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Lauf des Lebens

Lauf des Lebens

Titel: Lauf des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LINDA HOWARD
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sich kein schlechtes Gewissen zu machen, sondern wäre im Gegenteil erleichtert, dass die Initiative von ihr ausging.
    Dass Richard wieder zurück war, erfuhr Dione dadurch, dass dieser sie am Telefon um ein vertrauliches Gespräch bat. Als sie zögerte, sagte er mit trockenem Humor: „Serena weiß, dass ich hier bin. Sie selbst hat mir vorgeschlagen, mit dir zu sprechen.“
    Was für ein Interesse konnte Serena daran haben, dass Richard sich mit Dione unterhielt? Was konnte Dione Richard sagen, das Serena ihm nicht auch erzählen konnte? Nun ja, dachte sie, ein Außenstehender sieht die Dinge manchmal klarer als die beteiligten Personen.
    Richard kam am frühen Nachmittag vorbei. Er sah jünger aus als zuvor, war gebräunt von der Wintersonne in Aspen und wirkte viel gelöster. Statt der üblichen Anspannung lag jetzt ein Lächeln auf seinem Gesicht.
    „Du bist noch hübscher als vorher“, sagte er, beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. Sie wich nicht zurück, denn von Blake hatte sie gelernt, dass nicht alle Männer ihr wehtun wollten.
    Sie erwiderte sein Lächeln.
    „Du siehst selbst großartig aus. Ich schließe daraus, dass du Serena schon getroffen hast?“
    „Wir haben gestern Abend zusammen gegessen. Sie hat mich zu dir geschickt.“
    „Aber warum?“, fragte Dione verblüfft. Sie gingen hinaus in den Hof und setzten sich in die Sonne. Weil die Wände des Innenhofs sie vor dem Wind schützten, war der kühle Januartag geradezu angenehm. Dione brauchte nicht einmal einen Pullover.
    Richard lehnte sich gegen die Betonlehne der Gartenbank und überschlug seine Beine. Dione registrierte beiläufig, dass er Jeans und einen blauen Pullover trug, der seinen grauen Augen einen blauen Schimmer verlieh. Es war das erste Mal, dass sie ihn in Freizeitkleidung sah. „Weil sie eine kluge Frau ist“, sinnierte er. „Sie hat von Anfang an geahnt, dass ich mich zu dir hingezogen fühlte. Und unsere Ehe kann nicht funktionieren, wenn du zwischen uns stehst.“
    Dione riss die Augen auf. „Was?“, stammelte sie kraftlos. „Aber … Serena war so nett, so offen …“
    „Wie ich schon sagte, sie ist eine kluge Frau. Sie wusste ganz genau, dass du meine Gefühle nicht erwiderst. Du hast nie für jemand anders Augen gehabt als für Blake. Über meine Gefühle für dich muss ich mir selbst noch Klarheit verschaffen.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Das ist doch lächerlich. Du bist nicht in mich verliebt. Das warst du nie. Du liebst Serena.“
    „Ich weiß“, gab er lächelnd zu. „Aber eine Zeit lang war ich ganz schön verwirrt. Serena schien es völlig egal zu sein, ob ich da war oder nicht, und dann bist du auf einmal aufgetaucht – so unverschämt schön, dass ich weiche Knie bekam, wenn ich dich nur anschaute. Und so stark und selbstbewusst. Du wusstest, was du wolltest, und hast sämtliche Widerstände einfach beiseitegefegt. Der Kontrast zwischen dir und Serena hätte größer nicht sein können.“
    War das sein Bild von ihr? Stark und selbstbewusst? Hatte er nicht gemerkt, dass sie nur in ihrem Job so war, dass sie in ihrem Privatleben eine Niete war, die Angst vor menschlicher Nähe hatte? Seltsam, dass Richard, der so ein kluger Mann war, ein so falsches Bild von ihr hatte.
    „Und jetzt?“, wollte sie wissen.
    „Ich werde dich immer bewundern“, sagte er lächelnd. „Um dieses Treffen habe ich dich nur gebeten, damit Serena endlich ihren Frieden hat. Du hattest auf ganzer Linie recht. Ich liebe sie und habe sie dafür bestraft, dass sie sich immer eher auf Blake als auf mich gestützt hat. Ich gebe zu, dass meine Reaktion unvernünftig war, aber Liebende haben es nun einmal nicht so mit der Vernunft.“
    „Sie wollte, dass du dir vor deiner Rückkehr Klarheit über deine Gefühle verschaffst.“
    „Richtig. Und ich bin mir jetzt im Klaren. Ich fahre für mein Leben gerne Ski, aber in Aspen habe ich meine Zeit damit verbracht, mir Serena herbeizuwünschen. Du könntest glatt eine psychologische Praxis aufmachen“, sagte er lächelnd, legte einen Arm um sie und drückte sie an sich.
    Dione brachte Richard zur Tür und verabschiedete ihn. Sie war froh, dass er mit sich ins Reine gekommen war. Doch gleichzeitig bedrückte sie der Gedanke, dass sie überhaupt, wenn auch unschuldig, in die Wirrnisse involviert war. Sie ging wieder in den Innenhof und setzte sich auf die Bank. Die emotionale Beanspruchung der letzten Monate hatte sie erschöpft und ausgelaugt. Sie schloss die Augen, hielt ihr

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