Laubmann 2 - Bärenzwinger
Barbara Burgerroth hatte sich statt dessen zur Staatsanwältin Verena John gesellt. Zudem waren mehrere ihnen unbekannte Meßbesucher anwesend, Damen und Herren in reiferem Alter, die darauf aus waren, so oft wie möglich einen bischöflichen Segen zu erhalten. Die Burgkapelle war voll wie selten.
Der Gottesdienst war eine sehr würdige Feier unter der Leitung des Erzbischofs und mit Prälat Glöcklein sowie den Professoren Bebenhausen und Meister als Konzelebranten. Gemeinsam mit dem Bischof am Altar zu stehen, wollte sich keiner von ihnen entgehen lassen. Bebenhausen strahlte geradezu, fast wie verklärt, und seine körperliche Kraft wirkte durch die ruhig und sicher gesetzten Handlungen besonders beeindruckend.
Nach dem Gottesdienst sollte ein kleiner Umtrunk im Konferenzsaal stattfinden. Philipp Laubmann blieb jedoch draußen im Burghof und plauderte lieber mit Gisela Merten und Barbara Burgerroth über den winterlichen Steigerwald hierzulande und tropische Wälder auf der anderen Seite der Erde. Die Bärinnen «Poldi» und «Dine» schnaubten im Hintergrund.
Plötzlich stürzte Petrus von Bebenhausen auf ihn zu und ergriff mit seinen großen Händen seine rechte Hand. «Ich muß mich bei Ihnen noch einmal sehr, sehr herzlich bedanken, daß Sie mich von dem bösen Verdacht befreit haben!» Bei den Worten schüttelte er Laubmanns Hand, nein, den ganzen Laubmann, so kräftig, daß diesem beinahe schwindlig wurde.
Auch bei Barbara Burgerroth bedankte sich Bebenhausen, daß sie zu ihm gestanden habe, ohne sie freilich so heftig zu schütteln wie Laubmann. Dann entfernten sich beide, was Heinrich Ippendorff, der sich schon wieder angeschlichen hatte, nur noch eifersüchtig verfolgen konnte.
Laubmann blieb nicht lange mit Gisela Merten allein. Lürmann und Glaser kamen und lobten Philipp ob der fruchtbaren Zusammenarbeit.
«Das machen wir bald wieder mal», verkündete Lürmann, woraufhin Glaser das Gesicht verzog.
Trotzdem überreichte er seinem Mitstreiter Laubmann eine Mappe mit einem Manuskript darin, die er vorher feierlich seiner Aktentasche entnommen hatte. Und Laubmann erkannte sofort das Referat Forsters, das sie verstreut neben der Leiche gefunden hatten.
«Das ist nur eine Kopie. Das Original bleibt bei uns in Verwahrung», erläuterte Glaser. «Aber Sie wollten den Text ja haben, damit er in Petrópolis gegebenenfalls als Nachlaß des Professors veröffentlicht werden kann.»
Laubmann versprach hocherfreut: «Ich werde mich darum kümmern.»
«Ich habe mir außerdem den Text mal durchgelesen und einen von Professor Forster handschriftlich notierten Satz entdeckt, der mir sehr gut auf unseren Fall zu passen scheint: ‹Wir alle tragen in Wahrheit unsere Gefängnisse mit uns herum und werden nur frei durch Friedfertigkeit›.»
«Klingt wie ein Vermächtnis», bemerkte Philipp Laubmann.
In einiger Entfernung gingen der Erzbischof und Glöcklein an der Gruppe vorbei und blickten herüber. Glöcklein deutete erklärend auf Dr. Laubmann; man konnte aber nicht hören, was er dem Erzbischof sagte. Dieser winkte Laubmann jedenfalls frohgemut zu, woraufhin der sich kurz verbeugte. Wie auf der Bühne, ehe sich der Vorhang schließt.
G L O S S A R
Ablution
der Priester vollzieht in der römisch-katholischen Meßfeier nach dem Empfang und dem Austeilen des eucharistischen Mahles eine kultische Reinigung des Kelches, seiner Fingerspitzen und seines Mundes durch Wasser und Wein (ablutio = Abwaschen).
Aktualpräsenz
meint im religiösen Sinne die aktuelle und wirkende Gegenwart Jesu Christi in Meßfeier und Gottesdienst der Kirche.
Brevier
Stundenbuch, d.h. Lese- und Besinnungsbuch für die täglichen Einkehrmomente und Gebete der Priester in der römischkatholischen Kirche.
Eucharistie
heißt „Danksagung“. In der Messe der römisch-katholischen Kirche steht der Begriff sowohl für die Mahlfeier (Wandlung und Kommunion) als auch für die Opfergaben Brot und Wein, nachdem sie im gläubigen Sinne durch die Wandlung als Leib und Blut Christi gesehen werden.
Ewiges Licht
eine Lampe mit einer Ölflamme oder einer elektrischen Birne darin, die in katholischen Kirchen vor dem Aufbewahrungsort der heiligen Eucharistie (Tabernakel), also des geweihten Brotes (Hostien), angebracht ist. Das „Ewige Licht“ muß ständig brennen.
Exegese
die theologisch-wissenschaftliche Erklärung und Auslegung der Bibel.
Exerzitien
wörtlich übersetzt: „Übungen“, also religiös-geistliche
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