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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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    Ich blieb vor der Zoohandlung stehen und dachte an Max II. Im Schaufenster stand ein Hundekörbchen, in dem ein treublickender Bobtail aus Plastik saß, den man für 139 Euro erwerben konnte, das echte Halsband und die Leine gingen extra. Wahrscheinlich für Mietwohnungen mit Haustierverbot. Neben dem Bobtail lag ein Buch, auf dessen Cover ein Hund mit einer Karotte im Maul abgebildet war. Der Titel des Ratgebers lautete,
Dicker Hund. So purzeln die Pfunde
. Lila blieb neben mir stehen und seufzte.
    »Vielleicht sollte ich es mal mit einer Hundediät probieren. Ist wahrscheinlich auch nicht schlechter als Trennkost, Atkins oder
Brigitte
-Diät.«
    Leon war vor einem Schaufenster auf der anderen Straßenseite hängen geblieben. Er winkte uns heran. »Guckt mal, hier gibt es Wasserpfeifen. Habt ihr das schon mal ausprobiert? Ein Kollege hat mir erzählt, in manchen Stuttgarter Kneipen sei das geradezu Kult.«
    Lila räusperte sich. »Also ich noch nie. Ich bin aber auch nicht so scharf drauf. Ich habe gehört, dass manche Leute das nicht so gut vertragen.« Sie sah mich von der Seite an.
    Ich schwieg. Mein Blick wurde hypnotisch von einem Modell in Orange angezogen, das zu hundert Prozent der Wasserpfeife glich, die Eric angeblich von einem Beduinen in Marokko geschenkt bekommen hatte. 19,90 Euro. Die billigste Wasserpfeife von allen.
    Die McGöckele-Filiale zu finden war keine Kunst. Ein riesiges weißes Plastikhuhn mit einem knallroten Kamm, das in regelmäßigen Abständen gackernde Geräusche von sich gab, marschierte vor dem Gebäude auf und ab und verteilte Werbeflyer an die Passanten.
    »Ist es nicht furchtbar heiß unter dem Hühnerkostüm?«, fragte Lila teilnahmsvoll.
    »Furchtbar«, klang es dumpf hinter dem Hühnerschnabel hervor. »Außerdem zahlen sie beschissen. Aber was macht man nicht alles, um die Studiengebühr zu finanzieren.« Das Huhn drückte Lila zum Dank für die Anteilnahme einen Stapel Gutscheine in die Hand.
    »Sie zahlen beschissen«, raunte mir Leon ins Ohr. »Das sind schon wichtige erste Informationen, mit was für einem Unternehmen wir es hier zu tun haben.«
    Ich zog den Sombrero tiefer ins Gesicht und studierte den Flyer. Auf dem Werbezettel, wie konnte es anders sein, war ich selbst abgebildet, dieses Mal in voller Körpergröße. Nur hatte sich meine Umgebung ein bisschen verändert. Ich stand auf einer idyllischen Wacholderheide, vermutlich auf der Schwäbischen Alb, und zu meinen Füßen lag ein zusammengerollter, zotteliger und sehr zufrieden aussehender Hund. Schafe umgrasten mich, ein Schäfer stützte sich auf einen Stab, und im Hintergrund war Schloss Lichtenstein zu sehen. Der Himmel war blau und fast meinte man, die Schafe blöken zu hören. Es war ein Albtraum.
    »McGöckele – Qualität aus unserer schönen schwäbischen Heimat«, stand auf dem Flyer. Rechts unten war eine Gutscheinecke für ein verbilligtes Göckele mit Weckle.
    »Erstaunlich, was die moderne Bildbearbeitung so vermag«, sagte Leon. »Wo bist du in Wirklichkeit gewesen?«
    »Vor dem Arbeitsamt. Überhaupt nicht idyllisch, das kann ich dir sagen.«
    »Na ja, eigentlich hast du noch Glück gehabt. Ich finde, das Motiv ist doch sehr hübsch.«
    »Klar, man hätte mich auch vor einem Massentierhaltungskäfig abbilden können, in dem die Hühner aufeinander gestapelt sind. Dann hätte ich zudem noch sämtliche Tierschützer auf dem Hals.«
    »Lasst uns mal reingehen«, sagte Lila, »mal sehen, wie es drinnen so aussieht.« Lila und Leon nahmen mich schützend in die Mitte.
    Innen unterschied sich die McGöckele-Filiale nicht besonders von anderen Fastfood-Ketten. Hinter einem Alu-Counter standen junge, dynamische Menschen und nahmen die Bestellungen entgegen. Sie trugen weiße T-Shirts mit meinem Konterfei unter dem roten Schriftzug
McGöckele
. Der Andrang war enorm. An den hohen Tischen mit den gepolsterten Hockern saßen Göckele-mampfende Menschen, überwiegend Familien. Offensichtlich schien mein grauenhaftes Bild niemanden abzuschrecken. Im Unterschied zu
McDonald’s
waren die Wände jedoch nicht mit Ronald McDonald, sondern mit Pipeline Praetorius gepflastert:
    Pipeline Praetorius, mit aus den Mundwinkeln heraushängenden Hähnchenlappen, vor dem Titisee. Pipeline auf dem Schlossplatz in Stuttgart. Pipeline vor dem Ulmer Münster. Pipeline vor der Burg Hohenzollern. Pipeline Praetorius, jeweils in Kombination mit unserer schönen schwäbischen Heimat.
    »Lila, warum setzt

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