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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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Entführern gehört haben und dass sie über die Forderungen nachdenken? Die reden, als hätten sie keine Ahnung!«
    »Ich weiß es nicht.« Griffin wurde lauter, genau wie sie. »Ich hab keinen Plan. Ich war hier bei dir, schon vergessen? Vielleicht ist mein Dad ja nicht zu ihnen durchgekommen.«
    Jetzt sagte die Moderatorin: »Die Polizei kann noch keine Einzelheiten zu dem Fall preisgeben, aber sie nimmt an, dass Cheyenne Wilder entführt wurde, um Lösegeld zu erpressen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass das die Zufallstat eines Sexualstraftäters ist. Kurz bevor wir auf Sendung gingen, bekamen wir von offizieller Seite mitgeteilt, dass schon über hundert Hinweise eingegangen sind und jeder einzelne verfolgt wird. Auch das Telefon der Wilders läuft heiß und sie haben zahlreiche E-Mails erhalten. Die Polizei konzentriert sich auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wenn Sie also heute Morgen gegen 10 Uhr im Woodlands waren und einen grünen Escalade mit dem Nummernschild 396CVS gesehen haben, melden Sie sich bitte unter folgender Nummer bei der extra eingerichteten Notrufstelle: 1-888-555-1212. Hier ein Bild von Cheyenne und ihrem Blindenhund Phantom.« Eine grinsende Cheyenne füllte den Bildschirm aus. Selbst der Hund, ein gelber Labrador, schien zu grinsen.
    Als er noch zur Schule gegangen war, hatte Griffin gelernt, dass es einen bestimmten Ausdruck dafür gab, wenn man dachte, Tiere hätten dieselben Gefühle wie Menschen. Das Wort fiel ihm nicht mehr ein.
    Aber er wusste, dass er Cheyenne nie so grinsen sehen würde wie auf dem Foto. Während er auf ihr breites Lächeln starrte, beendete die Moderatorin ihren Beitrag: »Der Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen. Cheyenne Wilder muss lebend gefunden und gerettet werden.«

Du könntest genauso gut tot sein
    Cheyenne fuhr den Kopf herum Richtung Eingangstür.
    »Was hast du?«, fragte Griffin.
    »Da ist jemand.« Das Auto, das sie ein paar Sekunden zuvor gehört hatte, hielt neben dem Haus und bremste dabei so scharf, dass Kies zur Seite spritzte. Vielleicht kam jemand und rettete sie. Sie dachte an die Pistole, die Griffin hatte. Würde er sie als Geisel nehmen? Cheyenne rutschte ans Ende des Sofas, so weit wie möglich von ihm weg.
    »Mist - ist das mein Dad?« Griffin schaltete den Fernseher aus.
    Cheyenne hörte, wie eine Autotür geöffnet und wieder geschlossen wurde, und dann redende Leute. So schnell wie die Hoffnung gekommen war, verschwand sie auch wieder. Obwohl sie nicht verstand, was gesagt wurde, erkannte sie die Stimmen - es waren Griffins Vater und die beiden Männer, die für ihn arbeiteten. Rasch wischte sie mit dem Schal über ihr Gesicht. Sie wollte nicht, dass jemand ihre Tränen sah. Aber sie würden gleich reinkommen. War da noch eine zweite Autotür zugeworfen worden? Schließlich ging jemand über die hölzerne Veranda. Die Tür wurde aufgerissen und ein kalter Wind wehte zu ihnen herüber.

    »Verbrüderst du dich mit dem Feind?«, sagte Roy und die beiden anderen Männer lachten. Er hörte sich betrunken an, fand Cheyenne und spürte, wie die Anspannung in ihr wuchs.
    »Hi.« Man merkte, dass Griffin lässig klingen wollte. »Na, wie ist’s gelaufen?«
    Anstatt ihm zu antworten, wandte sich Roy an Cheyenne. »Das ist dein Stock, stimmt’s?« Sie hörte, wie er ihn schüttelte. Er musste ihn aus dem Escalade geholt haben.
    Ein knirschendes Geräusch von aufeinanderreibendem Metall erklang. Wahrscheinlich eine knarzende Tür. Wärme strömte heraus. Flammen knisterten und der Geruch von Holzrauch erfüllte die Luft.
    »Wir sollten nichts rumliegen lassen, das du irgendwann gebrauchen kannst«, sagte Roy. Und dann hörte sie, wie er den Stock in den Kaminofen warf. Die Tür wurde zugeschlagen.
    Bis dahin hatte Cheyenne ihren Stock gehasst. Gehstöcke waren etwas für alte Leute. Für Behinderte. Nicht für Teenager. Nicht für jemanden wie sie. Aber jetzt, wo sich der Rauchgeruch veränderte, fühlte sie sich verloren. Ihr Stock war aus Glasfasern gemacht, vielleicht würde er also nicht verbrennen, aber das Gummiband, das die Teile miteinander verband, ganz bestimmt, und dann wäre er nur ein nutzloser Haufen Stangen.
    »Was ist passiert? Was ist los?« Griffins Stimme war höher als sonst. Verängstigt.
    »Nicht vor ihr. Was macht sie überhaupt hier draußen?« Roy erwartete keine Antwort. Sie konnte hören, wie er auf und ab lief. »Bring sie in dein Zimmer. Wir müssen reden.«
    Griffin brachte Cheyenne schnell zurück. Ihren

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