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Lauf des Lebens

Lauf des Lebens

Titel: Lauf des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LINDA HOWARD
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sie sich entschuldigen konnte.
    Sie lag bereits im Bett und starrte an die Decke, als sie ihn rufen hörte. Es war wie eine exakte Wiederholung der vergangenen Nacht. Sie erstarrte vor Schreck, Schweiß trat ihr aus allen Poren. Sie konnte nicht zu ihm hinübergehen, nicht nach dem, was in der letzten Nacht passiert war. Außerdem konnte er gar keine Wadenkrämpfe haben, denn sie hatte ihn erst vor fünf Minuten die Treppe hochkommen gehört. Er konnte noch nicht einmal im Bett sein.
    Sie lag da und beschwor sich selbst, nicht hinüberzugehen. Doch als er erneut rief, griff ihre jahrelange Konditionierung: Er war ihr Patient, und er wollte etwas von ihr. Und wenn sie sich nur kurz vergewisserte, dass es ihm wirklich gut ging und sich danach schnell wieder zurückzog?
    Widerstrebend kletterte sie aus dem Bett. Diesmal schnappte sie sich ihren Morgenmantel und band den Gürtel fest zu. Nie mehr würde sie Blakes Zimmer nur im Nachthemd betreten. Der Gedanke daran, wie seine Hände ihre Brust gestreichelt hatten, brachte ihre Atmung ins Stocken, und die Hautpartien, die er berührt hatte, fingen auf seltsame Weise zu kribbeln an.
    Als sie die Tür zu seinem Zimmer öffnete, war sie erstaunt, ihn tatsächlich bereits im Bett zu sehen. „Was willst du?“, fragte sie kühl vom Türrahmen aus.
    Er seufzte, setzte sich auf und stopfte sich sein Kissen in den Rücken. „Wir müssen reden“, sagte er.
    Sie erstarrte. „Wenn du so gerne redest, solltest du einem Gesprächskreis beitreten“, riet sie.
    „Wir beide haben uns letzte Nacht geliebt“, sagte er ohne Umschweife und registrierte, wie sie einen Schritt zurückwich. „Du hast schreckliche Erfahrungen mit deinem Exmann gemacht, und ich kann deine Wachsamkeit und Zurückhaltung nachvollziehen. Aber trotzdem war die letzte Nacht keine absolute Katastrophe für dich. Du hast mich geküsst, du hast auf mich reagiert. Warum also verhältst du dich heute so, als hätte ich dich vergewaltigt?“
    Dione seufzte und warf ihre langen Haare zurück. Er würde niemals Verständnis für etwas haben, das sie nicht einmal selbst richtig verstand. Sie wusste nur eines – und zwar aus Erfahrung: Liebe, Fürsorge und Zärtlichkeit mündeten in Schmerz und Ablehnung. Sie wollte gar nicht mal so sehr körperlich, als vielmehr emotional auf Distanz gehen, und zwar bevor er ihr alles nahm, was sie hatte, und sie wie eine leere, ausgelutschte, nutzlose Muschelschale zurückließ. Eine Sache jedoch würd e er verstehen, da war sie sicher. Endlich blickte sie ihm in die Augen.
    „Was letzte Nacht passiert ist, wird nie wieder passieren“, sagte sie leise, aber deutlich. „Ich bin Therapeutin, und du bist mein Patient. Das ist die einzige Art von Beziehung, die ich zwischen uns beiden akzeptiere.“
    „Du verriegelst das Scheunentor, nachdem das Pferd bereits rausgaloppiert ist“, stellte er amüsiert fest.
    „Nicht wirklich. Deine Befürchtungen, nach dem Unfall impotent zu sein, drohten, sich negativ auf die Therapie auszuwirken. Die vergangene Nacht hat diese Zweifel ausgeräumt. Sie war der Anfang und gleichzeitig das Ende unserer sexuellen Beziehung.“
    Seine Miene verfinsterte sich.„Verdammt“,knurrte er, „willst du mir etwa weismachen, dass wir nur therapeutischen Sex hatten?“
    Seine rohen, direkten Worte trafen sie, und sie biss sich auf die Lippen. „Bingo“, sagte sie, verließ den Raum und schloss laut und vernehmlich die Tür hinter sich.
    Sie kehrte in ihr Bett zurück, obwohl sie wusste, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Trotzdem versuchte sie, noch einmal zur Ruhe zu kommen. Sie musste weg hier. So angespannt, wie die Lage mittlerweile war, konnte sie einfach nicht mehr bis Anfang Januar warten. Blake war fast vollständig rehabilitiert. Zeit und Training würden den Rest bringen. Er brauchte sie nicht mehr, andere Patienten hingegen schon.
    In diesem Moment öffnete sich ihre Tür, und Blake stand im Türrahmen, ohne Gehwagen. Mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen schloss er die Tür und kam auf sie zu.
    „Wenn du wegrennst, kann ich dich nicht einfangen“, sagte er rundheraus.
    Das wusste sie, und dennoch blieb sie ruhig in ihrem Bett liegen und schaute ihn an. Er war nackt. Sein perfekter Körper präsentierte sich ihrem Blick ohne jede Scham. Sie musterte diesen Körper von oben bis unten und konnte einen Anflug von Stolz nicht unterdrücken angesichts seiner fließenden Anmut und der vielen hervortretenden Muskelstränge. Blake war

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