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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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haben. Sie haben diese Hähnschen verspeist mit eine Gesichtsausdruck, als wären Sie in die Himmel. So eine ausdrucksstarke Gesicht habe ich noch selten gesehen. Die Bilder sind sicher great geworden.«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Einerseits fühlte ich mich geschmeichelt, andererseits würde ein Schnappschuss beim Hähnchenessen nicht unbedingt Eingang in eine Model-Kartei finden.
    »Warum kommen Sie nischt mal in meine Atelier, dann werfen wir das Bild mit dem Beamer an die Wand. Und ich zeigen Ihnen meine schönste Fotos.«
    Irgendetwas in der Art, wie er es sagte, ließ meine Alarmglocken schrillen. Man geht nicht mit fremden Onkels mit, die einem Süßigkeiten anbieten. Solche Onkels wollen in der Regel nur das Eine. Andererseits war ich erwachsen, Leon ein biederer Ingenieur und Eric ein Künstler. Und das Eine,
let’s face the truth
, war schon ziemlich lange her.
    Um Zeit zu gewinnen, suchte ich verzweifelt nach einem möglichst banalen Thema. »Sind Sie Amerikaner, Herr Hollister?«
    Er lachte, unbekümmert und sehr sexy. »Einfach nur Eric, bitte. Ja, ich bin Amerikaner. Aus Boston, Massachusetts. Sie wissen schon, die intellektuelle Ostküste, MIT und so. Ich kam Anfang zwanzig mit die Army nach Vaihingen. Dann wurde ich Foutougraf und bin durch die ganzen Welt gereist. Irgendwann habe ich gemerkt: Am schönsten es ist in Stuttgart, und bin zurückgekommen und habe hier ein Atelier aufgemacht.«
    »In Stuttgart?? Gibt es da nicht, äh, irgendwie spannendere und schönere Orte auf der Welt?«
    »Ich sage Ihnen: Keine Ort auf der Welt is so cool wie Stuttgart, und das liegt daran, dass alle denken, dass es nicht cool wäre.«
    »Aha«, sagte ich langsam. »Sie meinen also, Stuttgart sei schöner als sagen wir mal ... San Francisco?«
    »Auf jede Fall. Da gibt es Erdbebe, Sie werden nachts überfallen und außerdem ist Arnie dort.«
    »Singapur?«
    »Da wird’s jede Tag um halb sieben dunkel und es gibt weder blühende Kastanien noch bunte Bäume in die Herbst.«
    »Sydney?«
    »Zu trocken und keine Maultaschen. Außerdem ist die Stuttgarter Oper besser.«
    Jetzt fielen mir keine Städte mehr ein, die mit S anfingen und außerdem wurde ich ganz aufgeregt, weil Eric die Oper erwähnt hatte.
    »Gehen Sie gern in die Oper?«
    Er nickte. »Die Stuttgarter Oper is einfach
great
und unglaublich inspirierend für mich als Künstler.«
    Ich schluckte. Das war einfach zu viel. Er war Künstler, liebte die Oper und sah großartig aus. Es war so viel auf einmal, dass ich es nicht ertragen konnte. Ich ergriff die Flucht.
    »Schön ... also ich muss dann.«
    »Wie sieht’s aus? Kommst du mal vorbei?« Er kramte in den Taschen seiner Safarijacke. »Hier ist eine Karte von mir. Wirklisch, ich würde mich freuen. Ruf vorher einfach kurz an. Nicht dass ich grad unterwegs bin. Auf Motivsuche oder bei eine Auslandsreportage.« Er lachte wieder und reichte mir eine minimalistisch und sehr hip gestaltete Visitenkarte, auf der »Eric M. Hollister, PhotoART« und irgendeine Adresse im Stuttgarter Osten stand.
    Ich steckte die Karte ein und schob das Rad Richtung U-Bahn. Ich hatte keine Lust, nochmal so zu frieren wie heute Morgen. Ich konnte Erics Blick auf meinem Rücken spüren und trotz der klirrenden Kälte wurde mir warm. Sehr warm. Vor allem unterhalb der Gürtellinie. Wir rannten durch die Sahara, Hand in Hand, die Rebellen waren uns auf ihren schwarzen Araberpferden dicht auf den Fersen, Schüsse fielen, links und rechts spritzte der Sand auf, da vorne stand der Jeep auf der Düne, hoffentlich würde er anspringen und nicht im Sand stecken bleiben. Nur noch wenige Meter, aber Eric holte uns aus der Hölle heraus, in halsbrecherischem Tempo jagten wir über die Dünen und erreichten die sichere Oase. Ich nahm ein Bad, um mir den Staub abzuwaschen, ich stieg gerade aus dem Zuber und wickelte mir ein Handtuch um meine großen, vollen Brüste, da kam Eric herein, ohne anzuklopfen, er war noch immer dreckig, und mit heiserer Stimme sagte er: »Mach dir nicht die Mühe, dich anzuziehen, Honey«, zog an meinem Handtuch und dann ... Jemand packte mich an der Schulter und riss mich zurück, es war nicht Eric, es war der Türke vom Hähnchenwagen, der mich gerade noch davor bewahrte, am Bahnübergang samt Fahrrad von der wild klingelnden U15 plattgefahren zu werden.
    Ich machte einen Umweg über die Zoohandlung in der Marienstraße, weil das Fischfutter alle war. Komisch, dass Herr Tellerle keinen Vorrat

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