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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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jetzt bitte vorsichtig folgen würden», gab Laubmann die Anweisung. Dabei hatte er bereits eine Taschenlampe aus seiner Aktentasche herausgezogen und angeknipst. Das erweckte wieder etwas mehr Vertrauen bei Konrad. Noch besser fand er Dr. Laubmanns Vorbereitungen, als dieser ihm gar eine zweite, recht starke Lampe überreichte. Dann waren sie schnell vom Gemäuer verschluckt.
    Wie soll ich mich darin bloß zurechtfinden, fragte sich der Unbekannte, als er aus einiger Entfernung beobachten mußte, wie sich die beiden Lichtkegel in die Ruine hineinbewegten. Er hatte das Gefühl, daß es um das Gemäuer herum kälter war. Obwohl es absolut still war, glaubte er einen Moment lang Vogelstimmen zu hören, was ihm unwirklich vorkam. ‹Ich könnt einfach warten; irgendwann müssen die ja wieder rauskommen. › Aber genau das, was sie in der Ruine taten, konnte höchst interessant sein, überlegte er sich.Vielleicht feierten sie irgendwelche verbotenen Kulte in den Gewölben.Von so etwas hatte er schon gehört. Satansmessen. Das wäre allerdings eine vortreffliche Nachricht über Konrad und Laubmann, die er würde übermitteln können.
    Voller Neugier schlich er auf die Ruine zu. Daß sich das Gras auch innerhalb der Ummauerung fortsetzte, fand er äußerst günstig, hatte er doch befürchtet, sich durch knirschende Steine zu verraten. Freilich, grundsätzlich sollte Konrad ruhig merken, daß er verfolgt wurde. Das sollte ihm gehörig Angst einjagen. Im Moment war die Situation jedoch eine andere. Wenn hier geheime Handlungen stattfanden, durften sich die Ketzer nicht verfolgt fühlen. Um so vorsichtiger verhielt er sich nun.
    Beim Eingang zu einem dunklen Kellergewölbe angelangt, glaubte er aus dem Augenwinkel wahrgenommen zu haben, daß sich darin etwas bewegt hatte. Aber es war gewiß nur ein Irrtum. Oder vielleicht ein Tier, eine Katze oder ein Vogel. Wo Konrad und Laubmann wohl abgeblieben waren? Alles still hier.
    Auch das Loch in der Mauer dort hinten war sicher einmal eine Eingangstür gewesen. Über einen Graben hinweg schaute er auf einen der Türme. Er erstarrte. Die schemenhafte Gestalt über dem Graben nahe diesem Mauerloch sah so aus, als stünde da ein Mönch – aber war das möglich? Und als er genauer hinsehen wollte, einen Schritt nach vorne gemacht und seine schwarz umrandete Brille zurechtgerückt hatte, war die Erscheinung verschwunden.
    Er wollte es für eine Einbildung halten, doch dafür war es zu spät, denn drüben an der Mauer war ein zweiter. Er wollte etwas rufen, aber es ging nicht. Er atmete nur schneller, griff in die Innentasche seines Umhangs, weil ihn die Unsicherheit und die Undurchsichtigkeit der Lage in Panik zu versetzen drohten.
    Gerade als er sich abwenden wollte, sah er einen dritten Mönch direkt auf sich zukommen. Er war aus dem gotischen Bogen herausgetreten, mit einer langen spitzen Kapuze über dem Kopf und über dem Bauch verschränkten Armen, die Hände in den weiten Ärmeln seines dunkelbraunen Habits verborgen. Er dachte zuerst nicht an Gegenwehr, nicht mal ans Weglaufen. Für Sekunden dachte er nur: Soll mich der Teufel holen, meinetwegen. Seine Gedanken waren wie stillgelegt, so daß er sich später gar nicht mehr so genau daran erinnern konnte, wie er eingekreist worden war. Rasch griff er wieder in die Innentasche des Umhangs, zog die Waffe hervor und schoß ohne Vorwarnung in die Luft. ‹Gut so›, dachte er.
    Wie ein böser Spuk waren sie mit einem Schlag verschwunden, in Deckung gesprungen, abgetaucht. «Der ist irrsinnig geworden!» hörte er rufen. Das hatte er gern, bei anderen Angst erzeugen, Angst vor ihm. Sich Respekt verschaffen, nannte er das wenig einfallsreich.
    Daß es nur eine Schreckschußwaffe war, mit der er hantierte, wer konnte das in der Dämmerung ahnen. Laubmann war drauf und dran, die Aktion unverzüglich abzubrechen, ohne diesen Irrsinnigen noch irgendwie zu provozieren, auch nicht versehentlich. Ihm war selber blitzartig bewußt geworden, wie theatralisch sein Unternehmen angelegt war, daß er wiederum hatte übertreiben müssen, um seine Phantasie zu befriedigen, und daß er dadurch eine echte Gefahr heraufbeschworen hatte.
    Zum Glück war der Schütze, nach einem ersten Triumphgefühl, über seine unbedachte Reaktion nun doch erschrocken. Die Waffe nach wie vor in der Hand, wollte er so schnell wie möglich zu seinem Wagen zurückrennen. Die abgefallenen Ahornblätter waren jedoch so glitschig, daß er das Gleichgewicht verlor. Er

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