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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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einmal, sondern versuchte geschickt durch sein Stillschweigen beim Gegner Beklemmungen zu erzeugen, zumal ihm der schwarze Pullover Laubmanns aus dem Laden der Cousine herausfordernd ins Auge stach. «Wir haben uns schon oft inhaltlich gestritten, Herr Prälat», machte Philipp Laubmann den Anfang, «aber dieses Mal bin ich über Ihr Verhalten zutiefst empört. Es ist mir unbegreiflich, wie sich ein Mann Ihres Formats für so eine absurde Vorgehensweise hergeben mag. Sie werden gleich sagen», Laubmann hob abwehrend die Hände, «Sie wüßten nicht, wovon ich rede. Ihr Adlatus jedoch – oder soll ich ihn Handlanger nennen? – hat alles ausgeplaudert, als wir ihn gestellt haben.»
    «Ja, ich habe es bereits vernehmen müssen, welche Eigenmächtigkeit Sie und Ihre … Kumpane sich angemaßt haben. Pfarrer Schultz und ich haben darüber nachgedacht, welche Konsequenzen die von Ihnen angeführte Überrumpelung haben könnte. Ich habe ihm nur mit Mühe davon abzuraten vermocht, die Sache an die große Glocke zu hängen; das würde weder der Wahrheitsfindung noch unserer Mutter Kirche dienen.»
    Laubmann begann sich in der Auseinandersetzung sicherer zu fühlen. Er langte in seine Jackentasche, zog die Schreckschußwaffe hervor, die Dominikus Schultz in der Ruine verloren hatte, und reichte sie, beinahe formvollendet, Prälat Glöcklein über den Schreibtisch, der sie sogleich angewidert beiseite schob. «Ihr Gehilfe hat wohl ein bißchen die Fassung verloren? Oder hat er strikt nach Ihren Anweisungen gehandelt?»
    «Ich muß doch sehr bitten!» Überrascht war Glöcklein nicht.
    «Wer hängt nun was an welche Glocke, auf daß sie uns mit ihrem wundersamen Klang ergötze?»
    «Sie Spötter.» Der Prälat zeigte keinerlei Kompromißbereitschaft. Selbst die ansatzweise Entschuldigung hatte jenen faden diplomatischen Beigeschmack, der sie als nicht gesagt deklarierte: «Das tut mir aufrichtig leid, daß Pfarrer Schultz sich – von Ihnen wohlgemerkt sehr in die Enge getrieben – zu einer überstürzten Handlung hat hinreißen lassen. Er hat mir sein Versagen eingestanden und glaubhaft versichert, daß es nie eine Gefahr für Leib und Leben der Beteiligten gegeben hat. Gleichwohl hätte ich niemals ein solches Vorgehen geduldet.»
    «Uns hat er mitgeteilt, in Ihrem Auftrag unterwegs gewesen zu sein.»
    Glöcklein widersprach entschieden: «Das ist nicht wahr. Sie werden ihm doch nicht etwa glauben? Unser Pfarrer Schultz ist manchmal ein etwas übereifriger Mensch. Ich habe ihn nie aufgefordert, Professor Konrad oder Ihnen nachzustellen.» «Schön, daß Sie's wenigstens zugeben…»
    «Ich gebe gar nichts zu, weil ich nichts zuzugeben habe.» «Davon gehe ich sogar aus; Ihre Methoden sind vermutlich subtiler.»
    «Sie gehen zu weit in Ihrem rüden Ton!» Glöcklein schlug mit seiner fleischigen Hand flach auf seinen ausladenden, schwarz lackierten Schreibtisch, daß es richtig hallte und die feingliedrige Kreuzigungsgruppe dortselbst erbebte, hatte sich aber sofort wieder im Griff und verlieh seiner Stimme einen konzilianteren Tonfall. Lange konnte er Konflikte nicht ertragen. «Sie wissen natürlich, wer Pfarrer Schultz ist, daß er gewisse Schwierigkeiten mit der moderneren Liturgie hatte. Wir haben das abgestellt und ihm Aufgaben im Ordinariat übertragen.»
    ‹ Um ihn zu überwachen›, dachte Laubmann und konnte sich nicht entscheiden, ob er erleichtert sein sollte, daß auf einem wie Schultz das Auge der kirchlichen Obrigkeit ruhte. Machte ihn gerade das nicht zu einem willfährigen Werkzeug, zumal Dominikus Schultz sich selbst als gefällig und nützlich erweisen wollte? «Ich bitte Sie, von wem hatte Pfarrer Schultz denn den Schlüssel für das unbewohnte Haus und das Gartengrundstück in der ‹Grube›, das der Diözese gehört, wenn nicht von Ihnen? Wie konnte er überhaupt von der Verbindungsmöglichkeit zwischen dem Liegenschaftsamt und der Straße wissen, an der Professor Konrad wohnt, wenn nicht durch Sie? Wo man so bequem und vor allem unbeobachtet ein und aus gehen kann, um fremder Leute Privatsphäre zu überwachen.» «Ich bin nicht in allem verantwortlich für ihn. Ich räume ein, wir haben – aus kirchlicher Sorge – über Professor Konrad gesprochen. Genügend Anlaß dazu gab es ja. Und ich habe Pfarrer Schultz gebeten, daß er sich bei Gelegenheit in der Universität zum sittlichen Lebenswandel des Professors umhören und die eine oder andere Veröffentlichung aus dessen Feder sichten möge. Seine

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