Latin Lover verzweifelt gesucht
ich glaubte, dass du dort als Erstes hingehen würdest”, erklärte er. Im Hintergrund vernahm sie Straßengeräusche. “Ich dachte mir, es wäre klug zu verschwinden, bevor Mrs. Kaminsky wach wird. Damit du nicht noch mehr Unannehmlichkeiten bekommst.”
Mrs. Kaminsky.
Kyras Gesicht glühte. An ihre neugierige Vermieterin hatte sie gar nicht mehr gedacht.
“Was machst du heute Mittag?”, hörte sie Michael fragen.
Kyra zog sich langsam das Kissen vom Gesicht. “Was?”
“Heute Mittag. Hast du schon was vor?”
Mich von der nächsten Brücke stürzen.
“Was?”
Kyra schoss hoch. Hatte sie die Worte etwa laut ausgesprochen? “Äh, ich habe nichts vor.”
“Ich bin im Moment auf der Baustelle der Nevilles, werde aber mittags hier fertig sein. Wollen wir uns so gegen eins bei ‘Niko’s’ treffen?”
“Nein.” Kyra fragte sich, was heute Morgen mit ihrem Mund los war. “Ich meine, ja. Griechisch hört sich gut an.” Tatsächlich wurde ihr bei dem Gedanken an Essen fast übel, aber was würde Michael sagen, wenn sie seine Einladung ausschlug?
“Kyra?”, fragte er ruhig. “Bist du wirklich okay?”
Sie umklammerte das Handy. “Alles wunderbar.”
“Du bereust die letzte Nacht doch nicht, oder?”
Sie schluckte. “Nein. Du?”
“Nein.”
“Gut.”
“Gut.”
“Dann sehen wir uns also um eins?”
“Um eins.”
Das Freizeichen erklang an Kyras Ohr. Am liebsten hätte sie jetzt Michael angerufen. Nicht Michael, den Mann, mit dem sie eine unglaubliche Nacht verbracht hatte, sondern Michael, ihren besten Freund. Sie brauchte seinen Rat bezüglich Michael, ihres Geliebten.
Frustriert stand sie auf. Was sollte sie jetzt tun? Wie sollte sie ihm unbefangen gegenübertreten, jetzt, da er wusste, was für merkwürdige sinnliche Geräusche sie bei der Liebe machte?
Sie ging in die Küche, las Michaels Nachricht und tapste dann ins Bad. Sie würde einfach eins nach dem anderen erledigen.
Zuerst würde sie sich duschen, dann die Haare föhnen, sich anziehen und zum Restaurant fahren. Und in der Zwischenzeit würde ihr vielleicht einfallen, wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekam.
Michael hatte gedacht, er wüsste alles, was es über Kyra White zu wissen gab. Schließlich waren sie seit vier Jahren eng befreundet. Doch als er jetzt mit ihr im Restaurant saß, fragte er sich, ob er sie überhaupt kannte.
“Freunde”, wiederholte er gedehnt und versuchte zu verdauen, was sie ihm soeben vorgeschlagen hatte.
Er war Punkt eins im Restaurant gewesen und hatte ihren Lieblingstisch reserviert. Dann hatte er gewartet … und gewartet … und gewartet. Endlich, kurz nach halb zwei, war Kyra zögernd hereingekommen und hatte sich kaum getraut, ihm in die Augen zu schauen.
Dann hatte sie ihn gefragt, ob sie nicht einfach nur wieder gute Freunde sein wollten.
“Das hatte ich befürchtet”, sagte Michael und lehnte sich zurück, damit die Kellnerin ihnen das Essen servieren konnte.
“Was hast du befürchtet?”
Er wartete, bis sie wieder allein waren, bevor er sich vorbeugte. “Dass es so ausgeht. Warum, glaubst du, habe ich versucht zu verhindern, dass das geschieht, Kyra?”
“Weil du mich nicht wolltest?” Sie verdrehte die Augen. “Vergiss, was ich gerade gesagt habe. Bitte. Es ist so erbärmlich.”
Er starrte sie an, als sei sie verrückt geworden. “Meinst du das ernst? Hast du das gedacht?” Er hätte niemals vermutet, dass Kyra ein so unsicherer Mensch war, der Telefongespräche unterbrach und ständige Bestätigung brauchte. Schon gar nicht, nachdem er mit ihr den besten Sex seines Lebens gehabt hatte.
Kopfschüttelnd griff er nach seiner Gabel, obwohl er keinen Appetit verspürte. Allerdings musste er zugeben, dass er auch schon heute Morgen nicht in bester Verfassung gewesen war. Als er um sechs Uhr wach wurde und sah, wo und mit wem er im Bett lag, war er aufgesprungen, hatte ein paar Zeilen geschrieben und die Wohnung beinahe fluchtartig verlassen. Es war schon eine ganze Weile her, dass er eine Nacht bei einer Frau verbracht hatte. Und Kyra war schließlich nicht irgendeine Frau. Er hatte einfach ein wenig Abstand gebraucht, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Allerdings hatte das nicht viel genützt. Er war ein nervliches Wrack. Einerseits hatte er sich verdammt, dass er Hals über Kopf davongerannt war, und andererseits dabei ertappt, dass er wie ein Narr grinsend an den Sex dachte. Und während der ganzen Zeit war er ziellos umhergelaufen und hatte
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