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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stellen geweint, sich mit Selbstvorwürfen überschüttet, ihn immer wieder um Verzeihung gebeten, daß sie sein Leben ruiniert hatte. Sie hatte ihn so richtig in seiner Lieblingsrolle als verständnisvoller Heiliger glänzen lassen.
    Sie sah Michael aus dem Arbeitszimmer treten und durch den Flur auf sie zukommen, sein Oberkörper nackt, die Schultern leicht nach vorn gekrümmt. Konnte dieser gutaussehende Mann, dieser allseits geschätzte Arzt, wirklich so teuflisch sein, ihr sowohl die Tochter als auch den Verstand rauben zu wollen? Warum? Was wußte sie, das so gefährlich war? Verdammt noch mal, was hatte sie herausbekommen, nur um es sofort wieder zu verdrängen?
    »Hier«, sagte er, als er ins Zimmer kam und an das Bett trat. Sie nahm die Tabletten entgegen und schob sie in den Mund, während er ins Bad ging, um ihr ein Glas Wasser zu holen.
    Sobald er draußen war, spie sie die Tabletten in ihre Hand und schob sie in die Brusttasche des weißen T-Shirts, das sie anhatte. Michael war sehr schnell wieder bei ihr, blieb direkt vor ihr stehen, seine Hüften auf einer Höhe mit ihrem Kopf. Sie nahm das Glas aus seiner Hand, tat, als schlucke sie die Tabletten, reichte ihm das Glas wieder und erwartete, daß er sich zurückziehen würde. Aber er blieb, wo er war, blieb sachte schwankend vor ihr stehen. Plötzlich griff er ihr ins Haar und zog ihren Kopf langsam an sich. Mit einem Stöhnen drückte er ihn an seinen Unterleib.
    »Michael, bitte«, flüsterte sie. »Ich bin so müde.«
    »Ist ja gut«, sagte er. »Ist ja gut. Seine Hände glitten zum Saum ihres T-Shirts.
    »Nein«, protestierte sie schwach, als er es ihr über den Kopf zog.

    »Es ist ja gut, Jane«, wiederholte er. »Es wird alles gut.«
    Er warf ihr Hemd zu Boden und ließ sich auf die Knie sinken, um ihre nackten Brüste zu küssen. Jane schrie erschrocken auf, als sie eine der Tabletten aus der Tasche des T-Shirts fallen und Michael fast direkt vor die Füße rollen sah.
    »Ist ja gut, Liebes«, flüsterte er, den Aufschrei als ein Zeichen der Leidenschaft nehmend. Er drückte sie sachte auf das Bett nieder und streckte sich neben ihr aus.
    Das darf nicht wahr sein, dachte Jane unablässig, während er sie ganz entkleidete und dann ihre Hand dorthin führte, wo er sie haben wollte.
    »Das ist gut«, sagte er. »Ja, streichle mich da. Das ist schön. Das machst du wunderbar.«
    Er drückte ihr die Beine auseinander, um in sie einzudringen, und sie spürte seine behutsamen Bewegungen in ihrem Schoß. Nein, das ist nicht wahr, dachte sie wieder, das Gewicht seines Körpers auf ihrem verleugnend. Es ist nicht wahr.
    Er küßte ihr Gesicht, ihre Augen, ihren Mund, ihren Hals und ihre Brüste, ohne in der rhythmischen Bewegung innezuhalten. Seine Stöße wurden allmählich drängender, beinahe roh. Er begann mit solcher Raserei in sie hineinzustoßen, daß sein Körper hart auf ihren klatschte. Und wieder griff seine Hand zu ihrem Kopf, nur war diesmal jede Spur von Zärtlichkeit und Behutsamkeit verschwunden. Er riß mit solcher Gewalt an ihrem Haar, daß es ihr den Kopf vom Kissen hob und sie erschrocken die Augen aufriß. Er starrte ihr mit einem Ausdruck unverhüllter Wut ins Gesicht. »Du verdammtes Stück«, keuchte er, während sein Körper im Orgasmus zitterte. »Du verdammtes Stück, was hast du getan!«
    Janes erster Gedanke war, daß er die Tabletten aus der Hemdtasche hatte rollen sehen und nun wußte, daß sie versucht hatte, ihn zu täuschen. Aber er wälzte sich von ihr hinunter und stand auf, um ins Bad zu gehen, ohne auch nur einen Blick zu Boden zu
werfen. Sie sprang sofort auf, stieß die Tabletten unter das Bett und fiel dann nach Luft schnappend wieder auf ihr Kissen. Das ganze Zimmer drehte sich um sie. Es dauerte Sekunden, ehe sich alles beruhigt und sie aus dem Bad das Rauschen der Dusche hörte.
    »Jetzt!« sagte sie laut. Sie mußte ihre eigene Stimme hören, um sicher zu sein, daß sie dies alles wirklich erlebte und es nicht irgendein schrecklicher Alptraum, ein Trugbild aus der Vergangenheit war. Sie griff zum Telefon und wählte hastig die Nummer der Auskunft.
    »Welchen Ort wünschen Sie?«
    »Newton«, flüsterte Jane und lauschte dabei dem Rauschen der Dusche. Erst würde sie es in Newton versuchen. Wenn Anne Halloren-Gimblets Tochter die Arlington Private School besuchte, war anzunehmen, daß die Familie in der näheren Umgebung wohnte.
    »Der Name bitte.«
    »Halloren-Gimblet. Mit Bindestrich.« Jane sprach den Namen

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