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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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lief er mit Hans Merten auf dessen Tochter zu und fragte sie: «Sind die anderen Damen und Herren vom Rundgang schon zurückgekehrt?»
    «Ich habe niemanden gesehen», antwortete Gisela Merten, Laubmann direkt und warm in die Augen schauend.
    Der Kastellan meinte, freilich nicht ohne schlechtes Gewissen: «Die brauchen sicher etwas länger. – Und Professor Forster, hast du ihn gesehen?»
    «Ah ja, Professor Alfonso Forster. Er war vorhin hier. Moment…» – sie entnahm einem hölzernen Kästchen auf dem Thekentisch einen Notizzettel – «…ich soll nämlich ausrichten, er sei auf sein Zimmer gegangen.»
    Nachdem sie den Zettel auf die Theke gelegt hatte, warf Laubmann einen Blick darauf und sah, daß sogar die Uhrzeit peinlich genau vermerkt war. «Wir haben überall nach ihm gesucht und schon gedacht, ihm ist möglicherweise was passiert.»
    Der Kastellan sagte mit scheinbarer Abgeklärtheit: «Da haben wir uns wohl zu sehr hineingesteigert; die Sorge um ihn war gar nicht nötig», und wandte sich seinen Aufgaben als Hausmeister zu.
    Trotzdem verspürte Laubmann immer noch ein leichtes Gefühl der Unruhe. Ein Grundzug seines Wesens: Es mußte alles nachgeprüft werden. Er beschloß deshalb, Professor Forster persönlich aufzusuchen, und erbat seine Zimmernummer.
    Gisela Merten nahm eine Liste der Tagungsteilnehmer und einen Burgplan zur Hand: «Die Blätter finden Sie übrigens auch in Ihrer Mappe mit den Tagungsunterlagen.» Sie markierte mit einem Kreuzchen die Stelle, wo das Zimmer Forsters war. «Nummer 7, im Hochparterre.»
    Laubmann dankte ihr und verlor sich sofort ins Studium des Plans, obwohl der so schwierig gar nicht war.
    Währenddessen kamen die Kollegen und Kolleginnen von ihrer abenteuerlichen Wanderung zurück und betraten ein wenig abgehetzt die Eingangshalle: zuerst Professor Grunde, dann die Professorin Barbara Burgerroth mit Professor von Bebenhausen und dahinter alle anderen. Laubmann informierte sie, daß sich die Geschichte mit Forster geklärt habe, worüber alle recht froh waren.
    Nach dem Gang über den mit einem Zierbrunnen ausgestatteten Innenhof des Hauptgebäudes und ein paar Stufen öffnete er die Tür zum Seitenflügel und fand sich im Hochparterre wieder. Dort blieb er stehen und blickte neugierig in den Flur hinein, als hoffe er auf etwas Unerwartetes. Und er wurde gewissermaßen belohnt, denn Professor Alfonso Forster kam gerade aus seinem Zimmer heraus, das er hinter sich abschloß. Laubmann freute sich. So gern er auch nachforschte und seine Neugier kultivierte, es war ihm doch am liebsten, wenn er eine Suche zum Abschluß bringen konnte.
    Vor lauter Begeisterung, Professor Forster wohlauf anzutreffen, ging er ihm vielleicht eine Spur zu überschwenglich entgegen. «Wir haben uns Sorgen gemacht, als Sie plötzlich nicht mehr bei der Gruppe waren!» entschuldigte Laubmann sein Auftreten. «Wie ist Ihr Befinden?»
    Forster fühlte sich nicht im geringsten bedrängt. «Danke, es geht mir wieder gut. In letzter Zeit beschleichen mich ab und zu Schwächeanfälle. Aber es ist nichts weiter. Ich habe mich erholt und sogar etwas arbeiten können.»
    «Schreiben Sie an einem neuen Werk?»
    «Manchmal muß man sichten, ordnen und abschließen, ehe Neues entsteht. Und man muß den Mut haben, zu kürzen und sich aufs Wesentliche zu beschränken, auch wenn’s schwerfällt.»
    «Das kenne ich nur zu gut. So geht’s mir mit meiner Habilitation, die ich bei Professor Hanauer schreibe: ‹Die Unmöglichkeit finaler Antworten auf moralische Probleme›. – Andererseits möchte ich mein Thema nicht zu sehr beschneiden, zumal ich verschiedene Materialsammlungen angelegt habe. Es wäre jammerschade, womöglich ein ganzes Hauptgebiet zu exkludieren.» Laubmann drückte sich mitunter sehr gewählt aus.
    «Wem sagen Sie das.»
    Sie verstanden sich gut. Nach Laubmanns erstem Eindruck hatten sie die gleichen arbeitstechnischen Probleme. Unterdessen begleitete er Forster in den ruhigen Innenhof, ohne zu fragen, ob ihm seine Anwesenheit genehm sei. Er rechnete damit, daß es ihm der angesehene Kollege mitteilen würde, falls er allein sein wollte.
    Laubmann hatte ihn von Anfang an beobachtet und sympathisch gefunden, ja bedeutend interessanter als auf den Fotos, die er von ihm kannte. Er hatte sich immer wieder mal mit dem Leben des hochgeschätzten Gelehrten befaßt. Professor Raimund Hanauer, Philipps Chef, kannte Alfonso Forster und wußte viel über ihn. Außerdem hatte Forster auch einen alten

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