Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
die Augenbrauen hoch. »Der Tempelritter? Nie gehört!«
Auch Laura schaute Percy fragend an. »Wer waren diese Tempelritter?«
Lukas holte Luft und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er bemerkte, dass Percys Miene sich verfinsterte. Deshalb zog er es vor zu schweigen.
Mit zwei schnellen Mausklicks rief der Lehrer eine neue Internetseite auf. Die Zeichnung eines mächtigen Reiterheeres erschien auf dem Bildschirm. Auf den Schilden und Umhängen der Ritter waren große Kreuze zu sehen, deren Balken zu den Enden hin breiter wurden. Die Heerbanner, die über ihren Köpfen wehten, trugen ebenfalls das Zeichen dieses Kreuzes. Percy deutete auf den Monitor.
»Bei den Tempelrittern 'andelte es siisch um eine Schar frommer und edler Recken, die zur Zeit der Kreuzzüge einen 'eiligen Bund schlossen. Sie zogen ins 'eilige Land, erriischte- ten viele Festungen und kämpften gegen die 'eiden. Vor allem aber 'atten sie siisch einer besonderen Aufgabe verschworen: Sie wachten über den 'eiligen Gral!«
»Den Heiligen Gral?« Kaja blickte den Lehrer verwundert an. Offensichtlich hatte sie noch nie etwas von diesem Gral gehört.
»Ja«, bestätigte Percy. »Ein überaus wertvoller Kelsch, der nach alter Überlieferung den Quell des Ewigen Lebens ent'alten soll. Viele Männer 'aben nach ihm gesucht, aber bis 'eute fehlt von ihm jegliische Spur.«
Laura runzelte die Stirn. »Den Quell des Ewigen Lebens, sagst du?«
Percy nickte.
»Dann muss dieser Gral ja so was Ähnliches wie der Kelch der Erleuchtung gewesen sein?«
»Du sagst es, Laura. Namen sind Schall und Rauch, und der wa're Ge'alt der Dinge liegt meist unter der Oberfläsche verborgen.«
Lukas griff sich den Steinbrocken vom Schreibtisch und starrte grübelnd auf das Siegelfragment. Dann wandte er sich an Percy. »Was ich nicht ganz verstehe - wenn diese Tempelritter im Heiligen Land ansässig waren, wie kommt ihr Siegel dann hierher auf Burg Ravenstein?«
»Die Erklärung dafür iist ziemliisch einfach: Reimar von Ravenstein 'atte siisch damals für einige Zeit den Tempelrittern angeschlossen.«
»Weil er den Heiligen Gral bewachen wollte?«
»Nein, mitniischten!« Percy schüttelte den Kopf. »Weil er den Gral stehlen wollte.«
»Echt?«, wunderte sich Lukas. »Und? Ist es ihm gelungen?«
Percy antwortete nicht sofort. Er griff wieder zur Maus, und nach ein paar weiteren Klicks baute sich die Abbildung eines prächtigen Kelches auf dem Monitor auf. Obwohl es sich lediglich um eine Schwarz-Weiß-Darstellung handelte, konnte man erkennen, dass das Gefäß sehr wertvoll sein musste. Es war offensichtlich aus Gold gefertigt und über und über mit Edelsteinen besetzt.
Laura beugte sich vor. Ein seltsamer Glanz trat in ihre Augen, während sie voller Faszination auf den Kelch blickte. »Ist das der Heilige Gral?«, fragte sie leise. Ihre Stimme hatte einen beinahe andächtigen Klang.
Percy wandte sich vom Monitor ab und schaute das Mädchen an. »Nun - zumindest 'at Reimar das geglaubt. Er 'at ihn geraubt und 'ier'er gebracht. In Wahr'eit aber 'andelte es siisch ledigliisch um eine täuschend eschte Kopie, und als der Grausame Ritter von dem Elixier trank, das siisch darin befand, ereilte i'n eine furschtbare Strafe für seinen Frevel: Er begann bei lebendiischem Leibe zu verfaulen.«
Kaja schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Auch Lukas blickte den Lehrer mit unverhohlenem Schrecken an.
Laura aber griff zur Maus und klickte das Druck-Menu des Computers an. Als der Drucker zu summen begann, wandte sie sich wieder an Percy. »Woher weißt du das eigentlich alles?«
Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Lehrers. »Von eurem Vater natürliisch. Ihr wisst doch, dass er sich seit längerer Zeit mit der Geschiischte von Burg Ravenstein beschäf- tiischt und entspreschende Nachforschungen betrieben 'at. Und da wir uns das Arbeitszimmer 'ier geteilt 'aben, 'at er mir 'äufiisch über den Stand seiner Forschungen berischtet.«
Natürlich!, dachte Laura. Hätte ich ja auch von alleine drauf kommen können!
»Und dann?«, fragte sie weiter. »Was geschah dann? Konnte Reimar gerettet werden?«
Percy schüttelte den Kopf. »Nein, mitniischten. Den siischeren Tod vor Augen, machte er seinem grausamen Ruf ein weiteres Mal alle Ehre und entwickelte einen perfiden Plan: Er beschloss, niischt nur den falschen Kelsch mit dem todbringenden Elixier, sondern auch die vier besten seiner Ritter, die in zur letzten Ru'e betten würden, mit in den Tod zu
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