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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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dem Fußboden saß und ihren Tee schlürfte.

19. Kapitel |
Freitag
    You give me fever
    Heiß. Mir ist heiß. Die Sonne brennt auf den Wüstensand. Inmitten einer Kamelherde sitzen ein paar Männer im Kreis auf dem Boden und trinken Tee. Sie tragen lange, weiße Gewänder, um ihre Köpfe sind Tücher gewickelt, die nur das Gesicht freilassen. Es stinkt. Wahrscheinlich der Kameldung.
    »One«, sagt Eric.
    »Zwei«, sagt Rolf.
    »Drei«, sagt Leon.
    »Four«, sagt George Clooney. Einen Augenblick lang herrscht gespannte Ruhe.
    »Femf!«, schreit Herr Tellerle triumphierend. »I du doch bloß so arm. In Wirklichkeit han i an Haufa Geld uff meim Sparbichle bei der Kreissparkass!«
    Eric zieht bedauernd die Schultern hoch. »Sorry, honey-bunny. Too expensive.«
    Leon sieht mich an und ich kann seinen Blick nicht so genau deuten. »Es tut mir leid, Line. Aber nicht einmal Bosch bezahlt so viel.« George Clooney sagt gar nichts und Rolf spielt mit seinem Handy.
    Heiß. Es ist so entsetzlich heiß in der Wüste. Meine Beine sind so schwer. Ich will schlafen, nur schlafen und vergessen, dass ich gerade für fünf Kamele an Herrn Tellerle verkauft worden bin.

20. Kapitel |
Samstag
    Let me tell you ’bout a boy I know,
he’s my baby and he lives next door.
Every morning, ’fore the sun comes up
he brings me coffee in my favourite cup,
that’s why I know, yes I know,
halleluja I just love him so
    Die Sonne weckte mich. Sie schien mir direkt ins Gesicht, kitzelte meine Nase und brachte mich zum Niesen. Die Nase begann zu laufen, als hätte sie nur auf diesen Startschuss gewartet. Ich kramte nach einem Tempo, legte mich zurück in die Kissen, schloss die Augen wieder und genoss die warmen Strahlen. Was für ein Tag war heute? Die Sonne schien nur morgens über den Hasenberg in mein Wohnzimmer. Also war jetzt Samstagmorgen. Ich hatte den Freitag komplett verschlafen.
    »Frau Praetorius, wie fühlen Sie sich heute?«, fragte Dr. Ross. »Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich habe Tag und Nacht an ihrem Krankenbett gesessen und Ihre fiebrige Hand gehalten.« Ich wackelte mit den Zehen und bewegte meine Beine. Kein Problem. Das Halsweh war weg und mir war weder heiß noch kalt. Allerdings fühlte sich mein Hals an, als sei er eingegipst. Lila und ihr blöder Quark. Schnupfen dagegen war normal. »Dr. Ross, dank Ihrer Fürsorge befinde ich mich eindeutig auf dem Weg der Besserung. Ich verdanke Ihnen mein Leben.« Hurra!
    Es klingelte. Entweder war das der Briefträger oder Lila oder Leon. Wir redeten ja wieder miteinander. Lila hatte einen Schlüssel, Post bekam ich keine. Ich kämpfte einen Augenblick mit mir. Wenn ich den Kalten Krieg beenden wollte, musste ich öffnen. Ich schälte mich aus der Decke und schlurfte zur Tür. Ich fühlte mich schwach.
    »Hallo Line. Schön, dass du aufmachst. Also geht es dir besser.« Leon trug Jeans, ein kurzärmeliges T-Shirt vom HSV, als wäre es schon Frühling, und sah gnadenlos gesund und geduscht aus.
    »Ich bin gerade erst aus dem Fieberwahn erwacht.«
    »Ich weiß. Lila hat gestern Abend nach dir gesehen. Du hast geschlafen und irgendein wirres Zeugs von Kamelen erzählt.«
    »Ich kann mich an nichts erinnern.« Lila und Leon hatten also miteinander gesprochen.
    »Hast du Hunger? Ich habe ein paar Lebensmittel besorgt. Aber vielleicht solltest du erstmal duschen.« Leons Mundwinkel zuckten. »Du riechst ein bisschen vergoren.«
    »Ich habe Schnupfen. Ich rieche nichts. Aber eine Dusche kann ich jetzt wirklich gebrauchen. Ich bin total verschwitzt. Und ich habe einen Bärenhunger. Ich habe seit Donnerstag nichts mehr gegessen.«
    »Ich komme in einer halben Stunde und bringe dir Frühstück. Mit viel Vitaminen. Ist das okay?«
    »Ja. Das würde mich freuen.« Du meine Güte. Wir gingen miteinander um, als hätten wir uns gerade erst beim Tanztee kennen gelernt.
    Ich schlich im Schneckentempo ins Bad. Nun wurde mir klar, was Leon meinte. Der Quark klebte an meinem Hals wie festgetrockneter Lehm und roch vermutlich ziemlich streng. Ich versuchte, den Quarkbezug abzukratzen. Es ging nicht. Das Einzige, was geschah, war, dass die Quarkschicht in tausend Stücke zersprang. Jetzt sah mein Hals aus wie ein Acker nach einer langen Trockenheit. Ich war bleich, meine Wangen waren eingefallen, und meine Haare waren fettig und standen in alle Richtungen ab wie Ähren in einem Getreidefeld nach einem heftigen Gewitter. Alles in allem sah ich ein bisschen aus wie eine Missernte.

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