Lauf, wenn du kannst
ja auch welche.«
Der Anrufer schwieg und atmete schwer. Ob vor Wut oder aus Angst, war schwer zu sagen.«
»Ich würde bezahlen«, meinte Robinson sehr ernst. »Oder schauen, dass ich schnellstens aus der Stadt verschwinde.«
Der Anrufer schnappte lautstark nach Luft. »Richten Sie ihm aus, es gibt keine neuen Bedingungen. Ich habe ihn aus dem Gefängnis geholt und kann jederzeit dafür sorgen, dass er wieder einfährt.«
Robinson erwiderte nichts.
»Was ist?«, bohrte der Anrufer nach.
»Tja, um ihn wieder einfahren zu lassen, müssen Sie ihn zuerst erwischen.«
»Mist«, stieß der Anrufer hervor.
»Mist«, stimmte Robinson zu.
Inzwischen hatte Mr Bosu einen Welpen. Er war gezwungen gewesen, ihn in einer Tierhandlung zu kaufen, nicht unbedingt das, was ihm vorgeschwebt hatte, doch die einzige Möglichkeit an einem Sonntagnachmittag. In dem Laden mit seinen voll gestopften Regalen, dem billigen Linoleumboden und dem leichten Geruch nach Desinfektionsmittel war ihm ganz mulmig geworden. Denn angesichts der Tatsache, dass er bis vor achtundvierzig Stunden selbst Gefangener gewesen war, hatte der Anblick von kleinen Hunden und Katzen in winzigen Drahtkäfigen seine Stimmung nicht unbedingt verbessert.
Eigentlich hatte er vorgehabt, sich eine Weile hier herumzudrücken, denn schließlich waren Zoohandlungen mit ihren kuscheligen Kätzchen und knuddeligen Welpen, wo es an Sonntagnachmittagen von Kindern nur so wimmelte, ein wahres Paradies. Aber die deprimierende Stimmung in dem Laden hatte ihn rasch in die Flucht geschlagen.
Mr Bosu hatte einen Beagle-Terrier-Mischling gekauft. Der winzige, überschwängliche Welpe war ganz weiß mit riesigen braunen Flecken über jedem Auge, braunen Schlappohren und einem wedelnden braunen Schwanz. Er war der niedlichste kleine Racker, den Mr Bosu je gesehen hatte.
Für seinen neuen Schützling erstand er außerdem eine Leine, einen kleinen Transportbehälter, der aussah wie eine Reisetasche, und etwa fünf Dutzend Kauspielzeuge. Zugegeben, vielleicht war das ein bisschen übertrieben gewesen, aber der Welpe – ob er ihn Patches nennen sollte? – hatte an seinem Kinn geknabbert und so begeistert an seinem Hals geschnuppert, dass Mr Bosu mehr oder weniger alles gekauft hatte, was den Kleinen zu interessieren schien.
Nun hatte er den Welpen an der Leine und trottete mit ihm die Boylston Street hinunter. Der Welpe – Carmel? Snow? – freute sich offenbar riesig, draußen an der frischen Luft zu sein. Und Mr Bosu ging es offen gestanden ganz ähnlich.
Mr Bosu und der Welpe – Trickster vielleicht? Los, entscheide dich, man kann doch schließlich keinen namenlosen Hund haben – erreichten die Straßenecke. Mr Bosu holte den Stadtplan aus der Tasche. Eine Frau blieb neben ihm stehen. Die Frau war blond und schön, und ihre Kleidung stammte von Kopf bis Fuß aus der Herbstkollektion von Ralph Lauren.
»Was für ein reizender kleiner Hund!«
»Danke.« Mr Bosu blickte hinter die Frau. Reine Kinder im Schlepptau. Er war enttäuscht.
»Wie heißt er denn?«
»Ich habe ihn erst vor einer Viertelstunde gekauft. Wir sind noch dabei, uns kennenzulernen.«
»Ach, er ist ja so niedlich.« Nun ging die Frau in die Knie, ohne sich um die Passanten zu kümmern, die sie umrunden mussten. Als sie die braunen Schlappohren kraulte, schloss das Hündchen genüsslich die Augen und fühlte sich vermutlich wie im Welpenhimmel. »Ihr erster Hund?«, erkundigte sich die Frau.
»Als Kind hatte ich mal einen.«
»Wohnen Sie in der Stadt?«
»Zurzeit ja.«
»Es ist nicht leicht, einen Hund in einer Etagenwohnung zu halten.«
»Zum Glück kann ich mir beruflich die Zeit frei einteilen. Also wird es schon klappen. Mit ein bisschen gutem Willen ...«
»Da sind Sie ja wirklich ein Glückspilz«, sprudelte die Frau hervor. Sie beäugte seinen Armanipullover, und offenbar gefiel ihr, was sie sah. Zum Spaß ließ er ein paar Muskeln spielen, und ihr Lächeln wurde breiter. »Was machen Sie denn beruflich?«
»Ich bringe Leute um«, erwiderte der Mann vergnügt.
Sie stieß ein kehliges Lachen aus. Er wäre jede Wette eingegangen, dass sie das allabendlich eigens für Kerle wie ihn übte.
»Jetzt mal im Ernst«, sagte sie.
»Es ist mein voller Ernst«, beharrte er, nahm seiner Äußerung dann aber die Schärfe, indem er hinzufügte: »Ich würde Ihnen ja gern mehr verraten, aber dann müsste ich Sie auch umlegen.«
Er sah, wie es in ihrem Gehirn arbeitete: Sollte sie belustigt,
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