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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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so. Zum chinesischen Neujahr. Die haben nämlich ein eigenes Neujahr.«
    »Wie die Ukrainer. Welches Datum?«

    »Anfang Februar, der siebte.«
    »Und da haben sie einen Leutnant des SBU eingeladen ?«
    Stirnrunzelnd starrte Zubenko seine Zigarette an und kaute auf der Innenseite seiner Wange. »Du willst mich provozieren, aber damit kommst du nicht weit. Ich weiß, dass ich im Recht bin.«
    »Ich möchte das Ganze nur verstehen, Marko.«
    »Es war mein Chef Luzenko. Bogdan Luzenko. Er ist Oberst, das könnt ihr in euren Akten nachprüfen. Er war eingeladen und hat mich gefragt, ob ich mitkommen will. Ich hab mir gedacht, warum nicht. Aber da hatte ich auch noch keine Ahnung.«
    »Keine Ahnung wovon?«
    »Dass mir dort speiübel wird. Und dass dieser Xin Zhu aufkreuzt und sich vor allen produziert.«
    »Xin Zhu?«
    »Vom Guoanbu«, erläuterte Zubenko. »Seinen Rang kenne ich nicht, muss aber ein hohes Tier sein. So ein fetter Sack. Breit wie ein Rindvieh. Benimmt sich wie ein verdammter Scheich. Die Leute um ihn herum waren zur Hälfte Schlitzaugen, die andere Hälfte waren meine Chefs, die über jeden seiner Witze gelacht haben.«
    »Welche Art von Witzen?«
    »Russenwitze. Anscheinend gibt es davon in China eine ganze Menge. Hat nicht geschadet, dass er sie in hervorragendem Russisch erzählt hat. Wortspiele und so. Die haben sich ausgeschüttet. Weißt du, wie das für mich ausgesehen hat?«
    »Wie?«
    »Wie Besiegte, die sich bei ihren neuen Herrn einschleimen. Einfach furchtbar. Also bin ich raus auf die Terrasse, um eine zu rauchen. Ich wollte nur noch nach
Hause. Nach der zweiten Zigarette ist er zu mir rausgekommen. «
    »Wer?«
    »Xin Zhu, der Wichser.«
    Milo gab sich erstaunt. »Du willst mich auf den Arm nehmen.«
    »Von wegen. Nein, der schleppt wirklich seinen fetten Arsch da raus. Es ist kalt, weißt du, aber dieses Rhinozeros schwitzt. Glüht förmlich von der vielen Aufmerksamkeit. Deswegen ist er wahrscheinlich raus – drinnen wäre er geschmolzen. Er zündet sich eine an, und wir kommen ins Gespräch. Und der Typ ist wirklich witzig, muss ich zugeben. Selbst noch betrunken – und der war wirklich stinkbesoffen. Wir reden über Kiew, und er erzählt mir, welche Lokale er mag. Nicht diese Touristenfallen, nein. Ein paar von den besten Clubs, die man nicht so leicht findet.«
    »So ein Walross geht tanzen?« In Milos Stimme lag Zweifel.
    »Ha!«, fauchte Zubenko angesichts dieser Vorstellung. »Bitte. Er geht natürlich aus, um Tussis aufzureißen, was sonst? Wir tauschen ein paar Anekdoten über Frauen aus. Wirklich lustig, der Typ. Er überredet mich, wieder reinzukommen, und dann bleibe ich bis nach Mitternacht. Ein Riesenspaß.«
    Erwartungsvoll starrte ihn Milo an, aber Zubenko schwieg. »Und?«
    »Ich sag kein Wort mehr, solange ich keinen Wodka kriege.«
    »Klar.« Milo wechselte die Sprache. »Haben Sie das gehört? Wir brauchen Wodka!«
    Es dauerte ungefähr zwei Minuten. Sie hörten trabende Schritte auf der Treppe, dann öffnete sich die Tür einen Spalt, und Drummond stellte eine Flasche Finlandia mit
zwei Schnapsgläsern auf den Boden. Die Tür schloss sich wieder. Milo schenkte beiden ein und reichte ein Glas weiter. »Budmo.«
    »Hey«, antwortete Zubenko und fügte auf Englisch hinzu: »Der Blitz soll dich treffen.«
    Beide kippten zwei Gläser, ehe Milo die nächste Frage stellte: »Und dann ist es passiert? Er hat dir die Geschichte in der Botschaft erzählt?«
    »Natürlich nicht! Hältst du Xin Zhu für einen kompletten Idioten? Das war erst die Woche darauf. Er hat mich angerufen, und wir sind ins Tak-Tak gegangen, einen seiner Lieblingsclubs. Normalerweise landen Typen wie er im Budapest Club, vielleicht im Zair, aber das Tak-Tak? Scheiße, Mann, ich war selbst noch nie dort gewesen! Aber Zhu ist da reinmarschiert wie ein König. Die kennen ihn da. Das einzige Schlitzauge, das sie dort reinlassen. Wir setzen uns an einen Tisch in der Ecke, wo wir den Mädels zuschauen und uns ungestört unterhalten können. Dann fängt er an zu saufen. Versteh mich nicht falsch, ich trink auch gern was. Aber was dieser Chinese wegstemmt, einfach unglaublich. Wahrscheinlich verträgt er mehr, weil er so massig ist.«
    »Er war also nicht betrunken?«
    »Und ob der betrunken war. Sternhagelvoll. Nur umgekippt ist er nicht.«
    »Und du?«
    »Ich schon. Ein paar Minuten lang war ich weg.«
    »Und er hat mit dir geredet.«
    »Wie wenn wir Brüder wären. Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, der

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