Lauf des Lebens
mit einer Zärtlichkeit auf ihn, die ihm fast wehtat. Mit einer leichten, gleitenden Bewegung nahm sie ihn in sich auf. Er gab ein lautes Stöhnen von sich, lag jedoch ganz ruhig da und ließ sie sich bewegen, wie sie es wollte. Dione sah ihn an – goldene Augen trafen auf blaue und kommunizierten wortlos miteinander. Sie fühlte sich fast eingeschüchtert von der absoluten Stimmigkeit und Richtigkeit ihrer Verschmelzung, von den heißen Lustschaudern, die über ihren Körper jagten. Alle Barrieren waren jetzt eingerissen. Verschwunden waren die Ängste und Albträume, die sie daran gehindert hatten, Genuss zu empfinden bei der magischen Hingabe an einen geliebten Mann. Dione war von Natur aus sinnlich, aber die Umstände hatten sie gelehrt, ihre Sinnlichkeit zu unterdrücken. Doch das war jetzt vorbei! Blake hatte sie befreit, nicht nur, weil er ihr ermöglichte, endlich wieder sie selbst zu sein, sondern auch, weil er so andächtig in ihrer Weiblichkeit schwelgte. Das erkannte sie an seinem verzückten, verlorenen Blick und dem selbstvergessenen Wogen seines Körpers.
Sie genoss ihn in vollen Zügen. Sie himmelte ihn an, sie benutzte ihn, sie versank im Strudel seiner Sinne und bereitete sich voller Wonne darauf vor, in ihm zu ertrinken. Sie verglühte lebend in der Hitze ihres eigenen Körpers, während die Lust immer intensiver und schließlich unerträglich wurde. Aber trotzdem konnte sie nicht aufhören. Blakes Stöhnen und Keuchen wurde trotz seiner Versuche, sich zurückzuhalten, heftiger und immer stärker begleitet von ihren eigenen Lustgeräuschen. Dann wurde diese Lust zu einem Flächenbrand, der sie hinwegfegte. Dione hörte einen Schrei, der sich langsam in der Nachtluft ausbreitete, ohne zu realisieren, dass es ihr eigener war. Und sie merkte auch nicht, wie ihr Schrei von einem zweiten, tieferen Ruf verlängert wurde, als auch Blake schließlich von seinen süßen Qualen erlöst war. Sie ließ sich fallen, kilometerweit nach unten, so schien es ihr, bis sie weich und schlaff auf ihm ruhte. Seine Arme breiteten sich aus und hielten sie fest und sicher umschlungen.
Er küsste sie. Sein Mund wanderte über ihr Gesicht, bevor er sich schließlich auf ihre Lippen legte und mit ihnen verschmolz. Ihre Zungen trafen sich, und so lagen sie eine Weile beieinander und tauschten müde, langsame Küsse aus.
„Du hast mich in meine Einzelteile zerlegt“, flüsterte er.
„Ich habe dich wieder zusammengeflickt“, widersprach sie schläfrig.
„Ich meine nicht die Therapie, meine Süße, sondern das, was du gerade mit mir gemacht hast.“
„Hat es dir nicht gefallen?“
„Es war wunderbar!“ Ein tiefes Lachen ließ seinen Brustkorb beben. „Als wenn du da nachfragen müsstest.“ Dann wurde er wieder ernst und schob ihr die Haare aus dem Gesicht, um in ihren Augen lesen zu können. „Hat es dir denn gefallen?“
Sie lächelte und drückte ihren Kopf an seinen Körper. „Als wenn du da nachfragen müsstest.“
„Es gab keine Sekunde des Unbehagens?“
„Keine einzige“, sagte sie gähnend.
„Verdammt, du wirst doch jetzt nicht auf mir einschlafen?“, fragte er mit gespielter Empörung, streichelte sie aber gleichzeitig mit zarten Händen. „Du bist müde, stimmt’s? Dann schlaf, mein Liebling. Ich halte dich fest. Beweg dich einfach nicht, ich möchte die ganze Nacht in dir bleiben.“
Sie wäre wahrscheinlich errötet, aber sie war zu müde dazu – und zu zufrieden. Und außerdem war Blake ein wunderbares Bett. Sie spürte ihre Knochen und Glieder nicht, sie deckte ihn zu, er schützte sie. Mit dem gleichmäßigen Pochen seines Herzens an ihrem Ohr glitt sie in den Schlaf.
Als es dämmerte, wurde Dione dadurch wach, dass Blake sich langsam und behutsam neben ihr bewegte. Das Zimmer hatte sich abgekühlt, aber ihnen beiden war heiß, sie glühten vor neu entfachter Lust. Doch es gab keinen Grund zur Eile. Blake redete mit ihr, neckte sie, brachte sie zum Lachen – und ihr Lachen verstärkte ihre innere Hitze. Er kannte ihren Körper inzwischen ebenso gut, wie sie seinen kannte: Er wusste, wie er sie berühren musste, damit sie sich ihm vor Lust entgegenbog, er wusste, wie er ihre Erregung langsam steigerte und wie er sie schließlich zur Befriedung brachte. Diones Vertrauen lag fast greifbar zwischen ihnen, war ablesbar an ihren hellen, leuchtenden Augen, die ihm bedeuteten, mit ihr zu machen, was immer ihm gefiel. Selbst als Blake sie auf den Rücken drehte und mit seinem ganzen
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