Lauf, so schnell du kannst
bewegen.
Dare kämpfte sich auf die Füße, kam auf sie zugetaumelt und wischte sich das Blut ab, das sein ganzes Gesicht in eine rote Maske verwandelt hatte. »Angie.« Seine raue Stimme war so sanft wie nur je. »Gut geschossen, Süße.« Ganz vorsichtig nahm er ihr sein Gewehr ab, lehnte es gegen den Felsen und legte dann den linken Arm um sie.
Ihre Knie gaben nach, aber er war da, sein starker Körper bot ihr Halt. Ihr drehte sich alles, und sie klammerte sich an seinen Mantel, voller Angst, dass sie das Bewusstsein verlieren könnte. Sie durfte jetzt nicht ohnmächtig werden; sie weigerte sich, ohnmächtig zu werden. Aber nun, da es vorbei war, durfte sie in Panik geraten. Sie verdiente ein bisschen Panik. Ihr verschwamm alles ein wenig vor den Augen, und ihr Herz schlug. Es war immer noch kalt, aber ihre Hände waren schweißnass. Beinahe hätte sie Dare verloren. Das war alles, was sie denken konnte. Er hatte geblutet, und der Bär war direkt auf ihn zugerannt, und sie hätte ihn fast verloren. Sie hatte ihn gerade erst gefunden, und dieser verdammte Bär – nein, sie konnte den Gedanken nicht einmal zu Ende denken, nicht nachdem sie zugesehen hatte, was das Tier Chad angetan hatte.
Sie versuchte, etwas zu sagen, konnte es aber nicht. Dare legte beide Arme um sie, selbst den Arm, der blutverschmiert war, und zog sie fest an sich, und sie seufzte. Sie weinte, aber nur ein bisschen, denn normalerweise weinte sie nicht. Sie schnitt sich eine Scheibe von ihm ab und ließ eine Reihe von Flüchen vom Stapel, und danach fühlte sie sich besser. Sie versuchte aufzuhören zu zittern, konnte es aber nicht. Schließlich ließ sie es einfach zu. Sie hatte es sich verdient, verdammt noch mal.
Als sie wieder denken konnte, sagte sie: »Scheiße, Dare, du blutest mich total voll. Wenn du verblutest, werde ich dir das niemals verzeihen.«
Er sagte: »Ja, ich liebe dich auch.«
Es gab einiges zu tun, einiges, was sie tun musste. Hinterher war sie sich nicht mehr sicher, wann sie den Schutz seiner Arme verlassen hatte. Sie brachte ihn dazu, sich hinzusetzen, wischte ihm das Blut aus dem Gesicht, bis sie die Schnittwunde über seinem rechten Auge sehen konnte; sie würde definitiv genäht werden müssen. Als sie ihn danach fragte, gab er zu, dass er ein bisschen doppelt sah, daher hatte er wahrscheinlich eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen, als sein Kopf gegen den Stein geprallt war. Sie half ihm, den Mantel und beide Hemden auszuziehen, sodass sie die Schusswunde untersuchen konnte. Sie blutete weniger als der Schnitt an seinem Kopf, aber es war eine hässliche Fleischwunde, mit roten, ausgefransten Rändern, direkt unter seinem Arm. Sie wusch sie mit etwas Trinkwasser aus, riss sein T-Shirt in Streifen und machte ihm einen dicken Verband um die Wunde, dann tat sie das Gleiche mit dem Schnitt über seinem Auge.
Als sie fertig war, sagte er: »Wenn wir nicht von diesem stinkenden Mistvieh weggehen, muss ich kotzen.«
Der Geruch war zwar überwältigend, aber sie hatte ihn ignoriert, indem sie sich stattdessen auf die Versorgung von Dare konzentriert hatte. Doch jetzt, da er es erwähnt hatte, musste sie plötzlich selbst würgen, und sie gingen, so schnell sie konnten, weiter hügelabwärts.
Ihr schwirrte der Kopf vor Einzelheiten, sie war außerstande, sich auf etwas zu konzentrieren. Ihr Gewehr hatte versagt, und sie kam nicht dahinter, warum. Dare hatte es gereinigt und wieder zusammengesetzt. Der Schlagbolzen hatte funktioniert; sie hatte ihn doch gehört.
Sein Gewehr hatte sie noch nie zuvor benutzt. Sie hatte nicht gewusst, auf welche Distanz er sein Zielfernrohr eingestellt hatte, sie hatte nicht daran gedacht, sie hatte einfach nur gezielt und geschossen.
Der Bär hatte natürlich das Pferd verängstigt. Das war der Grund, warum …
Das Pferd.
»He«, sagte sie, »wir haben ein Pferd.«
»Falls du es einfangen kannst.«
Sie warf ihm einem vernichtenden Blick zu und versuchte, sich normal zu verhalten, obwohl es sie Mühe kostete. Innerlich fühlte sie sich wie Wackelpudding. »Natürlich kann ich es einfangen. Es ist mein Pferd.«
»Dann tu das, während ich herausfinde, warum die Schüsse nicht losgegangen sind.«
Er musste still sitzen und sowohl mit seinen Kräften als auch mit seinem Blut haushalten, aber sie verschwendete keine Zeit damit, mit ihm zu streiten, denn sie wusste, dass es nichts nützen würde. Sie mussten wissen, warum ihr Gewehr versagt hatte; Chad war tot, und der Bär
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