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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Pausch
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Fachkenntnisse zu sagen. Wenn es negative Feedbacks gab, dann fast immer, weil unsere Exstudenten so taten, als seien sie schon lange nicht mehr grün hinter den Ohren, oder weil sie sofort die schönen Eckbüros anvisierten.
    Als ich fünfzehn war, arbeitete ich mit der Harke auf einem Erdbeerfeld. Die meisten meiner Kollegen waren Tagelöhner. Auch ein paar Lehrer arbeiteten dort, um sich ein kleines Zubrot für den Sommer zu verdienen. Ich sagte zu meinem Vater irgend so etwas wie, dass es doch unter der Würde von Lehrern sei, eine solche Arbeit anzunehmen. (Ich vermute einmal, dass ich damit eigentlich ausdrücken wollte, es sei unter meiner Würde.) Nie wieder sagte mir mein Vater so gehörig die Meinung. Er hielt körperliche Arbeit für unter niemandes Würde. Er sagte, dass es ihm lieber wäre, ich würde hart arbeiten und eines Tages der beste Feldarbeiter auf der Welt werden, als dass ich mich mit gerümpfter Nase selbstgefällig-elitär hinter einen Schreibtisch verziehe.
    Ich kehrte auf das Erdbeerfeld zurück und mochte den
Job noch immer nicht. Aber die Worte meines Vaters klangen mir in den Ohren. Ich achtete auf meine Einstellung und begann ein bisschen heftiger zu harken.

52
    Sei dir immer im Klaren, wo du gerade bist
    »Okay, Professor-Boy, was kannst du für uns tun?«
    Das war die Begrüßung von Mk Haley. Der siebenundzwanzigjährige Imagineur war mit der Aufgabe betraut worden, während meines Sabbatjahres bei Disney meinen Babysitter zu spielen.
    Ich war an einem Ort angelangt, an dem meine akademischen Referenzen null bedeuteten. Ich wurde zum Reisenden in einem fremden Land, der erst einmal herausfinden musste, wie das mit der Landeswährung funktioniert - und zwar schnell.
    Noch Jahre später erzählte ich meinen Studenten von dieser Erfahrung, weil sie eine entscheidende Lehre enthält.
    Ich hatte mir zwar meinen Kindheitstraum erfüllt und war zu einem Imagineur geworden, hatte mich dabei aber vom Platzhirsch in meinem wissenschaftlichen Forschungslabor in eine verwirrte Ente verwandelt, die im Gestrüpp eines Wildweihers gelandet war. Ich musste herausfinden, wie sich meine kauzige Art in diese kreative Alles-oder-Nichts-Kultur einpassen ließ.
    Ich arbeitete an der virtuellen Attraktion »The Magic Carpet of Aladdin«, die gerade in Epcot, Disneys Vergnügungspark in Orlando, getestet wurde, und befragte zusammen
mit den Imagineuren die Besucher, wie ihnen die Fahrt gefallen hatte. War es ihnen mulmig, schwindlig oder schlecht geworden?
    Einige meiner neuen Kollegen beschwerten sich, dass ich wissenschaftliche Maßstäbe anlegen würde, die in der realen Welt nicht anwendbar seien. Ich konzentrierte mich zu stark auf die Auswertung von Daten und ginge die Dinge viel zu wissenschaftlich an, anstatt sie vom Gefühl her zu beurteilen. Hardcore-Wissenschaft (ich) stand Hardcore-Entertainment (sie) gegenüber. Nachdem ich jedoch herausgefunden hatte, dass wir zwanzig Sekunden pro Besucher einsparen konnten, wenn wir die Wagen anders beladen ließen, hatte ich mir etwas Glaubwürdigkeit bei den Zweiflern erkauft.
    Warum ich das erzähle? Weil diese Geschichte deutlich machen kann, wie umsichtig man agieren muss, wenn man von einer Kultur in die andere wechselt - was im Falle meiner Studenten hieß: von der Uni in den ersten Job.
    Am Ende meines Sabbatjahres bot mir Disney einen Fulltimejob an. Nach langem, quälendem Abwägen lehnte ich ab. Am Ende fühlte ich mich doch zu sehr zum Lehren berufen. Nachdem ich jedoch eine Möglichkeit gefunden hatte, durch das akademische Leben und die Entertainment-Industrie gleichzeitig zu navigieren, fand Disney eine Möglichkeit, mich weiterhin zu beteiligen: Von nun an beriet ich zehn glückliche Jahre lang einmal wöchentlich die Imagineure.
    Wenn man es schafft, in zwei Kulturen Fuß zu fassen, bekommt man manchmal das Beste aus beiden Welten.

53
    Gib niemals auf
    Gegen Ende meiner Highschool-Zeit bewarb ich mich an der Brown University und wurde nicht angenommen. Ich kam auf die Warteliste. Da bombardierte ich das Zulassungsbüro so lange mit Telefonaten, bis sie schließlich entschieden, dass sie mich ebenso gut auch nehmen könnten. Ich hatte ihnen gezeigt, wie dringend ich zu ihnen wollte. Beharrlichkeit half mir, die Mauer zu überwinden.
    Als es an der Zeit war, an der Brown zu graduieren, wäre es mir nicht im Traum eingefallen, ein Aufbaustudium anzuhängen. In meiner Familie durchlief man eine angemessene Ausbildung und suchte sich dann einen

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