Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
leisen »Wusschh« erlosch die Flamme.
Laura schüttelte ungläubig den Kopf. Wie machte der Professor das nur?
Ein Lächeln hatte sich auf das Gesicht des alten Mannes gelegt, als er fortfuhr: »Und noch viel schwerer ist dieses hier!«
Erneut wandte er seinen Blick der weißen Holzkugel zu, die vor Laura auf dem Tisch lag. Das Mädchen hatte den Eindruck, als verengten sich seine Pupillen leicht. Er fixierte die hölzerne Kugel mit einer derartigen Intensität, als wolle er durch sie hindurchschauen. Nach nur wenigen Augenblicken wurde die Kugel erneut von einem Zittern erfasst. Doch was dann geschah, ließ Laura unwillkürlich die Luft anhalten: Die Kugel löste sich von der Tischplatte und begann, wie von unsichtbaren Fäden gezogen, langsam in die Höhe zu steigen! Höher stieg sie und höher, bevor sie in der Luft verharrte.
Mit offenem Mund starrte Laura auf die Kugel, die direkt vor ihr einen knappen Meter über dem Tisch schwebte.
Das war doch nicht möglich!
»Nein!«, flüsterte Laura überwältigt. »Nein.«
Die Worte waren kaum über ihre Lippen gekommen, als die Schwerkraft urplötzlich die Herrschaft über die Kugel zurückerlangte und diese mit lautem Poltern wie ein Stein auf den Tisch knallte. Laura bemerkte noch, dass die Wucht des Aufpralls eine kleine Delle im Holz hinterließ, aber dann wurde ihre Aufmerksamkeit auch schon von Professor Morgenstern in Anspruch genommen. Er war auf dem Stuhl zusammengesunken und hatte das Bewusstsein verloren.
Hastig sprang Laura auf, eilte auf den Ohnmächtigen zu und beugte sich besorgt über ihn. Der Professor atmete noch, sie konnte seinen Herzschlag fühlen. Wahrscheinlich nur ein Schwächeanfall, aber es war besser, wenn sich jemand um ihn kümmerte, der sich mit diesen Dingen auskannte.
»Mary!«, rief Laura. »Bitte, Mary, schnell!«
Aber da wurde die Zimmertür auch schon aufgerissen, und Mary Morgain eilte herbei. Auch sie vergewisserte sich, ob der Professor noch atmete, und fühlte seinen Puls. Sie schob ein Augenlid zurück und blickte ihm in die Pupille. Dann schien sie beruhigt.
»Keine Angst, Laura. Nur eine kleine Ohnmacht, er wird bald wieder zu sich kommen. Ich kümmere mich um ihn, und du gehst jetzt am besten, damit du rechtzeitig auf deinem Zimmer bist. Gute Nacht, Laura.«
»Gute Nacht, Mary.«
Als Laura die Tür erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um. Der Professor hing immer noch ohnmächtig im Stuhl. Mary Morgain hielt ihm ein Fläschchen unter die Nase. Als Laura das fahle Gesicht des alten Mannes sah, wurde ein entsetzlicher Gedanke Gewissheit: Der Professor war viel schlimmer erkrankt, als sie geahnt hatte.
Professor Aurelius Morgenstern war krank bis auf den Tod.
D er Hüter des Lichts stöhnte leise. Sofort trat Paravain an sein Lager und beugte sich besorgt über ihn.
»Was habt Ihr, Herr?«, fragte der junge Ritter. »Habt Ihr Schmerzen?«
Doch der Hüter des Lichts antwortete nicht. In eine tiefe Ohnmacht versunken, lag er auf der Schlafstatt seiner schlichten Kammer und nahm nichts von dem mehr wahr, was um ihn herum vorging.
»So antwortet doch, Herr!« Paravains Stimme hatte einen flehenden Klang.
Alienor, die auf einem Schemel neben Elysions Lager saß, räusperte sich. »Er ... er kann Euch nicht hören«, sagte das Mädchen zögernd. »Der Trank aus Schlummerwurz und Güldenkraut, den ich ihm verabreicht habe, lindert nicht nur das Fieber, sondern schenkt auch einen erholsamen Schlaf.«
»Aber das rettet ihn nicht!«, brauste der Ritter auf. »Du siehst doch, dass er mit jeder Stunde schwächer wird!«
Alienor errötete und senkte den Kopf. »Tut mir Leid, Herr«, flüsterte sie. »Aber mehr kann ich nicht tun. Ich bin doch nur eine Schülerin.«
Voller Verzweiflung schüttelte Paravain wieder und wieder den Kopf und hämmerte sich mit der Faust an die Stirne. »Wenn Morwena doch hier wäre!«, stöhnte er. »Sie könnte ihm bestimmt helfen! Ganz bestimmt!«
Alienor schluckte, entgegnete aber nichts, während der Ritter unruhig in der Kammer auf und ab zu wandern begann.
Mit einem Male waren draußen hastige Schritte zu hören. Augenblicke später sprang die Türe auch schon auf, und eine Frau in einem schlichten weißen Gewand trat in die Kammer.
»Morwena! Endlich!« Ein Strahlen ging über das Gesicht des Ritters, als er auf die Heilerin zu eilte, um sie mit einer Umarmung zu begrüßen.
»Es ging nicht schneller, Paravain, ich bin aufgehalten worden.« Die Heilerin löste sich aus
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