Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
ne'men!«
Während Kaja und Lukas erneut entsetzte Blicke wechselten, spukte der Drucker die Abbildung der Kelchkopie aus.
Laura griff sich den Print, faltete ihn zusammen und steckte ihn ein. Dann wandte sie sich wieder an Percy Valiant. »Wie hat der Grausame Ritter das denn angestellt?«
Percy zuckte mit den Schultern. »Das entzie't siisch leider meiner Kenntnis. Fest ste't nur, dass die vier Männer auf Nimmerwiederse'en in der Gruft verschwunden sind. Und seit'er -«
»- spuken ihre Geister dort herum!«, unterbrach ihn Kaja.
Der Lehrer lächelte. »Vielleischt. Jedenfalls be'auptet man das. Aber misch dünkt, es 'andelt siisch ledigliisch um ein Märschen.«
»Das ist nicht wahr, Percy!«, protestierte Kaja. »Wir haben ihr Heulen nämlich selbst gehört. Stimmt's?« Sie blickte Lukas fragend an, und der nickte. Dann wandte sie sich an die Freundin. »Oder, Laura?«
Laura beantwortete Kajas Frage ebenfalls mit einem Nicken. »Das stimmt wirklich, Percy!«
Doch der war immer noch nicht zu überzeugen. »Iisch möschte keinesfalls in Zweifel zie'en, dass ihr ein 'eulen ge'ört 'abt. Aber mit Siischer'eit stammte es niischt von Geistern!«
»Wieso denn nicht?«, widersprach Laura. »Woher willst du das denn wissen?«
»Euer Vater 'at der Gruft me'rere Male einen Besuch abgestattet. Aber von Geistern 'at er mir nie etwas beriischtet. Und ihr könnt mir glauben, das 'ätte er getan - falls es dort wirk- liisch welsche geben würde!«
Damit hielt er Lukas auffordernd eine Hand entgegen. »Wenn du die große Freundliischkeit 'aben würdest, mir den Stein zu reischen?«
Lukas gab ihm den Steinbrocken aus der Bibliothek. Percy wog ihn kurz in der Hand, um das Gewicht abzuschätzen. Dann hob er den Stein vor das rechte Auge, kniff es leicht zusammen und musterte ihn eingehend. Anschließend tastete er die Oberfläche sorgfältig mit den Fingerspitzen ab, hielt ihn unter die Nase und schnupperte daran. Als Percy die Prüfung beendet hatte, wandte er sich mit einem bedächtigen Nicken an die Kinder. »Das ist eindeutiisch maltesischer Marmor, daran beste'en für miisch niischt die geringsten Zweifel. Der Brocken 'ier muss aus der Grabkammer in der Alten Gruft stammen, denn nirgendwo sonst auf der Burg wurde solsches Gestein verbaut!«
»Echt?«, fragte Lukas überrascht. »Und was -«
Weiter kam er nicht. Im selben Moment wurde die Tür aufgerissen, und Miss Mary eilte in das Arbeitszimmer. Sie wirkte gehetzt, und ihre Miene war angespannt. Als sie Percy erblickte, legte sich ein Ausdruck der Erleichterung auf ihr Gesicht. »Ach, hier bist du«, seufzte sie. »Ich hab dich überall gesucht.«
Percy schaute sie besorgt an. Schon auf den ersten Blick hatte er gesehen, dass etwas passiert sein musste. Er ging ihr entgegen. »Was 'ast du auf dem 'erzen, 'olde Mary?«
Der ängstliche Ausdruck erschien wieder auf dem Gesicht der Lehrerin, und sie schaute Percy hilfesuchend zu. »Komm bitte schnell mit! Der Professor - ich mache mir ernste Sorgen um ihn.«
Laura fuhr zusammen. Während Percy seinen Mantel vom Haken nahm und ihn sich überwarf, trat sie vor Miss Mary hin. »Was ist mit dem Professor?«, fragte sie mit brüchiger Stimme.
»Er hat hohes Fieber und ist kaum noch ansprechbar«, antwortete die Lehrerin. »Und wenn er doch einmal antwortet, redet er nur wirres Zeug. Seine Worte geben keinen Sinn.« Sie wandte sich von Laura ab und schaute Percy eindringlich an. »Kommst du endlich?«
»Iisch eile!«, antwortete dieser und wandte sich an die Freunde. »Iisch bitte um Vergebung, dass iisch eusch keine Gesellschaft me'r leisten kann. Aber iisch fürschte, im Augenblick gibt es für miisch Wischtigeres zu tun!«
Damit folgte er Miss Mary, die bereits wieder zur Tür hinaus war. Laura überlegte kurz, ob sie sich Percy anschließen sollte, doch der bedeutete ihr mit einem schnellen Kopfschütteln, lieber darauf zu verzichten.
Nachdem der Lehrer die Tür hinter sich geschlossen hatte, schauten sich die drei Freunde ratlos an.
»Und jetzt?«, fragte Lukas. »Was machen wir jetzt?«
Kaja warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Nichts!«, sagte sie. »Es ist schon halb zehn; in einer halben Stunde beginnt die Nachtruhe. Das Einzige, was wir jetzt noch tun können, ist, auf unsere Zimmer zu gehen. Oder was meinst du, Laura?«
Laura antwortete nicht. Sie stand vor dem Computer und blickte nachdenklich auf den falschen Gral, der immer noch auf dem Monitor flimmerte. Nach einer Weile drehte sie sich um,
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