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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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war tot, aber das hieß nicht, dass ihnen unterwegs keine weitere Gefahr drohen würde. Natürlich hatten sie sein Gewehr, aber was war, wenn damit etwas passierte? Die Wildnis war nicht nachsichtig; sicherheitshalber sollten sie eine zweite Waffe haben.
    Sie konnte es sich nicht gestatten, allzu viel über Chad oder den Bären nachzudenken, zumindest jetzt nicht. Vielleicht später, wenn sie Abstand zu dem Gemetzel gewonnen hatten, sowohl physisch als auch psychisch. Stattdessen konzentrierte sie sich auf das, was jetzt im Moment getan werden musste, nämlich den Fuchs einzufangen. Anders als Dares Pferd war er nicht durchgegangen. Sie konnte einen Blick auf das Tier zwischen den Bäumen erhaschen, aber es tänzelte nervös. Der Wind wehte ihr entgegen, sodass er den Geruch des Bären von dem Pferd wegtrug, wodurch es ihr möglich sein sollte, es zu beruhigen. Schließlich kannte es ihren Geruch, ihre Stimme; davon abgesehen waren Pferde Herdentiere, die nicht gern allein waren. Andererseits war sie mit Dares Blut bedeckt, und das würde dem Fuchs vielleicht nicht gefallen, wenn sie sich ihm näherte. Zwar hatte sie zu Dare gesagt, dass sie ihr Pferd einfangen könne, aber jetzt musste sie sich selbst eingestehen, dass es ihr mit dem kaputten Knöchel und den anderen Sachen vielleicht doch nicht gelingen würde.
    Sie nahm ihren Stock und ging vorsichtig die abschüssige Wiese hinab und in den Wald hinein, wobei sie die ganze Zeit über ruhig sprach und dieselben Ausdrücke benutzte, die sie auch beim Füttern oder Striegeln verwendete. Der Fuchs war unruhig, scharrte mit dem Huf, scheute aber nicht zurück, als sie näher kam.
    Ihr Instinkt ließ sie trotzdem stehen bleiben; sie hatte das Gefühl, dass er vielleicht Angst bekommen und wieder wegrennen würde, wenn sie weiterginge. Mit ihrem verletzten Knöchel wollte sie das Pferd keinen Schritt weiter verfolgen als notwendig. Sie wich sogar ein Stück zurück, ließ sich von dem Tier beäugen, ließ es den Kopf schütteln, während es die Situation nach welchen Pferdemaßstäben auch immer abschätzte.
    Mehrere Minuten vergingen. Sie blieb, wo sie war, und sprach weiter ruhig auf das Pferd ein. Der Fuchs machte zwei Schritte auf sie zu, dann blieb er stehen, um auf der Suche nach etwas Essbarem an einem Strauch zu schnuppern. Angie tat einen Schritt vorwärts, und der Fuchs hob plötzlich den Kopf. Sie blieb wieder stehen und redete ihm gut zu. Das Pferd stand da und beobachtete sie, kam aber nicht näher.
    Angie ließ sich mit langsamen, bedächtigen Bewegungen auf die Erde nieder und setzte sich so bequem hin, wie sie konnte, ohne den Knöchel zu biegen.
    Nachdem es sie einige Minuten lang beobachtet hatte, stieß das Tier die Luft aus, und das klang nun wie ein gewaltiger menschlicher Seufzer. Gemächlich kam es auf sie zu. Als es nah genug war, senkte es den Kopf und beschnupperte ihr Haar und dann ihre Schulter. Sie hielt den Atem an und wartete ab, ob der Blutgeruch das Pferd erschrecken würde, aber es fuhr mit seiner Untersuchung fort. »Braver Junge«, sagte Angie sanft und hob die Hand, um die herabhängenden Zügel zu ergreifen.
»Braver
Junge.«
    Sie führte das Pferd aus den Bäumen heraus und wollte mit ihm den Hang hinaufgehen. Aber Dare bedeutete ihr, zu bleiben, wo sie war, und ihn nicht näher zu bringen, da die Gerüche den Fuchs wieder erschrecken könnten. Trotz seiner Wunde schulterte Dare ihre gesamte Ausrüstung und beide Gewehre und kam auf sie zu.
    »Schlechte Munition«, berichtete er knapp. »Die ganze Schachtel. Ich habe einige Patronen in meinem Gewehr ausprobiert, und keine einzige von ihnen ließ sich abfeuern. Jetzt habe ich beide Gewehre mit meinen Patronen nachgeladen.«
    Schlechte Munition. Das kam vor. Es war ihr bislang noch nie passiert, aber ihr Dad hatte auch einmal eine schlechte Schachtel gehabt. Wenn Dare nicht da gewesen wäre, wenn er so schwer verwundet gewesen wäre, dass er es nicht geschafft hätte, ihr das Gewehr zuzuwerfen … aber er hatte es geschafft. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken, was hätte passieren können.
    Wichtig war nur, dass sie lebten, dass sie zusammen waren und dass sie nach Hause gingen.

30
    Natürlich stritten sie darüber, wer reiten und wer zu Fuß gehen würde. Dare war angeschossen worden, und sie humpelte auf einem kaputten Knöchel. Dare war kein Leichtgewicht, und der Fuchs war kein so großes Pferd wie Samson, daher war es auch keine besonders gute Option, zu zweit auf ihm

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