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Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra

Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra

Titel: Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra Kostenlos Bücher Online Lesen
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in der Nacht war, konnte die Heilerin schon von ferne erkennen, dass sie mittlerweile fertig gestellt war. Ihre Hoffnung auf eine Abkürzung hatte sich erfüllt. Wie ein eingelöstes Versprechen schimmerte ihr das Holzbauwerk im hellen Licht der beiden Monde entgegen. Stolz und kühn spannte die Brücke sich über die gurgelnden Fluten. Dank der dicken Stützpfeiler und soliden Planken wirkte sie dennoch viel vertrauenswürdiger als so manche schnell errichteten Stege, die andernorts die Reisenden um ihr Leben fürchten ließen. Sie schien für die Ewigkeit gebaut zu sein.
    Ungeduldig lenkte Morwena ihr Zweihorn auf die Brücke zu. Hier, dicht am Ufer, brausten die Wasser so laut, dass das Heulen des Windes und das Fiepen der Swuupies in den nahen Auenwäldern ebenso übertönt wurden wie die schaurigen Rufe der Nachtpfeifer.
    Unmittelbar vor der Brücke scheute Feenbraut. Sie wieherte und scharrte aufgeregt mit den Hufen.
    Morwena konnte ihr Reittier nur zu gut verstehen. Sie waren den ganzen Tag und die halbe Nacht hindurch geritten, und der lange Ritt hatte Feenbraut erschöpft. Eine Rast war längst überfällig. Sie tätschelte dem Zweihorn zärtlich den Hals und flüsterte matt: »Ich weiß, Feenbraut, auch ich würde mich jetzt lieber ausruhen, aber wir müssen weiter. Elysion braucht meine Hilfe, und wir werden auf Hellunyat ungeduldig erwartet.« Dann schnalzte sie mit der Zunge, um das Zweihorn anzutreiben.
    Aber Feenbraut blieb störrisch und rührte sich nicht. Sie schnaubte und prustete nur. Die beiden Elfenbeinhörner auf ihrer Stirn glänzten im Mondlicht.
    Morwena war verwundert. Ein derart widerspenstiges Gebaren war sie von ihrem Reittier nicht gewohnt. Schon fragte sie sich, ob Feenbraut Gefahr wittern mochte, als ihr einfiel, dass es die neue Brücke sein musste, die das Zweihorn so verunsicherte.
    »Schon gut, Feenbraut, schon gut.« Morwena strich dem Zweihorn beruhigend über den Hals. »Du brauchst keine Angst zu haben. Auch wenn wir die Brücke nicht kennen - sie wird uns sicher tragen.«
    Das Zweihorn wieherte erneut, schüttelte den Kopf und bewegte sich nicht von der Stelle.
    Morwena wurde langsam ungeduldig. »Jetzt stell dich nicht so an, Feenbraut!«, sagte sie hörbar verärgert. »Wir haben keine Zeit für solche Spielereien. Jeder Augenblick ist kostbar!«
    Da erregte eine Bewegung am anderen Ufer Morwenas Aufmerksamkeit. Eine dunkle Gestalt näherte sich auf dem Weg zur Brücke. Die Heilerin kniff die Augen zusammen, um sie besser sehen zu können. Es war eine alte Frau, eine Bäuerin, der einfachen Kleidung nach zu urteilen. Sie trug eine
    Kiepe auf dem Rücken. Die Last war offensichtlich schwer, denn sie ging vornübergebeugt und schleppte sich mühsam auf die Brücke zu.
    Mitleid für die arme Alte, die nicht einmal in der Nacht zur Ruhe kam, rührte Morwenas Herz.
    Als die Bauersfrau an der Brücke angelangt war, griff sie an das Geländer und stützte sich darauf, während sie sich mit kleinen Schritten auf die Heilerin und ihr Reittier zu bewegte.
    »Siehst du, dein Misstrauen ist vollkommen fehl am Platze!«, raunte Morwena dem Zweihorn zu.
    Feenbraut prustete und beäugte die Alte, die sich schwerfällig näherte. Ihr Anblick schien das Zweihorn zu beruhigen. Es setzte sich in Bewegung und betrat die Brücke.
    Die Heilerin war erleichtert. Endlich, dachte sie. Endlich wird Feenbraut vernünftig.
    Bedächtig trabte das Zweihorn über die Brücke. Die Planken polterten dumpf unter seinen Hufen. Die Wasser des Donnerflusses rauschten, die Schaumkronen auf den Wellen leuchteten fahl im Licht der Monde.
    Die alte Bauersfrau schien das Zweihorn und seine Reiterin nicht zu bemerken. Von der Last der Kiepe niedergedrückt, kämpfte sie sich vorwärts. Selbst als sie nur noch ein kurzes Stück entfernt war und den Hufschlag hören musste, hob sie den Kopf nicht.
    Die arme Alte wird taub sein, dachte Morwena - als sich die Brücke unter ihr urplötzlich in nichts auflöste.
    Morwena und Feenbraut stürzten in die Tiefe, und der entsetzten Heilerin blieb keine Zeit, sich zu vergegenwärtigen, dass sie auf ein teuflisches Blendwerk der Dunklen Mächte hereingefallen war. Sie hatte sich diese Brücke so sehnlichst gewünscht, dass es ein Leichtes gewesen war, sie mit einer Scheinbrücke zu täuschen.
    Die Fluten des Donnerflusses schlugen über Morwena zusammen, und die eisige Kälte durchflutete ihren Körper wie ein tödlicher Schmerz, als sie von der gefährlichen Strömung

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