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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Spurensicherung», gab Glaser lakonisch zur Antwort.
    Währenddessen trafen draußen vor der Burg der Leichenwagen und das von Prälat Glöcklein verlangte Taxi, mit einem Koffer für ihn, gleichzeitig ein. Von den Autoscheinwerfern geblendet, hielt Glöcklein den Leichenwagen für das Taxi und winkte ihn aufgeregt herbei.
    Der Prälat bemerkte zwar seinen Irrtum sofort, aber da kam der Leichenwagen bereits neben ihm zum Stehen. Der Fahrer, in einem grauen Arbeitsmantel und mit ähnlicher Gesichtsfarbe, ließ die Scheibe herunter und verkündete grußlos: «Wir sollen hier einen abholen.»
    «Mich nicht», verwahrte sich Glöcklein energisch, «mich nicht!»
    ***
    Laubmann hatte gleich beim Eintreten den Kommissar auf die Unordnung in Alfonso Forsters Zimmer hingewiesen. Glaser hatte wie Laubmann den Verdacht, daß jemand den Raum durchsucht haben könnte. Näheres sollte der Erkennungsdienst herausfinden. Der Kommissar wollte keine Spuren zerstören. Trotzdem zog er, vorsichtig und unter Verwendung dünner weißer Gummihandschuhe, Schubläden auf, öffnete Schranktüren. Auch dem Moraltheologen hatte er Handschuhe verpaßt.
    Philipp Laubmann sah sich ungezwungener als beim ersten Mal im Zimmer um. Er machte den Kommissar auf zwei theologische Bücher aufmerksam, die auf dem kleinen Hotelschreibtisch unter ein paar Notizblättern hervorschauten. Die Rückentitel waren gut erkennbar: Hans Küng, Wahrhaftigkeit und Ottmar Fuchs, Zwischen Wahrhaftigkeit und Macht.
    «An diesem Thema hat Professor Forster offenbar gearbeitet, denn sein programmgemäßes Referat war ähnlich betitelt: ‹Wahrheit und Wahrhaftigkeit›. Das Titelblatt habe ich bei seiner Leiche am Boden liegen sehen. Er hat im Besprechungszimmer wohl die Aufzeichnungen zu seinem Vortrag gesucht.»
    «Die aufgefundenen Papiere wurden bereits sichergestellt, und sie werden auf Fingerabdrücke hin untersucht.» Glaser wäre es lieber gewesen, Laubmann hätte das Zimmer nicht betreten. Sein Herumschnüffeln würde die Polizeiarbeit nur erschweren.
    Doch Laubmann war in seinem Element. «Es wäre nicht schlecht, wenn die franziskanische Hochschule in Petrópolis den Text ausgehändigt bekäme. Sobald die Ermittlungen beendet sind, versteht sich. Er würde bestimmt gut in eine Veröffentlichung der nachgelassenen Schriften Forsters passen.»
    «Das ist unsere geringste Sorge.» Glaser wußte über Dr. Laubmanns Bücherliebe Bescheid. «Lassen Sie auf dem Schreibtisch bitte alles so, wie es ist.»
    «Nach den Signaturen auf den Buchrücken zu urteilen, wurden die Bände meiner geschätzten Kollegen in der Bibliothek der Theologischen Fakultät ausgeliehen.»
    Als der Erkennungsdienst endlich dazukam, war Glaser erleichtert, denn nun ließ sich Laubmann aus dem Zimmer schicken. Der Kommissar ordnete an, daß die beiden theologischen Bände und die Notizblätter auf dem Schreibtisch sowie der Schlüssel der Zimmertür als etwaige Beweismittel zu verwahren seien. Dasselbe gelte für den in einer der Schubladen entdeckten brasilianischen Paß des Toten. Die Medikamente aus dem Nachttisch seien hingegen der Gerichtsmedizin zu übergeben. Und zur Beruhigung Laubmanns fügte Glaser noch hinzu, daß die Bibliothek der Bücher wegen benachrichtigt werde.
    Von Gisela Merten, die auf dem Gang gewartet hatte, erbat sich der Kommissar einen Zweitschlüssel des Mordzimmers, um gegebenenfalls einen Vergleich vornehmen zu können, sollte der Originalschlüssel anderswo aufgefunden werden. Das Gästezimmer sowie das Mordzimmer beziehungsweise der Korridor vor dem Mordzimmer würden heute nacht noch polizeilich versiegelt und dürften ohne Genehmigung nicht mehr betreten werden.
    Gisela Merten teilte Kommissar Glaser die Bemerkung ihres Vaters mit, daß sich der historische Schlüssel der schweren Eichentür, die den Quergang unterteilte, auf der falschen Seite befunden hatte.
    «Und jetzt?»
    «Mein Vater hat ihn wieder umgesteckt.»
    Glaser ließ daraufhin auch an jener Tür die Spuren
    sichern und den Schlüssel konfiszieren. Er ärgerte sich über die Eigenmächtigkeit des Kastellans. Die Eichentür blieb unverschlossen, wie gehabt.
    In einen blauen seidenen Morgenmantel gehüllt, stürzte unversehens der Hamburger Philosophieprofessor Helmuth Grunde aus seinem Zimmer, das dem Zimmer des Ermordeten benachbart war, und beschwerte sich über die nächtliche Ruhestörung. «Sie haben uns lang genug wachgehalten. Kein Respekt vor geistig tätigen Menschen. Ich überlege mir, ob

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