Lauf des Lebens

und stark und rundherum prächtig fühle. Und falls mir all das noch nicht ausgereicht hätte als Beweis, dann hätte ich spätestens gestern Nacht Bescheid gewusst, als du mir erlaubt hast, dich zu lieben. Du gehörst nicht zu der Sorte Frau, die mit dem erstbesten Mann ins Bett geht, ohne ihn zu lieben. Du liebst mich, auch wenn du zu verbohrt bist, mir deine Liebe zu gestehen.“
    „Ich habe es dir doch gesagt“, murmelte sie. Der Schmerz in ihrer Stimme war unüberhörbar. „Ich verliebe mich in alle meine Patienten. Das gehört praktisch zu meinem Job.“ „Aber du gehst nicht mit all deinen Patienten ins Bett, oder?“
    Er kannte die Antwort auf seine Frage bereits. Er brauchte ihr unmerkliches Kopfschütteln und das geflüsterte Nein nicht, um sich sicher zu sein.
    „Es ist keine einseitige Verliebtheit“, murmelte er, näherte sich ihr und umarmte sie von hinten. „Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut. Du liebst mich, und ich liebe dich. Es wäre das Natürlichste der Welt, zu heiraten.“
    „Aber du liebst mich nicht “, schrie sie. Seine kostbaren Worte hatten sie völlig aus der Fassung gebracht. Es war unfair, dass sie für ihre Verliebtheit so hart bestraft werden sollte, aber sie wusste, dass man für alles seinen Preis zahlte – und wenn sie diese Grenze jetzt überschritt, dann würde sie mit ihrem Herzen zahlen. Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien, doch er umschlang sie nur noch fester – ohne ihr wehzutun, aber doch so, dass sie ihm nicht entkommen konnte. Nach einer Weile vergeblichen Bemühens ließ sie ihren Kopf an seine Schulter sinken. „Du bildest dir nur ein, mich zu lieben“, stieß sie schließlich hervor. Ihre Stimme war belegt von den Tränen, die ihr im Hals saßen. „Ich habe das schon viele Male erlebt. Patienten werden so abhängig von mir, sind so fixiert auf mich, dass sie ihr Bedürfnis nach Fürsorge mit Liebe verwechseln. Aber es wird nicht lange anhalten, Blake, glaub mir. Du liebst mich nicht richtig. Es ist nur so, dass ich gerade das einzige Spielzeug in deinem Garten bin. Wenn du wieder anfängst zu arbeiten, wirst du andere Frauen treffen, und die Dinge werden wieder ins rechte Verhältnis gerückt. Es wäre schrecklich, wenn ich dich heiraten würde, und du würdest irgendwann merken, dass alles nur ein dummes Missverständnis war.“
    „Ich bin ein Mann“, sagte er langsam. „Es gab in meinem Leben andere Frauen, die ich begehrt und für die ich mich interessiert habe. Aber halte mich doch bitte für intelligent genug, den Unterschied zwischen meinen Gefühlen für diese Frauen und für dich zu erkennen. Ich möchte mit dir zusammen sein, mit dir reden, mich mit dir streiten, dich beobachten, wenn du lachst, dich lieben. Wenn das keine Liebe ist, Schatz, dann weiß ich nicht, was den Unterschied ausmachen soll.“
    „Ich würde den Unterschied bald herausfinden, und du ebenso.“
    Er seufzte ungeduldig. „Du hörst immer noch nicht auf die Stimme deines Herzens, oder? Lass uns einen Kompromiss schließen, okay?“
    Sie beäugte ihn argwöhnisch. „Das kommt darauf an.“
    Er schüttelte den Kopf, musste dabei aber lächeln. „Du schaust mich an, als hättest du einen Massenmörder vor dir. Es ist eine ganz einfache Abmachung. Du behauptest, dass ich, wenn ich erst einmal Gelegenheit habe, andere Frauen zu treffen und mit dir zu vergleichen, schnell merken werde, dass ich mir mit dir etwas vormache.
    Ich dagegen sage, dass ich dich liebe und immer lieben werde, völlig egal, wie viele andere Frauen mir über den Weg laufen. Und jetzt der Deal: Um herauszufinden, wer recht hat, musst du einfach so lange hierbleiben, bis ich Gelegenheit habe, dich mit anderen Frauen zu vergleichen. Simpel, oder?“
    Sie zuckte die Achseln. „Mir ist schon klar, warum du so begeistert bist von diesem Deal: Du gewinnst in jedem Fall. Ich weiß, dass du vorhast, mit mir zu schlafen, und ich mache mir da nichts vor – genau das wird auch passieren, wenn ich bleibe. Wenn dir dann klar werden sollte, dass deine Liebe zu mir nur eine Laune war, dann verlierst du nichts, hast aber in der Zwischenzeit mit mir Spaß im Bett gehabt.“
    „Aber für dich springt auch etwas dabei heraus“, sagte er grinsend.
    Sein anrüchiges Augenzwinkern sprach Bände. Sie hätte ihn treten können, doch egal wie aufgebracht sie war, irgendwie schaffte er es immer, sie zum Lachen zu bringen. „Ich weiß, ich weiß“, sagte sie. „Ich kann in der Zeit mit di r Spaß im Bett