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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Pausch
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kurzfristige Strategien ist auch diese langfristig gesehen sehr ineffektiv. Irgendwann trifft man Leute wieder, und dann werden sie sich erinnern, dass du sie einst angelogen hast. Und sie werden es vielen anderen erzählen. Das fasziniert mich am meisten beim Lügen: Fast alle Menschen, die gelogen haben, sind selbst dann noch überzeugt, dass sie damit durchgekommen sind, wenn ganz klar ist, dass sie es nicht sind.

49
    Benutze deine Wachsstifte
    Wer mich kennt, beschwert sich manchmal, dass ich die Dinge immer nur schwarz-weiß sehen würde.
    Einer meiner Kollegen pflegte den Leuten sogar zu sagen: »Geh zu Randy, wenn du einen Schwarz-Weiß-Rat haben
willst. Wenn du einen grauen willst, ist er nicht der Richtige.«
    Okay. Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage. Vor allem als ich jünger war, traf das zu. Ich sagte immer, meine Stiftmappe enthalte nur zwei Farben, Schwarz und Weiß. Ich nehme mal an, dass ich die Computerwissenschaften so liebe, weil dort fast alles entweder nur richtig oder nur falsch sein kann.
    Mit zunehmendem Alter habe ich zu schätzen gelernt, dass eine gute Stiftmappe mehr als lediglich zwei Farben enthält. Allerdings glaube ich noch immer, dass sowohl der schwarze als auch der weiße Stift schneller verbraucht sein werden als die in den anderen Farben, wenn man sein Leben richtig führt.
    Jedenfalls liebe ich Wachsstifte, in welcher Farbe auch immer.
    Zu meiner Last Lecture hatte ich buchstäblich hunderte mitgebracht. Ich wollte, dass jeder beim Eintritt in den Vortragssaal einen bekam, hatte aber in dem ganzen Durcheinander vergessen, die Leute an der Tür zu bitten, sie auszuhändigen. Schade. Denn eigentlich hatte ich das Publikum bei dem Teil über meine Kindheitsträume bitten wollen, die Augen zu schließen, den Stift zwischen den Fingern hin und her zu rollen, seine Beschaffenheit zu fühlen, das Papier, mit dem er umwickelt war, das Wachs. Dann hätten sie sich ihre Stifte unter die Nase halten und einmal tief daran schnüffeln sollen. Der Geruch eines Wachsstifts führt einen direkt in die Kindheit zurück, nicht wahr?
    Ich hatte einmal einen Kollegen bei einem ähnlichen Test mit einer Gruppe beobachtet. Das hatte mich inspiriert. Tatsächlich habe ich seither fast immer einen Wachsstift in
meiner Hemdtasche. Wenn ich aus irgendeinem Grund in die Vergangenheit zurückmöchte, halte ich ihn mir unter die Nase und erziele garantiert wieder einen Treffer.
    Was den weißen und den schwarzen Stift anbelangt, da bin ich voreingenommen. Aber das ist meine Sache. Natürlich hat jede Farbe das gleiche Potenzial. Schnüffelt mal daran, ihr werdet es sehen.

50
    Der Hunderttausend-Dollar-Salz-und-Pfeffer-Streuer
    Als ich zwölf und meine Schwester vierzehn Jahre alt war, fuhr die ganze Familie nach Disney World in Orlando. Unsere Eltern hielten uns gerade für alt genug, um uns unbeaufsichtigt ein wenig auf dem Gelände umherstreunen zu lassen. Es war die Zeit vor den Handys, also trugen Mom und Dad uns auf, vorsichtig zu sein, vereinbarten mit uns eine Stelle, an der wir uns neunzig Minuten später wieder treffen sollten, und ließen uns ziehen.
    Ihr glaubt gar nicht, welcher Thrill das war! Wir waren am coolsten Ort, den man sich nur vorstellen konnte, und hatten die Freiheit bekommen, ihn ganz allein zu entdecken. Wir waren unseren Eltern unglaublich dankbar, dass sie uns dorthin gebracht und dann auch noch erkannt hatten, dass wir groß genug waren, um allein herumzulaufen. Also beschlossen wir, unser Taschengeld zusammenzulegen und ihnen mit einem Geschenk zu danken.
    Wir gingen in einen Laden und entdeckten etwas, das wir für ein höchst angemessenes Geschenk hielten. Es war
ein Keramikset: Salz-und-Pfeffer-Streuer in der Form von zwei Bären, die von einem Baum hingen und jeweils einen Streuer hielten. Wir bezahlten zehn Dollar, verließen den Laden und begannen auf der Suche nach der nächsten Attraktion die Hauptstraße hinunterzuhüpfen.
    Ich hielt das Geschenk in Händen, und das Schreckliche geschah: Es entglitt mir. Beim Aufprall zerbrach das Ding. Meiner Schwester und mir liefen die Tränen herunter.
    Eine erwachsene Besucherin hatte das Ganze beobachtet und kam zu uns herüber. »Bringt es in den Laden zurück«, sagte sie, »ich bin sicher, sie geben euch ein neues.«
    »Das kann ich nicht machen«, sagte ich. »Es war meine Schuld. Ich hab es fallen lassen. Wieso sollten sie uns ein anderes geben?«
    »Versuch es trotzdem«, sagte sie, »man weiß nie.«
    Also

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