Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
die Augen vor dem blendenden Licht, während sie schweigend beobachtete, wie die Sonne ihre Reise am Horizont begann.
»Schau genau hin, Morwena«, sprach der Ritter sie an. »Wenn kein Wunder geschieht, dann ist das das letzte Mal, dass du die Sonne aufgehen siehst.«
Morwena antwortete zunächst nicht. Sie machte einige Schritte auf Pfeilschwinge zu und strich dem Adler sanft über das gefiederte Haupt. Dabei lächelte sie ihn milde an und flüsterte ihm Worte des Danks für Alariks Rettung ins Ohr. Dann erst drehte sie sich um und schaute Paravain mit würdevollem Ernst ins Gesicht.
»Hast du vergessen, was man uns seit Anbeginn der Zeiten lehrt, Paravain? Nur wer aufgibt, hat schon verloren, und solange das Licht noch leuchtet, gibt es noch immer Hoffnung.«
A ls Laura aus dem Schlaf aufschreckte, wusste sie nicht, wo sie sich befand. Verwirrt blickte sie sich in dem schwach erleuchteten Raum um, aber da sah sie auch schon das dicke Eisengitter, und da fiel es ihr wieder ein.
Schnell warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr - es war bereits nach zwölf! Oh, Mann! Wir haben den ganzen Morgen verschlafen und nichts unternommen!
Hastig richtete Laura sich auf, schälte sich aus der Decke und erhob sich von der Pritsche. Dann trat sie zu Kaja und rüttelte sie aus dem Schlaf.
Die Freundin schlug die Augen auf und schaute Laura schlaftrunken an. »Was ist denn los?«
»Aufstehen!«, antwortete Laura. »Frühstück ist fertig!«
Damit deutete sie auf einen kleinen Holztisch in der Nähe der Gittertür. Während sie im Schlaf gelegen hatten, musste jemand ihn hineingeschoben haben. Auf dem Tisch standen ein Krug mit Wasser und zwei Teller mit Brot, Wurst und Käse.
»Wer hat das denn gebracht?«, fragte Kaja erstaunt, während sie sich aufrappelte.
»Keine Ahnung. Stand schon da, als ich aufgewacht bin.«
Kaja reckte sich mit einem lauten Gähnen. Dann schlurfte sie zum Tischchen, griff sich ein Stück Brot und belegte es mit einer dicken Scheibe Wurst. Schon wollte sie davon abbeißen, als Laura plötzlich an ihre Seite sprang und ihr in den Arm fiel.
»Lieber nicht!«, warnte sie.
Kaja sah sie verwundert an. »Warum denn nicht?«
»Hast du schon vergessen, was mit Percy und Miss Mary passiert ist? Nach dem Essen bei Dr. Schwartz mussten sie mit Verdacht auf eine Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden!«
»Ja, schon«, antwortete Kaja. »Aber was hat das denn mit uns zu tun?«
»Überleg doch mal: Quintus und die Taxus haben doch so gut wie zugegeben, dass sie ihnen etwas ins Essen gemischt haben. Wer garantiert uns denn, dass das Gleiche nicht auch mit unserem Frühstück passiert ist?«
»Stimmt«, sagte Kaja und ließ seufzend die Hand mit der Schnitte sinken. »Schade«, sagte sie mit leisem Bedauern. »Ich hab einen Kohldampf, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Als hätte ich schon seit einer Woche nichts mehr zu essen gekriegt!«
»Meinst du, mir geht es anders? Aber es ist bestimmt besser, wenn wir vorsichtig sind.«
»Ist ja gut«, brummte Kaja. Missmutig trottete sie zur Pritsche zurück, ließ sich darauf nieder und schaute Laura mit leichtem Trotz an. »Und? Hast du schon eine Idee, wie wir hier rauskommen können?«
»Nein. Nicht die geringste.«
Laura setzte sich neben die Freundin, stützte den Kopf in die Hände und starrte mit trübem Blick vor sich hin. Auch wenn sie das vor Kaja nicht zugeben wollte, verspürte sie tief in ihrem Inneren bereits Resignation. Sie vermeinte eine nagende Stimme zu hören, die ihr einredete, dass die Lage aussichtslos sei.
Die Mädchen saßen schweigend da und schauten gedankenverloren in das Duster. Nur das Knistern der Fackeln und das Lodern der rußenden Flammen waren zu hören. Von außen drang nicht der geringste Laut zu ihnen.
Schon nach kurzer Zeit konnte Kaja die bedrückende Stille nicht mehr ertragen. Sie spürte die zunehmende Mutlosigkeit, die sich wie eine lähmende Fessel um ihre Freundin legte. Kaja räusperte sich, puffte Laura mit dem Ellbogen in die Seite und bemühte sich um ein hoffnungsvolles Lächeln. »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie aufmunternd. »Lukas fällt bestimmt auf, dass wir verschwunden sind. Er wird mit Sicherheit nach uns suchen.«
Laura schüttelte den Kopf. »Nicht bevor es dunkel wird. Ich hab ihm doch erzählt, dass wir den ganzen Nachmittag über für den Physiktest lernen und erst nach Einbruch der Dunkelheit nach der magischen Pforte suchen wollen!«
»Oh, nö!«, stöhnte Kaja
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