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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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ans Ohr drang. In der
Rosenau
standen die Tische ziemlich nah beieinander. Mein Gott, wie hielt Leon das nur aus? Die Frau war ja vollkommen hysterisch.
    »Soll ich dich nach Hause bringen?«, fragte Rolf, als wir vor der Kneipe standen. »Quatsch. Du weißt, dass ich um die Ecke wohne.« Rolf nickte und schien fast erleichtert zu sein. »Na dann.« Er beugte sich leicht schwankend vor und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Na dann. Danke für die Einladung. Ich maile dir dann das Zeugnis«, sagte ich. Rolf grunzte zur Antwort, drehte sich um und ging in leichten Wellenlinien die Rotebühlstraße hinunter. Ich fragte mich, ob er überhaupt noch eine Wohnung in Stuttgart hatte oder ob er in diesem Zustand auf die Alb fahren wollte. Sollte ich ihn nicht vorsichtshalber fragen? Würde ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn er am Albaufstieg aus der Kurve flog? Ich drehte mich um und ging, so schnell es mein Muskelkater zuließ, in die andere Richtung. Ich zweifelte nicht daran, dass Rolf ein Übernachtungsangebot angenommen hätte.

10. Kapitel |
Mittwoch
    It begins to tell round midnight, round midnight
.
    I do pretty well till after sundown
    suppertime I’m feeling sad
    but it really gets bad round midnight
    »Ich meine, das muss man sich mal vorstellen, was hat der Kerl denn für einen Durchlauf, erst Samstag war er mit zwei Frauen in der
Rosenau
und am Dienstag schon wieder mit der nächsten!«
    »Line, du warst doch auch am Samstag mit einem Mann in der
Rosenau
und am Dienstag mit einem anderen.«
    »Das kann man doch gar nicht vergleichen!! Das war mein Ex! Exchef, meine ich! Der sollte mir ein Zeugnis schreiben!«
    »Äh ja, natürlich. Line, ich will dir nicht zu nahe treten, und wahrscheinlich ist das völliger Schwachsinn, aber ich meine, wenn ich es jetzt nicht besser wüsste, also dann würde ich doch tatsächlich fast glauben, dass du eifersüchtig bist.«
    »
Ich bin nicht eifersüchtig!
«, brüllte ich ins Telefon.
    »Warum brüllst du dann so?«, fragte Lila milde.
    Es war der Morgen nach meinem denkwürdigen Abend in der
Rosenau
. Am liebsten hätte ich Lila abends noch angerufen, aber es war schon ziemlich spät gewesen und ich war mir nicht sicher, ob sie schon schlief. Also hatte ich ihr eine SMS geschickt und sie hatte mich angerufen, als die Wohngruppe ihr eine Atempause gönnte.
    Ich hatte lange nicht einschlafen können. Ich war so enttäuscht von Leon. Ich hatte gedacht, er sei anders als andere Männer, nicht so oberflächlich, aber kaum tauchte da so ein Gespenst aus der Vergangenheit auf, war es ihm völlig egal, dass sie wie Paris Hiltons ältere Schwester aussah und wahrscheinlich genauso bescheuert war. Je älter die Leute wurden, desto größer war die Gefahr, dass sie sich aus Torschlusspanik und Nostalgie heraus mit alten Jugendfreunden zusammentaten, egal, ob es passte oder nicht. Ich war nicht eifersüchtig, ich war nur menschlich so enttäuscht. Schließlich wollte ich nichts von Leon.
    »Ich bin nicht eifersüchtig, ich bin nur menschlich so enttäuscht«, sagte ich.
    »Was genau findest du denn so enttäuschend?«
    »Dass er auf eine dämliche Zicke mit großen Titten abfährt, die sich garantiert nach dem Duschen zwischen den Zehen abtrocknet, das finde ich enttäuschend!«
    Ich hatte die Schlafzimmertür offen gelassen, um zu lauschen, wann Leon nach Hause kam und ob eine oder zwei Personen die Treppe hinauftrampelten. Und ob es bei der Trampelei Pausen gab, weil sie sich zwischendurch in den Armen lagen und wild abknutschten. Nur so aus Neugier. Nicht, dass ich ihm hinterherspionierte. Blöderweise war ich dann eingeschlafen und mitten in der Nacht aufgewacht, weil ich der offenen Tür wegen fror wie ein Schneider. Als ich die Schlafzimmertür schloss, war es im Haus totenstill.
    »Warum sollte Leon anders sein als andere Männer?«, fragte Lila. »Der ist auch kein Heiliger. Line, glaub mir, kein Mann verliebt sich in eine Frau, weil er mit ihr so angeregt über Baudelaire diskutieren kann.«
    »Nein?«, sagte ich zögernd. »Warum dann?«
    »Weil sie große Titten hat und mit dem Hintern wackelt.«
    »Leon auch?«
    »Leon auch.«
    »Ach«, sagte ich. Mehr fiel mir dazu nicht ein. Lila versprach, sich am Abend noch einmal mit mehr Ruhe zu melden und mir ihre Sicht der Dinge und des Mannes an sich ausführlich mitzuteilen.
    Nach dem unbefriedigenden Telefonat mit Lila holte ich mir ein Laugenbrötchen und belegte es mit Salami. Ich war ziemlich spät aufgestanden. Im

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