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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Mietwagen schon besorgt.«
    »Er wartet auf uns. Es ist ein SUV mit Allradantrieb, ist das okay? Ich dachte, wir brauchen einen wegen, ähm, wegen dem Platz hinten drin und so. Aber ich kann auch einen anderen besorgen, wenn …«
    »Völlig okay«, sagte Davis kurz angebunden. »Gehen wir.«
    Davis war es gewohnt, dass die Leute ihm den Hintern küssten, aber sonst war er nicht so schroff. Doch er wollte sicher sein. Chad war zu geschickt in dem, was er für ihn tat, als dass er ihn ohne handfesten Beweis hätte eliminieren lassen. Es gab einerseits Geldwäscher, aber dann gab es auch noch wahre Währungsgenies, und Chad gehörte zu den Letzteren. Für scharfsinnigere Menschen wäre das ein warnender Hinweis gewesen, daher hatte Chad dieses Signal mit seinem Abschluss in Buchführung gekontert und mit der Andeutung, dass sein Talent im Umgang mit Geld eher etwas mit einer Inselbegabung zu tun hatte als mit Ahnung. Auf diese Weise konnte man sein Talent als Merkwürdigkeit betrachten, als Sonderfall, aber nicht als einen festen Bestandteil seiner Gesamtintelligenz. Dafür dankte er diesem Film mit Tom Cruise und Dustin Hoffman über den autistisch Begabten, weil das das Bild war, das in die Köpfe der Leute gepflanzt worden war.
    Davis folgte den Schildern zum Mietwagenbereich, hinter ihm ging Chad, der seine eigene Reisetasche zog. »Es ist der Rote«, sagte er und legte Unsicherheit und Nervosität in seinen Tonfall. »Ist das okay? Rot ist irgendwie … wir können auch eine andere Farbe kriegen, vielleicht etwas Schwarzes, wenn es Ihnen nicht …«
    »Wen interessiert es, was für eine verdammte Farbe das Ding hat?«, unterbrach Davis ungeduldig und streckte die Hand aus. »Geben Sie mir die Schlüssel.«
    »Schlüssel? Oh. Oh, klar.« Chad ließ die Tasche fallen, anstatt sie aufrecht hinzustellen, während er in seiner Tasche nach den Schlüsseln für den Mietwagen fummelte. Auf keinen Fall würde seine angenommene Persönlichkeit darüber streiten, wer fuhr, so wie es ein dominanterer Mann getan hätte, zumal er schon einmal bei der Powell gewesen war und sogar wusste, wo er hinfuhr. Er würde ihm auch dabei etwas vorspielen, Karten konsultieren und Davis so dirigieren, dass er mindestens einmal falsch abbog. Das Letzte, was er wollte, war, dass Davis auch nur ein kleines bisschen auf der Hut war.
    Wahrnehmung. Es ging alles um Wahrnehmung.
    Angie konnte sich nicht daran erinnern, wie Chad Krugman aussah, aber sie erinnerte sich durchaus daran, dass er kein besonders guter Reiter war. Darum war es gut, dass die Pferde den größten Teil der Strecke im Hänger gefahren wurden. Sie hatte sich um einen Parkplatz für ihren Truck und den Hänger gekümmert, und die letzten acht bis zehn Meilen würden sie dann reiten. Wenn Krugman seine Reitkünste inzwischen nicht verbessert hatte, würde er sich zwar trotzdem den Hintern wundreiten, aber sie konnte nichts anderes dagegen tun, als ihm stillschweigend ihr Mitgefühl auszusprechen, denn ihrer Erfahrung nach reagierten Männer ziemlich sauer, wenn sie auch nur andeutete, dass sie etwas nicht so gut konnten wie sie, selbst wenn es offen sichtbar war.
    Als er und sein Kunde kurz vor Einbruch der Dunkelheit ankamen, richtete sie automatisch den Blick auf den Mann, der an der Fahrerseite ausstieg. Doch er kam ihr völlig unbekannt vor. Sie war etwas überrascht, denn logischerweise hätte Krugman fahren sollen – er war schon einmal hier gewesen, daher mussten ihm die oft verwirrenden Biegungen der Lehmstraßen, die mal markiert waren und mal nicht, vertrauter sein. Dann schaute sie zum Beifahrer hinüber, und obwohl sie ihr Gedächtnis durch einen Blick auf sein Foto aufgefrischt hatte, dauerte es einen Augenblick, bevor sich ein vages Gefühl von »oh ja, jetzt erinnere ich mich« einstellte, was Chad Krugmans Gesichtslosigkeit noch unterstrich.
    Er war etwas größer als sie, mit einem leichten Bauchansatz und dünner werdendem dunklem Haar und unscheinbaren Gesichtszügen. Seine Kleidung war irgendwie ausgeleiert und genauso unscheinbar. Er war nicht hässlich, aber auch nicht schön, sondern einfach nichtssagend. Wenn er eine stärkere Persönlichkeit gehabt hätte, wäre das alles egal gewesen, aber so hätte er genauso gut mit einem »untauglich« geboren worden sein können, das ihm in glühendem Neon auf die Stirn gestempelt war, nur, dass das zu einprägsam gewesen wäre. Was immer er beruflich machte, Angie war sich ziemlich sicher, dass er darin nicht

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