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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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Fischgräten, Frau Ohneschuh und dem Wüstenscheich berichtet hatte, hielt ich mitten im Satz inne.
    »Lila, hörst du mir überhaupt noch zu?«, fragte ich. »Du sagst ja gar nichts.«
    »Natürlich höre ich dir zu!«, erwiderte Lila empört.
    Als ich mit meiner Schilderung fertig war, blieb es noch ein paar Sekunden still. Dann gluckste es in der Leitung.
    »Line, in den letzten Tagen ist bei dir mehr in Sachen Männer passiert als in den letzten anderthalb Jahren. Die Arbeitslosigkeit scheint dir ja nicht unbedingt zu schaden, was Männerbekanntschaften angeht. Also wenn du mich fragst – konzentrier dich auf diesen Nachbarn. Der klingt wirklich nett.«
    Das war genau das, was ich nicht hören wollte. »Lila, der Typ ist Ingenieur wie mein Vater! Ich habe im Alter von fünf Jahren bei meiner Ballerina-Barbie geschworen, mich nie in einen Ingenieur zu verlieben! Er ist ungefähr so spannend wie Peter Hahne und liest zum Einschlafen den
Kicker
! Und Opern hört er schon gleich gar nicht!«
    »Du meinst also, dieser Sensationsfotograf mit Kajalstrich wär der richtige Kandidat?«
    »Zumindest ist er interessant! Und irgendwie so intellektuell!«
    Lila seufzte. »Interessante Männer sind nicht unbedingt Männer, die die Spülmaschine einräumen und nachts aufstehen, um Windeln zu wechseln. Na, ich werd deinen Ingenieur ja am Samstag kennen lernen. Dann sag ich dir, wie ich ihn finde.«
    Wir vereinbarten, am Samstagmorgen noch einmal kurz miteinander zu telefonieren. Nach dem Gespräch war ich enttäuscht. Ich hätte Lila nicht für so spießig gehalten.
    Ich ging nochmal meinen 11-Punkte-Plan mit den Vorzügen eines Single-Lebens durch, den ich vorher aus dem Briefkasten gefischt hatte. Nett, Post von sich selber zu bekommen. Besser als Rechnungen und Briefe vom Arbeitsamt.
    Kurz darauf klingelte es an der Tür. Mir wurde klar, dass Leon vorhatte, ein fester Bestandteil meines Lebens zu werden, wenn ich nicht bald etwas dagegen unternahm. Ich öffnete und er grinste mich an. Was sonst. Unwillkürlich verglich ich ihn mit dem Sexyfotografen. Er schnitt schlecht ab.
    Ich bat ihn nicht herein. »Ich wollte nur nochmal sicher gehen, dass ich am Samstag ein Date mit zwei umwerfenden Frauen habe, damit ich die anderen zehn Einladungen absagen kann.«
    »Ich kann dich beruhigen. Du hast am Samstag ein Date mit einer Bohnenstange und einem sehr netten Mops. Amy Winehouse soll sich was anderes vornehmen.«
    »Großartig. Und wie war dein Tag sonst so?«
    Ich wartete noch darauf, dass er ein »Schatz« an den Schluss hängte, das tat er aber nicht. Einen Augenblick zögerte ich, ob ich ihn nicht doch hereinbitten sollte. Dann ließ ich es sein. Der Kerl war sowieso schon zu anhänglich. Ich gab ihm eine Kurzfassung meines Arbeitsamtsbesuchs.
    »Klingt ziemlich schrecklich.« In seiner Stimme schwang Mitgefühl. Das konnte ich gar nicht brauchen.
    »Ach, halb so wild. Übrigens, vielen Dank, dass du gestern Frau Müller-Thurgau davon abgehalten hast, die Feuerwehr zu holen. Ich glaube, meine Portokasse hätte es nicht mehr hergegeben, den Einsatz zu bezahlen.«
    »Kein Problem. Irgendwie war ich ziemlich sicher, dass wir keine Feuerwehr brauchen. Frau Müller-Thurgau war da anderer Ansicht. Ich will dich nicht beunruhigen, aber sie scheint der festen Überzeugung zu sein, dass du erstens eine absolute Kehrwochenversagerin bist und zweitens permanent versuchst, das Haus in die Luft zu sprengen oder anzuzünden.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie sie darauf kommt«, sagte ich spitz.
    Nachdem Leon sich verabschiedet hatte, wählte ich die Nummer, die auf dem Zettel stand, den ich beim Arbeitsamt mitgenommen hatte.
    »La Cucaracha, guten Abend!« Ich verstand die Stimme kaum, sie gehörte einer Frau, hatte einen Akzent und außerdem war es im Hintergrund sehr laut.
    »Hallo, ich rufe wegen dem Zettel an, dass Sie Aushilfen suchen.«
    »Moment, ich nichts habe Deutsch!«
    Mehrere Minuten lang hörte ich nur lautes Geklapper und unverständliches Stimmengewirr. Dann meldete sich ein Mann, ebenfalls mit Akzent.
    »Du wege Arbeit anrufe? Du habe Führerschein und kannsch singe?«
    »Ja, ja, und Spanisch kann ich auch! Yo – hablo – español!«
    Darauf ging er gar nicht ein, worüber ich letztlich froh war, schließlich hätte ich ihm auf einen spanischen Redeschwall garantiert nicht antworten können.
    »Du komme morge zwelf Uhr!« Er nannte mir eine Adresse in der Vogelsangstraße und legte ohne weitere Erklärung auf. Hmm.

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