Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
würde sie Papa nicht Wiedersehen. Nie mehr! Und ihr Vater war ihr wichtiger als alles andere auf der Welt.
Am Freitag nach dem Mittagessen meldete sich Sayelle per Handy bei Laura und teilte ihr mit, dass sie wegen eines wichtigen Interviews mit einem Wirtschaftsboss für ein paar Tage verreisen müsse. Laura und Lukas konnten am Wochenende also nicht nach Hause kommen und mussten im Internat bleiben. Laura hätte am liebsten laut gejubelt über diese Nachricht ihrer Stiefmutter, die ihr mehr Zeit zur Suche gab.
Aber leider war selbst nach dem Ende des Unwetters nicht daran zu denken, die Suche fortzusetzen. Der Park und die Umgebung von Ravenstein waren so feucht, dass man fast bis zu den Knöcheln im Boden versank, wenn man einen Fuß irgendwohin setzte. Laura musste erst warten, bis alles einigermaßen abgetrocknet war - wodurch wiederum kostbare Zeit verloren ging. Und so verstrich das gesamte dritte Adventswochenende ungenutzt, was Laura so sehr verstimmte, dass sie keine rechte Lust zum Mathepauken mehr aufbrachte.
Außerdem klammerte sie sich an die Hoffnung, bis zum Mathetest das Gedankenlesen so weit zu beherrschen, dass sie sich in Pickel-Paules Gehirn einklinken konnte. Das Mathegenie würde mit Sicherheit die richtigen Lösungen wissen! Selbst wenn sie nur einen Teil seiner Gedanken lesen konnte, würde sie auf diese Weise den besten Test seit Jahren schreiben. Insgeheim freute Laura sich schon auf das dämliche Gesicht, das Pinky Taxus machen würde, wenn sie ihre Testergebnisse zu Gesicht bekam!
Am Sonntagnachmittag bekam Laura den ersten praktischen Unterricht von Percy. Zumindest beinahe.
»Du musst versuchen, in den Tunnel zu kommen!«, erklärte ihr der Lehrer im ruhigen Turmzimmer.
»Hä?« Laura musste wohl ein ziemlich dämliches Gesicht machen, den Percy lachte unwillkürlich.
»Natürliisch!«, sagte er, immer noch schmunzelnd. »Als guter Läuferin müsste dir dieser Ausdruck doch gewärtiisch sein, oder?«
Da erst verstand Laura, was Percy meinte. Mit »Tunnel« - manche nannten es auch »Zone« oder »Flash« - bezeichneten Läufer jenen fast tranceartigen Zustand, in den sie gelegentlich gerieten, wenn sie bei langen, anstrengenden Läufen den Zustand der vermeintlichen Erschöpfung überwanden und einfach weiterrannten. Viele fühlten sich dann wie im Rausch und völlig losgelöst von der irdischen Schwere. Andere meinten zu schweben und fühlten sich geradezu euphorisch - weshalb sie immer wieder aufs Neue versuchten, in diesen Tunnel zu kommen.
Und genau den gleichen Zustand musste man erreichen, wenn man zu einer Traumreise aufbrechen wollte. Jedenfalls behauptete Percy das.
Laura blickte ihn skeptisch an. »Sie ... ähm ... du ...« - natürlich hatte auch der Sportlehrer darauf bestanden, dass Laura ihn duzte und mit seinem Vornamen anredete - »Du meinst, man kann sich in diesen Zustand versetzen, ohne dass man vorher läuft?«
»Natürliisch! Dursch ganz bestimmte Atemtechniken zum Beischpiel! Lass es uns einfach versuchen.«
Es klappte besser, als Laura gedacht hatte. Wobei ihr sicherlich hilfreich war, dass sie diesen Tunnel-Zustand vom Laufen her kannte.
»'ervoragend! Süperb!«, lobte Percy überschwänglich. »Müsch dünkt, du 'ast ein natürliisches Talent für das Traumreisen!«
Percy wollte ihr gerade eine weitere Übung erklären, als Attila Morduk ins Turmzimmer polterte. Dr. Schwartz würde überall nach Percy suchen, teilte er dem Lehrer kurz angebunden mit. Auf Percys Frage nach dem Grund brummte er nur: »Weiß ich doch nicht. Aber ich an Ihrer Stelle würde sofort zu ihm gehen. Wenn Dr. Schwartz euch hier erwischt, ist der Teufel los!«
Percy war wenig begeistert von dem offensichtlichen Störmanöver des Dunklen, musste sich aber fügen.
Attila Morduk warf Laura noch einen finsteren Blick zu, bevor er mit Percy das Turmzimmer verließ, und Laura bekam es plötzlich mit der Angst zu tun.
Mit diesem Typen ist sicherlich nicht zu spaßen, dachte sie. Kein Wunder, dass er den Büttel für Dr. Schwartz macht!
Am Montag hatte der Wind den Boden endlich so weit getrocknet, dass man sich wieder ins Freie wagen konnte. Als Laura Kaja allerdings vorschlug, sich nach dem Essen mit Lukas am Drudensee zu treffen, schaute die sie ganz entgeistert an.
»Zum Drudensee? Heute? Ich dachte, wir wollten heute endlich mal Mathe lernen?«
»Das können wir doch morgen auch noch!«
Kaja schüttelte missbilligend den Kopf. »Ich versteh dich einfach
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