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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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denn sie hatte seit zwei Tagen keinen Kaffee oder eine andere Koffeinquelle mehr gehabt. »Ich brauche diesen Kaffee.« Sie hoffte, er würde nicht erwähnen, dass sie die Hand auf den Magen gedrückt hatte, nicht an den Kopf, denn sie wollte nicht in ein persönliches Gespräch gezogen werden. Sie wich instinktiv zurück, schützte sich. Vielleicht würde ein Mensch, der in einer Beziehung selbstbewusster auftrat, anders reagieren, aber sie war eben kein solcher Mensch, war es nie gewesen. Im Beruf war sie selbstsicher und in allem, was den gesunden Menschenverstand betraf, auch. Aber soweit sie das beurteilen konnte, hatten Gefühle nichts mit gesundem Menschenverstand zu tun.
    »Ja, Ma’am, ich setze sofort das Wasser auf«, meinte er gedehnt, obwohl er immer noch damit beschäftigt war, sich die Stiefel zu schnüren.
    »Das sehe ich.« Sie beschloss, sich nützlich zu machen, also entzündete sie das Heizgerät und sah nach dem Wasserstand im Perkolator. Es waren noch drei Fingerbreit übrig. »Wie viele Tassen trinkst du?«
    »Zwei oder drei.«
    »Ich auch. Gib mir drei Flaschen Wasser, dann kann es heiß werden, während wir runtergehen.«
    Er tat etwas noch Besseres; er nahm nicht nur drei Flaschen Wasser aus dem Kasten, der auf dem Boden stand, er stöberte auch herum und zog einen halb leeren Beutel mit gemahlenem Kaffee hervor. Sogar ein Messlöffel steckte darin. Sie öffnete den Beutel und atmete tief ein; allein der Geruch des Kaffeearomas war ein Genuss. Sie kochte Kaffee nach einem mathematischen Ansatz, daher fing sie an, im Kopf zu rechnen und murmelte dabei vor sich hin. »Drei Flaschen à fünfhundert Milliliter … anderthalb Liter … plus sechs … durch fünf … elf irgendwas … durch zwei …«
    »Was
zum Teufel
machst du da?«, fragte er ungläubig und starrte sie mit einer Art entsetztem Ausdruck an, der sagte: Ich fasse es nicht.
    »Ich rechne aus, wie viele Messlöffel Kaffee ich brauche.« War das nicht klar? Stirnrunzelnd sah sie ihn an. Sie hatte die Flaschen eigens erwähnt, was also hätte sie sonst tun sollen?
    »Durch Multiplizieren und Dividieren?«
    »Wie machst du es denn?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und klang und fühlte sich defensiv.
    »Ich fülle das Wasser ein und kippe so viel Kaffee dazu, wie ich denke, dass ich brauche.«
    »Und wie schmeckt das?«
    Er stieß den Atem aus. »Manchmal schmeckt es ziemlich gut«, sagte er vorsichtig.
    »Ich erziele mit meiner Methode bessere Ergebnisse als ›manchmal‹.«
    »Aber du brauchst dafür einen besch…, einen verdammten Taschenrechner!«
    »Ach, wirklich?« Sie sah sich demonstrativ um. »Ich glaube nicht, dass ich einen sehe, und ich kam doch bisher gut zurecht.« Sie konnte es nicht glauben. Er hatte sich gerade noch gefangen, bevor er
beschissen
gesagt hätte, und es durch
verdammt
ersetzt. Wann hatte er sich das letzte Mal die Mühe gemacht, seine Ausdrucksweise zu mäßigen? So langsam fing es an, ihr Spaß zu machen.
    »Also, was ist das für eine magische Formel?«, fragte er nach einigen Sekunden, als sie einfach nur dasaß und ihn mit schräg gelegtem Kopf ansah, als wartete sie.
    »Man muss ausrechnen, wie viel Milliliter Wasser man hat, und dann durch fünf teilen …«
    »Wieso?«
    »Weil Kaffeemaschinen aus Gründen, die den Menschen unbekannt sind, denken, dass eine Tasse Kaffee aus fünf Unzen besteht statt aus acht.«
    »Schwachsinn.«
    »Nein, es ist wirklich so. Hast du noch nie Wasser in eine Kaffeemaschine abgemessen und gemerkt, dass es nicht hinkommt?«
    »Ich achte nicht auf solchen Scheiß. Aber das hier ist keine Kaffeemaschine. Es ist ein Perkolator.«
    »Aber die Messlöffel scheinen sich nach der Kaffeemenge zu richten, die man für fünf Unzen braucht, also spielt es keine Rolle. Dann kommt es auf den Mahlgrad an …«
    »Das will ich gar nicht hören. Du machst das viel zu kompliziert.«
    »Ich mache guten Kaffee.« Allmählich wurde sie im Namen ihrer Fähigkeiten, was das Kaffeekochen betraf, ein wenig empört.
    »Das behauptest du. Ich habe noch keinen Beweis dafür gesehen. Werd doch mal mit diesem Mathekram fertig.« Er funkelte sie an, als hätte sie ihm gesagt, dass es keinen Weihnachtsmann gebe.
    »Wenn der Kaffee grob gemahlen ist, muss man etwas mehr verwenden; ist er fein gemahlen, etwas weniger. Das hier sieht nach mittlerem Mahlgrad aus, aber der Messlöffel ist groß, daher schätze ich, dass man für zwei Tassen einen Messlöffel Kaffee nimmt. Also teile ich

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