Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
zurückkehrte.
5
Dunkle Mächte
ls Marius Leander zu sich kam, waren die Schmerzen sofort wieder da. Sein Rücken brannte höllisch, und über seine Wangen schienen schmale Rinnsale aus glühender Lava zu laufen. Die grausamen Peitschenhiebe, die ihm einer der Kerkerwärter in der letzten Nacht verpasst hatte, hatten seine Haut zerfetzt, sein Gesicht verunstaltet und seinen Rücken in eine einzige flammende Wunde verwandelt. Er konnte von Glück reden, dass eine mitleidige Magd sich seiner erbarmt hatte. Nachdem der Kerkerknecht endlich von ihm abgelassen und ihn seinem Schicksal überlassen hatte, war sie in sein verdrecktes Verlies gehuscht und hatte sich um seine Verletzungen gekümmert. Sie hatte die Blutungen gestillt, die Wunden gesäubert und sie dann mit einem seltsam aussehenden Brei beschmiert. Auf seine Frage hin hatte sie ihm zugeflüstert, dass es sich um eine Mixtur aus Heilerde und verschiedenen Kräutern handele, die verhindern solle, dass sich die Wunden entzündeten. Denn ein Wundbrand würde den sicheren Tod bedeuten. Das war das Letzte, was er verstanden hatte, bevor er das Bewusstsein verlor.
Marius Leander seufzte. Die Worte der Frau fielen ihm wieder ein. Seine medizinischen Kenntnisse waren zwar nur gering, aber man musste kein Arzt sein, um zu erkennen, dass die Infektionsgefahr in diesem Verlies groß war.
Lebensgefährlich groß.
Seit nunmehr fast einem Jahr wurde er von den Dunklen Mächten in diesem fensterlosen Kerker tief in den Kellern der Dunklen Festung gefangen gehalten. Der niedrige Raum war feucht und verdreckt und wimmelte von Ungeziefer. Flöhe und Wanzen, Kakerlaken und Spinnen leisteten ihm tagsüber Gesellschaft, Ratten und Mäuse waren die Gefährten seiner Nächte. Bei den Wunden, die ihm der sadistische Wärter zugefügt hatte, schien eine Infektion unausweichlich zu sein. Marius Leander konnte nur hoffen, dass die geheimnisvolle Mixtur tatsächlich Wirkung zeigen würde. Aber wahrscheinlich war das sowieso egal. Selbst wenn er die Folgen der Schläge überstehen sollte, würde er wahrscheinlich bei lebendigem Leibe in diesem Kerker verrotten.
Wer sollte ihn auch befreien?
Wieder ließ Marius ein lautes Stöhnen hören. Er hatte keine Ahnung, wie lange er bewusstlos gewesen war. In seinem Verlies herrschte ständig ein dämmeriges Zwielicht, sodass ihm längst jegliches Zeitgefühl verloren gegangen war. Auch den schwefeligen Gestank, der in der ersten Zeit häufig einen kaum zu unterdrückenden Brechreiz und starke Übelkeit bei ihm erzeugt hatte, nahm er schon fast nicht mehr wahr. Nur die unerträgliche feuchte Hitze des Kerkers machte ihm immer noch zu schaffen. Wahrscheinlich würde er sich nie daran gewöhnen. Bäche von Schweiß strömten ihm über das Gesicht, und ein quälender Druck lastete auf seiner Brust. Mühsam rang er nach Luft. Die Zunge im Mund fühlte sich an wie eine verfilzte alte Socke. Er hatte Durst, schrecklichen Durst. Hoffentlich war noch Wasser in dem Krug, der auf dem groben Holztisch in der Nähe des Gitters stand.
Ächzend quälte sich Marius Leander von seinem Lager hoch, das mit modrigem Stroh bedeckt war. Im ersten Moment kam es ihm so vor, als sei sein ganzer Körper ein einziger stechender Schmerz. Jede Faser brannte wie das reinste Höllenfeuer. Nachdem er sich den ersten Schritt abgerungen hatte, ließen die Schmerzen etwas nach. Ganz behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen und schlurfte mühsam auf den Holztisch zu. Seine nackten Füße verursachten tapsende Geräusche auf dem rohen Steinfußboden, eine Spinne krabbelte über den rechten Fußrücken, und eine Maus huschte aufgeregt umher und verschwand in ihrem Loch.
Vom Gang war die Kerkerzelle durch ein enges Gitter aus armdicken Eisenstäben getrennt. Die Tür, die sich darin befand, war mit zwei Schlössern gesichert. An ein Entkommen war nicht zu denken - zumal Marius Leander sich unter ständiger Aufsicht befand. Eine Fackel flackerte in einem Halter an der Wand vor dem Verlies. Sie erhellte den Gang und tauchte auch den größten Teil der Zelle in ein schummriges Licht. Unter der Fackel stand ein kleiner Tisch mit zwei Holzschemeln, auf denen für gewöhnlich die beiden Kerkerwärter saßen. Jetzt aber döste nur einer der grobschlächtigen Kerle am Tisch vor sich hin.
Wahrscheinlich inspizierte sein Kumpan, der das linke Bein etwas nachzog, gerade die anderen Kerker und vergewisserte sich, dass alles seine Ordnung hatte und alle Gefangenen im
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