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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Hunger hatte, getrunken, wenn er durstig gewesen war. Er hatte sich tödlich gelangweilt, aber das war es auch schon.
    Er war warm, trocken und satt – nicht so richtig satt zwar, aber er hatte auch keinen Hunger. Der Fraß, den er gegessen hatte, war Nahrung gewesen, aber das war auch alles, was er darüber sagen konnte. Er hatte ein- oder zweimal an die Lebensmittel gedacht, die hoch über dem Kochplatz angebunden waren, außer Reichweite von Bären und anderen Tieren, aber er hatte sich überlegt, dass der Bär sich vermutlich dort aufhalten würde, wenn er noch in der Nähe war, nah an den Überresten von Davis, und das hatte genügt, um ihn von dem Versuch abzubringen, an die Nahrungsvorräte heranzukommen. Nicht nur das, er wollte auch nicht wieder durch die Überreste von Davis waten; einmal reichte völlig.
    Er hatte das Zelt nur verlassen, wenn er musste, um nach dem Pferd zu sehen. Er war kein großer Tierfreund, aber dieses Pferd musste in einer so guten Verfassung sein, dass er darauf den Berg hinabreiten konnte. Falls dem Pferd irgendetwas zustieß, würde er entweder zu Fuß gehen oder versuchen müssen, wieder zu der Stelle zu gelangen, wo er die anderen drei Pferde gelassen hatte, und hoffen, dass sie noch da waren. Es schien ihm das Einfachste zu sein, sich nur um das Pferd zu kümmern, das bei ihm war.
    Er ging außen um das Zelt herum und prüfte den Boden. Frost bedeckte alles und machte den Boden noch rutschiger. Verdammt, war das kalt! Er war nicht wild darauf, sich durch den Schlamm zu kämpfen, aber er hatte keine Wahl. Wahrscheinlich würde es im Laufe des Tages wärmer werden, und je länger er wartete, umso mehr würden die Sturzfluten zurückgehen, wenn er es sich leisten konnte abzuwarten. Aber er konnte es sich nicht leisten. Er musste davon ausgehen, dass Angie noch lebte und dass sie jetzt, da der Regen aufgehört hatte, ebenfalls aufbrach. Er durfte unter keinen Umständen zulassen, dass sie vor ihm vom Berg runterkam.
    Chad schloss die Augen und rief sich die Karte in Erinnerung, die er in Vorbereitung auf diesen Ausflug stundenlang studiert hatte. Wenn er gewusst hätte, auf welche Schwierigkeiten er hier stieße, hätte er die verdammte Karte und ein tragbares GPS -Gerät eingepackt, aber er hatte nichts mitnehmen wollen, das Davis möglicherweise sehen und misstrauisch machen konnte, also war er das Risiko nicht eingegangen. Diese spezielle Entscheidung hatte sich nicht ausgezahlt.
    Er hatte jedoch ein ausgezeichnetes Gedächtnis und ein scharfes Auge fürs Detail: zwei weitere Eigenschaften, die die meisten Leute nicht bei ihm erwarteten, was ihm nur recht sein sollte. Es hatte sich als nützlich erwiesen, einige verborgene Talente zu besitzen und ständig unterschätzt zu werden.
    Er stellte sich die Stecke vor, die er ursprünglich hatte nehmen wollen, die Strecke, die er
versucht
hatte zu nehmen, und dann ließ er das Bild in seinem Geiste sich ausdehnen, bewegte sich nach Osten und Westen, nach Norden und Süden. Er musste in eine Richtung gehen, die ihn von den Bächen, die so stark angeschwollen waren, dass sie unpassierbar waren, wegführte, und von dort aus musste er sich seinen Weg nach unten suchen. Die Strecke würde länger sein, aber wenn man bedachte, dass es auf ihr keine Hindernisse in Form reißender Ströme gab, würde er wahrscheinlich Zeit sparen.
    Er musste nach Süden gehen, überlegte er. Soweit er sich erinnerte, wurde die Landschaft etwas sanfter, je weiter man nach Süden kam. Doch wenn er zu weit ging, würde er an Lattimore vorbeireiten und umkehren müssen, was ihn wertvolle Zeit kostete. Er würde einige Meilen reiten und dann versuchen müssen, sich nach Osten zu schlagen, den Berg hinunter. Wenn das nicht funktionierte, würde er etwas weiter nach Süden reiten und es noch einmal versuchen.
    Die weitere Abweichung vom Plan brachte die Möglichkeit unbekannter Hindernisse mit sich. Die Sache mit unbekanntem Kram war die, dass er Probleme nicht voraussehen konnte und keine Lösung parat hatte, wenn sie plötzlich auftraten. Welches war das wahrscheinlichste Problem, dem er begegnen konnte? Das war vermutlich Angie, denn sie wollten beide zu Lattimore; daher war es zumindest plausibel, dass er sie irgendwann überholen würde. Darauf musste er vorbereitet sein.
    Was konnte sonst noch zwischen ihm und seinem Fluchtweg stehen? Es konnten Leute in anderen Camps gestrandet sein, Führer und Jäger, die aufgrund des Wetters festsaßen. Dieser Berg war

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