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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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gespannt, rechnete er doch mit anregenden wissenschaftlichen Auseinandersetzungen. Jetzt sollte echte geistige Arbeit geleistet werden, denn die reine Selbstdarstellung und das vordergründige Kennenlernen waren zur Genüge erfolgt. Diese Fachtagung hatte schließlich Klausurcharakter, und man war bewußt der Abgeschiedenheit halber auf die Babenburg gekommen. Die Tagung war auf acht Tage angelegt, mit einzelnen Vorträgen und genügend Raum für Diskussionen und Arbeitsgruppen dazwischen.
    Knapp vor Beginn des Eröffnungsreferats kam ein alter Bamberger Bekannter Laubmanns herein, Prälat Albert Glöcklein. Laubmann und er waren sich nicht unbedingt freundlich gesinnt, sondern hatten miteinander manchen Strauß auszufechten gehabt. Denn Glöcklein kümmerte sich im Auftrag des Erzbischofs um die kirchliche «Betreuung» sowohl der Tagungsstätte auf der Burg als auch der Katholisch-Theologischen Fakultät in der Stadt. Wobei Betreuung durchaus mit Kontrolle zu umschreiben war, nämlich dahingehend, ob die Theologen auch wirklich das lehrten und lebten, was den Vorstellungen der Amtskirche entsprach. Und da waren Konflikte nun mal vorprogrammiert, das wußte er so gut wie Laubmann.
    Dem Ehrentitel nach Prälat, dem Amt nach bischöflicher Vikar, war Glöcklein vor allem ein Liebhaber barocker Prachtentfaltung, die er bisweilen mit dem heilbringenden Glanz der Mutter Kirche gleichsetzte. Insgesamt ging der Sechzigjährige Konflikten eher aus dem Weg, da er nicht zu den Mutigsten gehörte. Schon weit vor seiner Priesterweihe hatte er sich aus dem 2. Brief an die Thessalonicher den Leitspruch erkoren: «Der Herr ist treu; er wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.»
    Albert Glöcklein, in seinem priesterlich schwarzen Anzug, grüßte die Wissenschaftler im Saal wie ein umjubelter Kirchenfürst, beide Hände erhoben, mit den Handflächen nach innen, und eine Verbeugung andeutend. Auf Laubmann achtete er kaum. Ausgesprochen herzlich allerdings schüttelte er Petrus von Bebenhausen die Hand und hätte ihn beinahe umarmt, denn beide waren seit ihrer gemeinsamen Priesterweihe eng befreundet.
    Kurz nach 20 Uhr wurde die Flügeltür dann geschlossen. Glöcklein trat ans Pult und begann mit einer nicht allzu langen Begrüßungsansprache, bei deren Einsetzen Laubmann seine Aufmerksamkeit reduzierte. Da er öfters in den Genuß solcher Glöckleinschen Eröffnungsreden kam, wußte er schon, was er zu hören bekommen würde. Die Damen und Herren des Tagungspublikums hingegen fanden die geistreichen Wendungen und humorigen Einfälle des beleibten Prälaten, mit seinen silbrig-gelockten Härchen über der Stirn, durchaus unterhaltsam.
    Man applaudierte, als er geendigt hatte, und verdunkelte den Raum, damit der Referent vortreten konnte. Mit Grundes Auftritt mündete die Tagung nun endlich in eine Auseinandersetzung über Inhalte. Der schob sich noch schnell ein tablettenförmiges Antacidum in den Mund, weil sein Magen übersäuert war, schaltete den Overheadprojektor an und legte eine übersichtlich gestaltete Folie mit den Gliederungspunkten auf: die Entwicklung des Wahrheitsbegriffs in der Geschichte.
    Mit der Darstellung dieser «Arbeitsgrundlage», wie er es nannte, hatte Grunde gerade begonnen, als das Forum durch das verspätete Eintreffen einiger Nachzügler gestört wurde. Alle fanden das sehr lästig und drehten sich um, denn das helle Licht der Vorhalle fiel störend durch die geöffnete Flügeltür herein. Christa Schanz-Haberberger ließ sich mit geflüsterten entschuldigenden Worten auf einen freien Stuhl im hinteren Teil des Saals nieder, wagte es also nicht, zu dem für sie vorgesehenen Platz weiter vorne zu gehen. Anders Dr. Friedemann Böhmer, der wenige Minuten nach ihr eintrat. Er hatte seine schwarze Wolljacke hochgeschlossen und schritt selbstbewußt an den Sitzenden vorbei durch den Raum. Als Professor Franz Röttinger schließlich über eine Viertelstunde nach Beginn erschien, mochte schon niemand mehr hinschauen.
    ***
    Die Wahrheit war ein so weites Feld, daß Laubmann sie gar nicht mehr fassen konnte. Nicht daß er sie generell ablehnte oder daß der Eröffnungsvortrag inhaltlich zu schwach gewesen wäre, aber die Müdigkeit hatte ihn einfach überwältigt. Die Unruhe der vergangenen Nacht hatte nun ein Bedürfnis nach Ruhe zur Folge. So empfand er die Atmosphäre des abgedunkelten Raums nur noch als beseligend.
    Es war genüßlich warm im Saal. Im matten Schein der Burghofbeleuchtung konnte Philipp

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