gönnte er sich noch einen letzten Scotch. Mit einer Biografie, die auch zwei elende Jahre in Afghanistan umfasste, hatte er keine Angst davor, die Pistole zu benutzen. Was ihm Angst machte, war die Aussicht, damit in einem Hotelzimmer in Washington einen Senator zu bedrohen. Besonders wenn alles von der Eingebung eines einzigen Agenten abhing.
    Doch diese Eingebung war von einer Tragweite, die nicht ignoriert werden konnte. Also legte er die M9 hinter dem Fernseher auf die Kommode und schaute auf die Uhr. Es war acht vor acht.
     
    Unten hatte Milo Drummonds Ankunft beobachtet, und nachdem er am Empfang darum gebeten hatte, zu seinem Zimmer durchgestellt zu werden, um die Nummer zu erfragen, ging er am hinteren Ende des Foyers mit einem Blumenstrauß in Position, den er im Souvenirladen erstanden hatte. Immer wieder schielte er auf seine Uhr, damit die Angestellten vermuteten, dass er auf eine verspätete Angebetete wartete, und ihn in Ruhe ließen.

    Irwin war ganz auf sich fixiert, als er eintraf, und Milo musste sich nicht hinter den Blumen verstecken. Auf dem Weg zu den Aufzügen wirkte der Senator wie ein Mann, dem eine unangenehme, aber notwendige Pflicht bevorstand, jemand, der eine Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.
    Milo wartete. Irwin waren keine erkennbaren Bewacher vorausgeeilt, und auch in den nächsten fünf Minuten erschien niemand. Er stand auf und ging zum Aufzug, ließ aber eine Familie allein hochfahren. Mit dem nächsten Lift erreichte er den sechsten Stock. Er klopfte an Zimmer 620 und hörte Drummonds Stimme: »Können Sie mal aufmachen, Nathan? Das ist der Zimmerservice.« Dann öffnete sich die Tür. Erschrocken starrte ihn Senator Irwin an. Hinter ihm trat Drummond zum Fernseher.
    »Was soll das?«, blaffte Irwin. »Alan? Wie kommen Sie dazu …« Er brach mitten im Satz ab, weil Drummond mit einer Pistole auf ihn zielte.
    Milo schob sich hinein und schloss ab. Dann wandte er sich an Drummond. »Sie haben ihm noch nichts gesagt?«
    »Was gesagt?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher