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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gott! An gar nichts?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Hat sie sich hingelegt?«
    »Nein, ich bin hier«, sagte Jane zu Carole Bishop, die immer noch die alten Bermudas anhatte, unter der ihre fleischigen Knie zu sehen waren.
    Carole Bishop war etwa Mitte Vierzig, klein, sicher nicht größer als einen Meter fünfundfünfzig, und zu dick, sie gehörte zu den Frauen, für die vermutlich Wörter wie >niedlich< oder >herzig< erfunden worden waren. Sobald sie Jane sah, wich alle Farbe
aus ihrem runden Gesicht, das einen Ausdruck zwischen Besorgnis und Ängstlichkeit zeigte.
    Weiß sie nicht, was sie sagen soll? fragte sich Jane. Oder hat sie Angst vor dem, was ich sagen könnte?
    »Michael hat mir von deiner Amnesie erzählt«, bemerkte sie und warf Michael einen hilfesuchenden Blick zu.
    »Ich habe Carole vom Krankenhaus aus angerufen und ihr in aller Kürze erklärt, was los ist«, warf Michael schnell ein. »Ich habe sie gebeten vorbeizukommen.« Er hob die Hände in einer Geste der Hilflosigkeit. »Ich dachte, du würdest dich weniger bedroht fühlen, wenn noch jemand hier ist.«
    Wieder schossen Jane die Tränen der Dankbarkeit in die Augen. »Ich fühle mich nicht bedroht«, sagte sie leise und wünschte sich, er nähme sie in die Arme.
    »Ich kann mir vorstellen, daß dir das alles ziemlich angst macht«, meinte Carole.
    »Es ist mehr Verwirrung als Angst«, sagte Jane. »Ich wollte nur, ich wüßte, warum das passiert ist.« Sie begann unruhig im Zimmer hin- und herzugehen..»Ich habe das Gefühl, wenn ich das erst einmal weiß, klärt sich alles andere von selbst.«
    »Du kannst dich an gar nichts erinnern?«
    »Nein.«
    »Vielleicht kann ich dir helfen«, erbot sich Carole und zog Jane mit sich zum Sofa, wo sie sich mit ihr setzte. »Ich heiße Carole Bishop. Wir sind Nachbarn seit wir vor - wie lange ist das jetzt her?« Sie sah Michael an, der stehen geblieben war. »Drei Jahre?«
    »Ungefähr, ja.«
    »- seit wir vor ungefähr drei Jahren hierherzogen. Wir waren gerade erst eingezogen, da kamst du mit einem tollen Schokoladenkuchen zu uns, den du selbst gebacken hattest. Du sagtest, er wäre deine Spezialität. Es war wirklich der beste Schokoladenkuchen, den ich je gegessen habe, und ich hab weiß Gott mehr gegessen,
als mir guttut. Du hast mir sogar das Rezept gegeben, und ich habe den Kuchen seitdem x-mal gebacken.« Sie schluckte mehrmals und starrte zu Boden, ehe sie fortfuhr. »Natürlich bin ich ziemlich allein, seit Daniel ausgezogen ist. Es ist erstaunlich, wie schnell die sogenannten guten Freunde verschwinden, wenn der Ehemann weggeht. Daniel war mein Mann«, fügte sie erklärend hinzu. »Du bist mehrmals in der Woche morgens mit ihm joggen gegangen. Weißt du davon noch irgend etwas?«
    »Nein, nichts.«
    »Ich wollte, ich könnte dieses Schwein so leicht vergessen.« Carole seufzte so tief, daß ihr üppiger Busen zitterte. »Er ist Ende Oktober ausgezogen. Ich konnte ihn partout nicht dazu überreden, die Kinder mitzunehmen«, scherzte sie. »Dann nimm wenigstens den Köter, habe ich ihn angefleht. Oder meinen Vater! Aber er meinte, wenn ich das Haus behalten wolle, wäre ich auch für das Inventar zuständig. Und das war’s dann auch schon. Jetzt bist du auf dem laufenden.« Sie fuhr sich mit der Hand durch die kurzen blonden Locken. »Du kannst mir ruhig Fragen stellen, wenn du willst. Du siehst ja, daß ich nicht gerade eine reservierte Person bin. Ich habe keine Geheimnisse.«
    Jane blickte auf Caroles Hände und bemerkte, daß die Frau noch immer Verlobungs- und Ehering trug. »Ich weiß nicht, was ich fragen soll«, gestand sie nach einer längeren Pause.
    Carole sah von Jane zu Michael und dann zurück zu Jane. »Ich wollte dir nur sagen, daß ich jederzeit für dich da bin, wenn du etwas brauchst, wenn du irgendwelche Fragen hast...«
    »Danke.««
    »Eigentlich warst du mehr mit Daniel befreundet als mit mir«, fuhr Carole fort. »Aber du hast mir sehr geholfen, nachdem er gegangen war. Du hattest immer Zeit für mich. Ich konnte jederzeit zu dir kommen und mich bei dir ausweinen, wenn ich das Bedürfnis hatte. Schon deshalb sollst du wissen, daß ich jederzeit für dich da bin.«

    »Danke«, sagte Jane wieder.
    »Ich könnte euch etwas zu essen rüberbringen«, bot Carole an. »Ich hab viel zuviel gekocht. >Im Zweifel erst mal was essen<, sag ich immer.«
    Jane starrte sie an.
    »Was ist?« fragte Carole sofort. »Hab ich irgendwas gesagt?«
    Jane konnte vor Erregung kaum noch

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