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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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völlig durchgefroren, als ich mein Fahrrad vor dem Beton-Glas-Gebäude im Nordbahnhofviertel ankettete.
    Vor einiger Zeit war das Arbeitsamt aus dem alten Bau in der Neckarstraße in das neue Gebäude gezogen. Drumherum standen unzählige weitere sterile Beton-Glas-Gebäude, aber keines war so groß und mächtig wie das Arbeitsamt. Ich stellte mein Fahrrad ab und meldete mich an dem kreisrunden Empfang, der auch ins Hotel Hilton gepasst hätte.
    »Mein Name ist Pipeline Praetorius. Ich habe einen Termin bei meiner Arbeitsvermittlerin.«
    Die Empfangsdame sah im Computer nach. »Haben Sie den Bogen ›Vorbereitung Vermittlungsgespräch‹ und alle weiteren Unterlagen dabei?«
    Ich hatte mir nur den Termin notiert, dann den Umschlag achtlos beiseite geschoben und sofort und sehr erfolgreich verdrängt. »Äh, ich kann mich gar nicht erinnern, dass da noch was dabei war.«
    »Dann füllen Sie den Fragebogen jetzt aus und geben ihn bei mir ab. Ihr Termin verschiebt sich dadurch nach hinten und Sie müssen warten, bis Ihre Arbeitsberaterin Zeit hat.« Sie händigte mir die Unterlagen aus.
    Ich setzte mich an einen der Internet-Arbeitsplätze und kämpfte mich durch den Fragebogen. Leider fiel das Ergebnis ziemlich mager aus. Ich sollte meine Bewerbungsunterlagen und Arbeitszeugnisse in Kopie vorlegen, meine Fotos waren zwar fertig, aber meinen Lebenslauf musste ich noch erstellen und ich hatte völlig vergessen, meine alten Chefs aus der Agentur um ein Zeugnis zu bitten. Dann gab es ziemlich viele Rubriken, die ich frei lassen musste, zum Beispiel die Rubrik, wo ich mich bisher beworben hatte. Mir war auch nicht so richtig klar, was ich auf die Frage antworten sollte, welche Themen ich gerne mit meiner Vermittlerin/meinem Vermittler besprechen wollte. Wenn ich »Arbeitsvermittlung« hinschrieb, dachten die vielleicht, ich sei doof, schließlich waren sie Arbeitsvermittler, aber ich konnte ja schlecht hinschreiben, »Sonderangebote bei Aldi«, »Klimawandel« oder »Was soll ich mit meinem Nachbarn machen?«. Also schrieb ich gar nichts hin. Die letzte Rubrik hieß »Ich biete – persönliche und soziale Eigenschaften« und man konnte »vorhanden«, »gut«, »sehr gut« und »hervorragend« ankreuzen. Ich konnte durchaus persönliche und soziale Eigenschaften bieten, und ohne lange zu fackeln, kreuzte ich »hervorragend« an. Ich bin eigentlich nicht so der Typ, der sich selber lobt, aber wenn es um Bewerbungen ging, war Bescheidenheit nicht angesagt. Wenn ich ganz ehrlich sein wollte, musste ich das Katastrophen-Gen erwähnen, aber wer würde mich dann noch einstellen?
    Ich gab den Bogen ab und musste dann ziemlich lange warten. Einige Zeit beschäftigte ich mich damit, über die Homepage des Arbeitsamtes nach Jobs zu suchen. Es waren die gleichen Angebote, die ich schon zu Hause durchgesehen hatte. Aus Langeweile beobachtete ich die anderen Menschen, die sich mit sorgenvollem Gesicht durch die Angebote klickten. Ach, war es nicht wunderbar, Teil der großen Gemeinde der Arbeitssuchenden zu sein?
    Endlich wurde ich aufgerufen und in den ersten Stock zur Arbeitsvermittlung geschickt. Ich nahm den Aufzug. Auf halbem Wege nach oben fiel mir ein, dass in der
Brigitte
immer empfohlen wurde, zu Fuß zu gehen und nie den Aufzug oder die Rolltreppe zu nehmen, weil man sonst immer fetter wurde. Jetzt war es zu spät, aber ich konnte ja nach meinem Termin die Treppe benutzen. Auf der Suche nach meiner Arbeitsberaterin lief ich durch einen schier endlos scheinenden weißen Flur. Alle Türen waren geschlossen bis auf eine, vor der ich zögernd stehen blieb und überlegte, ob ich nach meiner Arbeitsberaterin fragen sollte. Zwei Männer und eine Frau drängelten sich eifrig um einen PC, in der Ecke baumelten Hängeregistraturen. »Ich nehme zwei«, sagte die Frau. »Die silbergrauen für 39,99.«
    »Wo ist der Button
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?«, fragte der Mann, der die Tastatur bediente.
    »Mir reicht, glaube ich, einer«, sagte der zweite Mann. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber da hatte mich die Frau gesehen. Sie eilte herbei und schloss kommentarlos die Tür. Ich machte den Mund wieder zu. Am Ende des Ganges tauchte eine Frau mit Kopftuch auf und schob sich mit einem Wägelchen voller Putzmittel und Gerätschaften an mir vorbei.
    »Kennen Sie sich hier aus?«, fragte ich sie.
    Die Frau schüttelte nur den Kopf und murmelte »Ich nur putze, weisch. Ich nichts wiss.«
    Also las ich weiter die Namensschildchen an den geschlossenen

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